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Malawi und Simbabwe

Im südlichen Afrika herrscht Hunger. Brendan Paddy von der Hilfsorganisation "Save the Children", lässt die Warnsirenen schrillen:

Frank Räther |
    Wir sprechen von 19 Millionen Menschen, die vom Hunger bedroht sind. Ohne Zweifel brauchen wir ein umfassendes internationales Eingreifen, um eine Hungerkatastrophe zu verhindern, wie wir sie einst in Äthiopien hatten, an die sich noch viele erinnern können.

    Hier in der Kinderstation des Zentralkrankenhauses von Lilongwe, der Hauptstadt Malawis, werden über drei Dutzend ausgemergelte Kinder intensiv ernährt, um sie am Leben zu erhalten. Die schmalen Gesichter der Kleinen, die an ihrem Brei löffeln, den das Welternährungsprogramm der UNO spendete, machen einen erschreckenden Eindruck. Schwester Banda kann oft schon nicht mehr helfen:

    Die meisten sterben hier. Sie werden gebracht, wenn es schon zu spät ist.

    Die Kinder, die hier liegen, kommen aus der Umgebung der Hauptstadt, wo in den Dörfern der Mais ausgegangen ist. Auch im benachbarten Simbabwe ist Mais Mangelware. Betroffen sind ebenso Gebiete in Mosambik, Sambia, Swaziland und Lesotho.

    Doch wer die Hungergebiete aufsucht, wird zwei Dinge feststellen: Erstens sind die Zahlen viel zu hoch gegriffen. Und zweitens spielen Dürre und Überschwemmungen eine geringere Rolle als zahlreiche hausgemachte Gründe für den Hunger.

    Zunächst zu den Zahlen. Hier jonglieren vor allem Hilfsorganisationen, die dringend Spendenmittel brauchen, mit immer höheren Werten. Erst war von drei Millionen die Rede, dann von sechs, nun beim Welternährungsprogramm der UNO von 12 – und Paddy nennt sogar 19 Millionen. Fast klein geschrieben fügen sie alle meist erst am Ende hinzu, dass dies Hochrechnungen für das nächste Jahr sind, nicht aber die gegenwärtige Situation.

    Die entsprechenden Regierungen machen in Erwartung von Hilfeleistungen dieses Spiel mit. Es wird gehungert, aber längst nicht in den genannten Größenordnungen. Wenn es konkret wird, sehen die Zahlen und die wirkliche Situation anders aus. In den genannten sechs Ländern gab es eine Minderernte von etwa 20 bis 25 Prozent. Dies erklärt auch Aleke Banda, der Landwirtschaftsminister von Malawi, dem nach Simbabwe am stärksten betroffenen Land:

    Die Ernte in diesem Jahr betrug etwa 1,6 Millionen Tonnen. Das sind 400.000 Tonnen zu wenig.

    Diese Missernte schafft somit Mangel. In Malawi sind von wirklichem Hunger gegenwärtig einige Tausend betroffen. Dies sind vor allem Dorfbewohner, deren zu große Familien von einem zu kleinen Feld leben, die normalerweise schon darben und die somit jede auch noch so geringe Minderproduktion in den Hunger stößt.

    Dabei gibt es überall in den Supermärkten Maismehl zu kaufen. Doch die meisten, die sich normalerweise von ihren Feldfrüchten ernähren, erwirtschaften kaum Bargeld. Und weil sie ohne Geld sind, können sie sich keinen Mais kaufen.

    Malawis Landwirtschaftsminister Aleke Banda gibt die offizielle Lesart aus, warum es zur jetzigen Hungersituation gekommen ist:

    Als der Mais in sein Reifestadium kam, gab es in vielen Regionen eine Dürre. Und in anderen Gebieten kam es zu Überschwemmungen. Das Wetter hat die Katastrophe bei uns hervorgerufen.

