Etwas versteckt liegt der kleine Garten hinter der Gemeinschaftsgrundschule Königshöher Weg in Wuppertal. Hier wachsen nicht einfach nur Blumen, Stauden und Sträucher. Dieses idyllische Stückchen Grün ist ein Färbergarten. Betreut wird das Projekt von Peter Reichenbach, einem freischaffenden Künstler. Seit Jahren stellt er seine Malfarben selbst her und weiß inzwischen aus alten Büchern welche Pflanzen man zum Beispiel für die Farbe Gelb braucht:
Hier haben wir den Kreuzdorn angepflanzt. Man sieht schon die kleinen Beeren, die werden im unreifen Zustand gepflückt und geben ein phantastisches Gelb. Dann haben wir Johanniskraut gepflanzt. Wenn man die Blüten auf dem Finger zerreibt, hat man direkt gelbe Finger. Und dann noch Gelbweiderich und einen Ranunkelstrauch.
Stauden, Blumen und Kräuter, die man in jedem gut sortierten Pflanzenmarkt bekommt, wachsen auch in den Farbbereichen Grün, Rot und Blau des Schulgartens. Aber nicht nur Kinder sollen die alten Farbgeheimnisse der Pflanzen wieder entdecken. In der Färberwerkstatt der Schule gibt es inzwischen auch Kurse für Erwachsene. Sie finden in einem umgebauten Klassenraum statt. Erst einmal müssen die unterschiedlichsten Pflanzenmaterialien in Mörsern zerdrückt werden. Ein Haupt-Werkzeug in der Färberwerkstatt. Kursleiterin Elisabeth-Marie Mars von der Umweltorganisation "Weltbilder" erklärt das Arbeitsprinzip:
Die einfachste Art, eine Pflanzenfarbe zu bekommen, ist das, was wir hier gerade machen. Nämlich, dass wir Bestandteile einer Pflanze - das können die Blütenblätter sein, die Blätter oder die Wurzeln - mörsern, und zwar so lange, bis ein richtiger Brei entsteht. Dann eventuell etwas Wasser dazu. Das wird dann durch ein Tuch gepresst und ist sozusagen der erste in -Anführungsstrichen - "Farbstoff", eine Art Tinte.
Der Farbsaft, der aus den Tüchern in die kleinen Plastikschüsseln tröpfelt ist erstaunlich intensiv:
Ich habe die Früchte von der Beberitze in den Mörser getan und dann habe ich etwas heißes Wasser dazugegeben, und dann konnte sich der Farbstoff unheimlich toll entwickeln. Ich denke, das wird sogar meine Haut etwas färben. Es ist sehr intensiv. Ein pinker Farbton.
Doch wie sieht diese Farbe auf dem Papier aus? Mit Pinseln testen die Kursteilnehmer die Malqualität der Pflanzentinte. Das Ergebnis ist für die meisten erst einmal ein bisschen enttäuschend. Die Farbe ist blass. Dagegen kann man etwas tun. Der Pflanzensaft braucht ein Bindemittel. In der Färberwerkstatt steht dafür ganz normales Sonnenblumenöl bereit. Aber auch Baumharz macht aus der Tinte einen dickflüssigen Farbbrei. Elisabeth-Marie Mars hat auch hier schon Erfahrungen gesammelt:
Baumharz von Robinien, die an jedem Bahndamm wachsen. Man kann das dort sammeln, richtig wie man das von einem Gummibaum kennt: mit einem Kupferrohr Harz auffangen und sammeln. Das sind so kleine Kügelchen. Die kann man abpflücken und dann wieder in Wasser auflösen und dann hat man ein wunderbares Bindemittel. Das nennt man eine Lasur, die zum Beispiel auch auf Holz haftet.
Wer glaubt, aus den Naturstoffen nur gedeckte Grundfarbtöne zu bekommen der irrt. Wozu gibt es das Fermentieren? Wie in einer Alchemistenküche stehen dazu in der Färberwerkstatt Seife, Essig, Zitrone, Alaun, Sumpfkalk und Natron bereit:
Ich habe jetzt Sumpfkalk in den Rotkohlsaft getan und das ist ein ganz irres Grün geworden.
Erstaunt beobachten die Kursteilnehmer, wie zerstampfte rote Rosenblätter durch eine Prise Natron grün werden und wie aus Kreuzdornbeeren mit Alaun leuchtendes Neongelb entsteht:
Das ist spannend, wenn man sieht, was man mit einer Grundfarbe, mit der Veränderung des PH-Wertes in sauer oder alkalisch machen kann, dass man da ganz neue Farben gestalten kann. Das finde ich einfach ganz faszinierend. Es ist wie Zaubern.
Weitere Informationen
In Zusammenarbeit mit der Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW bietet die Umweltorganisation "Weltbilder" Färberwerkstatt-Kurse für Pädagogen an, Kontakt: Elisabeth-Marie Mars, Umweltorganisation Weltbilder, mars@arbeitsstelle-weltbilder.de
Weitere Inforationen über das Projekt gibt es unter crossroads - Zukunftspfad NRW
Ab Herbst wird die Organisation "Weltbilder" einzelne Pflanzenblätter herausgeben mit Tipps zur Farbherstellung
Hier haben wir den Kreuzdorn angepflanzt. Man sieht schon die kleinen Beeren, die werden im unreifen Zustand gepflückt und geben ein phantastisches Gelb. Dann haben wir Johanniskraut gepflanzt. Wenn man die Blüten auf dem Finger zerreibt, hat man direkt gelbe Finger. Und dann noch Gelbweiderich und einen Ranunkelstrauch.
Stauden, Blumen und Kräuter, die man in jedem gut sortierten Pflanzenmarkt bekommt, wachsen auch in den Farbbereichen Grün, Rot und Blau des Schulgartens. Aber nicht nur Kinder sollen die alten Farbgeheimnisse der Pflanzen wieder entdecken. In der Färberwerkstatt der Schule gibt es inzwischen auch Kurse für Erwachsene. Sie finden in einem umgebauten Klassenraum statt. Erst einmal müssen die unterschiedlichsten Pflanzenmaterialien in Mörsern zerdrückt werden. Ein Haupt-Werkzeug in der Färberwerkstatt. Kursleiterin Elisabeth-Marie Mars von der Umweltorganisation "Weltbilder" erklärt das Arbeitsprinzip:
Die einfachste Art, eine Pflanzenfarbe zu bekommen, ist das, was wir hier gerade machen. Nämlich, dass wir