    Doch das stimmt in diesem Ausmaß nicht. Denn Dürre und Überschwemmungen haben nur zu einer Minderernte geführt, nicht aber zur Katastrophe. Diese ist – und damit kommen wir zum zweiten eingangs genannten Problem – hausgemacht: Durch Misswirtschaft der Herrschenden, Bevölkerungsexplosion, rückständige Agrarmethoden und ein unkoordiniertes Verhalten internationaler Organisationen. Malawis Gesundheitsminister Yusuf Mwawa:

    Wir sind schon seit 40 Jahren unabhängig, aber wir hängen noch immer von der Unterstützung der internationalen Gemeinschaft ab, auch in der Nahrungsmittelproduktion.

    Mit anderen Worten, sowohl die Regierung als auch die Hilfsorganisationen haben keine wirkliche Entwicklung Malawis erreicht. Trotz Milliardenausgaben ist es weiterhin rückständig und arm. Bis heute hat sich – außer beim Tabakanbau für den Export – in Malawi keine kommerzielle Landwirtschaft herausgebildet, das heißt der Anbau von Nahrungsmitteln für den Markt. Das aber ist – in Afrika wie überall in der Welt – der erste Schritt zur Entwicklung und zur Beseitigung des Hungers.

    Denn mit Hacke und Buschmesser kann eine Familie nicht mehr als einen halben Hektar bearbeiten. Wenn die gesamte Fläche mit Mais angebaut wird, aber weder Dünger noch Bewässerung genutzt wird, wie in den meisten Fällen, dann ergibt dies eine Jahresernte von 300 Kilogramm, das sind sechs Säcke á 50 Kilo. Und das reicht nicht, wie Christoph Messinger von der deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GTZ, die zahlreiche Projekte in Malawi betreibt, feststellt:

    Man muss mindestens zwölf bis dreizehn Säcke haben für eine normale Familie, ums übers Jahr zu bringen. Das ist per se eine Defizitsituation.

    Schon vor zehn Jahren waren 50 Prozent der Malawis unterernährt, genauso viel sind es nach Angaben von Gesundheitsminister Mwawa auch jetzt. Also keine Veränderung. Nicht Dürre und Überschwemmungen schaffen die katastrophale Nahrungsmittelsituation, zeigt dies, sondern die Nichtentwicklung des Landes und das Beibehalten rückständigster Anbaumethoden.

    Dabei lässt sich, wenn man von der Mais-Monokultur abgeht, auch von einem halben Hektar nicht nur eine Familie ernähren, sondern sogar eine kleine Marktproduktion betreiben – selbst jetzt in Zeiten der Dürre.

    Ein Beispiel: Francis Nkhoma, der auf seinem Feld mit Beratung der GTZ sowohl außer Mais auch Kohl und Erbsen anbaut und außerdem Reis und Tomaten als Zwischenfrüchte, und der mit einer Gießkanne seinen Acker jeden Tag aus einem Bohrloch bewässert, zeigt, dass Hunger in Malawi nicht nötig ist.

    Ich bin nicht hungrig. Ich habe sogar Maisreserven. Meine Landsleute sollten es auch so machen wie ich und den Boden besser nutzen. Sie brauchen nicht hungern, wenn sie sich endlich Kenntnisse aneignen, wie man unser Land effektiver bewirtschaften kann.

    Christoph Messinger erläutert, wie Francis mit einer nur leicht verbesserten Nutzung seines Bodens, was ihm auch ein Ausreifen des Maises brachte, den jetzigen Hungerzyklus durchbrochen hat:

    Der konnte es ausreifen lassen. Die anderen hatten sehr früh nichts zu essen in der Saison. Das heißt, sie haben gewartet bis der Mais nur irgendwie halbwegs brauchbar aussah und haben ihn also mehrere Wochen zu früh vom Feld geholt, um selber etwas zum Essen zu haben. Und sie haben alles runtergenommen, weil sie Angst hatten, wenn sie was drauflassen, dann klaut es ihnen jemand über Nacht. Und in einer Nacht kann leicht mal ein halbes Feld abgeerntet werden. Für Malawier ist diese Angst vor Diebstahl dann auch ein Grund dafür gewesen, dass sie dann wirklich alles abgeerntet haben. Und dann schrumpelt der Mais, die Körner sind nicht voll und der Nährwert ist sehr viel geringer als er hätte eigentlich sein können. Das heißt: Vom natürlichen set up hätte es eine Superernte sein müssen und durch dieses carry-over-problem vom letzten Jahr mit dem Hunger in der Regenzeit ist diese Ernte zerstört worden.

    Dennoch hätte sich Malawi retten können. Denn es hatte aus den guten Erntezeiten der Vorjahre eine Maisreserve von über 160.000 Tonnen aufgebaut. Da Malawi ein Binnenland ist und bis zu den Häfen Nacala, Beira, Durban und Daressalam zwischen 500 und mehr als 2.000 Kilometer zu überwinden sind, macht eine im Lande vorhandene und somit schnell verteilbare Reserve Sinn. Doch für Europäer und Amerikaner ist dies schwer begreifbar. Sie meinen, dass Geldreserven auf einer Bank zum Import in Notzeiten besser und effektiver seien als die Maissilos. Zudem, wenn außerdem Malawis Regierung die Maisreserve mit einem Bankkredit in Höhe von etwa 100 Millionen Euro finanzierte - bei einer jährlichen Zinsrate von über 50 Prozent.

    Die ausländischen Geldgeber, die auch stark den jährlichen Staatshaushalt Malawis unterstützen, setzten sich durch. Landwirtschaftsminister Banda erklärt, warum die Reserve jetzt nicht mehr da ist.

    In unseren regulären Diskussionen mit der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds, wurden wir angewiesen – und alle sagten dies – dass die Reserven zu teuer sind und wir sie abschaffen sollten. Deshalb verkauften wir den Mais nach Kenia.

    Das ist die offizielle Lesart, die der Minister gibt. Aber niemand hat in Malawi die über 4.000 Lastwagen gesehen, die nötig sind, um den Mais nach Kenia zu schaffen. Außerdem hat Kenia schon seit einiger Zeit sehr gute Ernten und braucht keine Importe. Stattdessen hält sich hartnäckig das Gerücht, dass der Mais nicht aus dem Land geschafft wurde, sondern die Minister sich selbst daran kräftig bereicherten. Sie hätten das Kilo für fünf Kwacha gekauft und es dann für 30 verkauft. 600 Prozent Gewinn immerhin.

    Also ist das Fehlen der Reserve, die jetzt im wahrsten Sinne des Wortes lebensrettend wäre, eine Kombination von Misswirtschaft und Korruption der Herrschenden sowie fragwürdigen Anweisungen von Weltbank und Währungsfonds.

    Auch sonst müssen sich UNO-Organisationen in Malawi den Vorwurf gefallen lassen, an der Krisensituation mit Schuld zu sein, wie Entwicklungshelfer Messinger erläutert.

    Das wurde von denen einerseits natürlich von der FAO und der Weltbank ja sehr stark gepuscht in den 60er und 70er Jahren: Hybrid-Mais und grüne Revolution. Es ist auch eigentlich unsere Schuld, dass das so ist. Und erst über Weltbank, FAO ist der Mais hier ganz stark reingepuscht worden. Hybrid-Mais mit Fertilizer. Und wir nehmen ihnen jetzt die Konzession weg.

    Hybridmais bringt zwar höhere Erträge, braucht aber Dünger, Fertilizer, die der Staat lange Zeit subventionierte. Doch dann drängten Weltbank und Währungsfonds darauf, die Subventionen zu beseitigen, weil sie für den Staat zu teuer sind. Ohne Subventionen aber kann sich kaum jemand den Dünger leisten. So brach die Düngemittelproduktion im Lande wegen mangelnder Nachfrage zusammen. Und ohne Dünger sank der Ertrag beträchtlich auf den Maisfeldern Malawis. Die internationale Einmischung hat somit unter dem Strich mehr geschadet als genutzt. Messingers Kollegin Christa Roth kommt zu einem vernichtenden Ergebnis:

    Wenn man auf Hybrid-Saatgut geht und Dünger dazu kauft, dann hat man unter Umständen höhere Kosten und das Risiko noch dazu, ob die Ernte was wird oder nicht, als wenn man den Mais gleich kauft. Das hängt einfach da dran, dass – wenn ich Hybrid-Mais kaufe – ich jedes Jahr neuen Mais kaufen muss und Hybrid-Mais wächst nicht ohne Dünger. Das heißt: Wenn ich viel Geld für Saatgut ausgebe, aber keinen Dünger dazu kaufe, dann kann ich mir das Geld für das Saatgut gleich sparen.

    Auch die Versorgung der Kleinbauern mit einem sogenannten Starterpaket durch die Regierung wurde untersagt, klagt der malawische Landwirtschaftsminister. Dies waren Saatgut und Dünger.

    Die meisten Menschen bei uns sind sehr arm. Die können sich importiertes Saatgut und Dünger nicht leisten. Aber die internationalen Geberländer weigerten sich, das Unterstützungsprogramm über längere Zeit zu finanzieren, sie kürzten es und schafften es schließlich ab. Das trug sehr stark dazu bei, dass es in den letzten zwei Jahren zu Minderernten kam.

    Und schließlich trug auch noch die starke Orientierung auf Mais als Grundnahrungsmittel zur jetzigen Katastrophe bei. Nur Mais ist richtiges Essen, ist immer wieder in Malawi zu hören. Kartoffeln, Maniok oder Reis gelten als Imbiss. Und Gemüse oder Obst werden auch nicht als Nahrung akzeptiert. Nur Mais. Ausschließlich.

    Und da 80 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche einmal im Jahr mit der Körnerfrucht angebaut werden, gibt es ein permanentes Unterernährungsproblem in Malawi. Gesundheitsminister Mwawa gesteht ein:

    Selbst in Jahren von Rekordernten sind 50 Prozent der Menschen bei uns unterernährt. Das Problem ist, dass sie nicht wissen, wie sie andere Dinge als Mais zubereiten und welche Nahrung überhaupt für sie nutzbar ist.

    Die deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit versucht hier Abhilfe zu schaffen. Wenn es auch etwas seltsam klingt, dass nicht die eigenen Leute, sondern Ausländer – in diesem Fall Deutsche, die aus einer völlig anderen Agrarumgebung kommen, Ratschläge geben, so ist das Projekt in Mulanje doch sehr wichtig, da es die einseitige Orientierung auf Mais abbaut. Den dortigen Kleinbauern wird gezeigt, was sonst noch alles bei ihnen auf dem sehr fruchtbaren Boden wächst und wie man daraus vollwertige und schmackhafte Nahrung zubereiten kann.

    Dadurch erweitere ich, diversifiziere ich das Nahrungsangebot – nicht indem ich mehr anbaue, sondern indem ich ihnen einfach zeige, wie sie die Ressourcen, die da sind, einfach besser nutzen können.

    Christa Roth von der GTZ konnte dabei schon in der Region, wo sie tätig ist, Erfolge feststellen:

    Vor fünf Jahren, als das Projekt anfing, hatten wir Kinder messen lassen – und zwar kann man chronische Mangelernährung am besten dadurch nachweisen, dass die Kinder kleinwüchsig sind. 65 Prozent der Kinder, die wir am Anfang, bevor das Projekt richtig angefangen hatte, gemessen hatten, waren nicht der Normgröße entsprechend, also chronisch unterernährt. Und wir hatten jetzt die gleiche Untersuchung gemacht und wir hatten jetzt nach fünf Jahren eine Rate von ungefähr fünfzig Prozent.

    Das heißt, Malawi muss nicht hungern. Aber es muss sich endlich entwickeln. Die Menschen selbst sind dafür zuständig und die eigene Regierung. Die aber hat bisher das Beispiel der GTZ von Mulanje noch nicht im Lande weiterverbreitet. Somit bleibt die Aufklärungsarbeit der Deutschen isoliert.

    Obwohl Hunderte internationale Hilfsorganisationen in Malawi aktiv sind, gibt es keine wirksame Abstimmung ihrer Projekte. Jeder macht irgendwo etwas, eine Verzahnung findet nicht statt – und damit verpufft die Wirkung, kommt es zu keiner wirklichen Entwicklung, die die Menschen dort selbst in die Hand nehmen können. Dies betrifft nicht nur Malawi, sondern die meisten afrikanischen Staaten, in die seit ihrer Unabhängigkeit weit über 200 Milliarden Dollar geflossen sind, ohne die Länder wirklich voranzubringen.

    Schlimmer noch: Um ihre eigene Herrschaft zu sichern, nehmen einige afrikanische Politiker sogar die Zerstörung des eigenen Landes und die Schaffung einer permanenten Hungersituation in Kauf. Am deutlichsten wird dies gegenwärtig in Simbabwe, das bisher der Brotkorb Afrikas war. Die Überschüsse wurden hier von der kommerziellen Landwirtschaft erzielt – so wie es überall in Afrika sein könnte, wenn endlich die Subsistenz-Wirtschaft als dominierender Agrarzweig beendet wird. Doch da er den Menschen nichts mehr bieten kann, zerschlägt Präsident Robert Mugabe die kommerzielle Landwirtschaft in seinem Land und will das Land in kleinen Parzellen Hunderttausenden Kleinstbauern geben, hoffend, sich so Stimmen zu sichern.

    Ergebnis: Weil die weißen großen Bauernhöfe besetzt wurden und die Farmer an Aussaat und Ernte gehindert werden, stürzt Simbabwe in eine bisher beispiellose Hungerkatastrophe. Die Erträge sind auf fast die Hälfte gefallen – und so werden nach Angaben von Sozialminister July Moyo acht der zwölf Millionen Simbabwer von einer Hungersnot bedroht.

    Problematisch ist, dass Hilfsorganisationen wie "Save the Children" diese hausgemachte Katastrophe herunterspielen, wie aus den Worten ihres Sprechers Brendan Paddy hervorgeht:

    Die Besetzung von einigen kommerziellen Farmen hat Auswirkungen. Aber das ist nur zweitrangig. Die Hauptursache ist das Wetter.

    In Simbabwe sind nicht einige, sondern fast alle kommerziellen Farmen enteignet worden. Und nicht genug damit. Präsident Mugabe nutzt sogar die Lieferung von Nahrungsmitteln als eine politische Waffe, wie die Dänin Shari Eppel bei einer Studie für die Organisation "Ärzte für Menschenrechte" feststellte:

    Die Regierung versucht, die Nahrungsmittelverteilung zu kontrollieren. Nahrung ist zu einer politischen Waffe in diesem Land geworden. Wer keine Mitgliedskarte der regierenden ZANU-Partei vorweisen kann, bekommt keinen Mais – weder aus den staatlichen Reserven noch durch Food-for-work-Programme. In einigen Gebieten betrifft dies sogar die von internationalen Hilfsorganisationen gelieferten Nahrungsmittelspenden.

    Zynischer kann man eigentlich mit dem eigenen Volk nicht umgehen. Malawis Gesundheitsminister Yusuf Mwawa stellt zudem – genauso wie die anderen afrikanischen Politiker – nicht die eigenen Aufgaben in den Vordergrund, sondern die der Hilfsorganisationen, an die man sich doch so gut gewöhnt hat.

    Wenn unsere internationalen Partner, unsere Geberländer nicht unverzüglich Hilfsmaßnahmen einleiten, dann werden wir eine schlimme Welle hungerbedingter Todesfälle erleben.

    Egal, wie hoch die Zahl der Hungernden wirklich ist, Hilfe tut jetzt not. Und sie muss auch unverzüglich anlaufen, denn bis die Geldmittel bereitgestellt sind, bis dafür dann Mais gekauft und über Hunderte oder sogar Tausende Kilometer transportiert ist, werden erfahrungsgemäß Monate vergehen. In Malawi und Simbabwe sind mehrere Tausend jetzt schon bedroht. Wenn zum Jahresende die Vorräte auch der anderen mit karger Ernte aufgebraucht sind, werden es sehr viel mehr sein. Sie brauchen Unterstützung.

    Aber sie brauchen mehr als nur ab und zu Nothilfeaktionen. Sie brauchen einen grundsätzlichen Wandel. Denn wenn sich die Regierenden weiterhin nur um ihren Machterhalt und ihr eigenes Wohlleben kümmern, wenn nicht endlich die Landwirtschaft auf dem fruchtbaren Kontinent kommerziell entwickelt wird, dann wird es mit Sicherheit bei den geringsten Wetterkapriolen immer wieder zu Hungersnöten kommen.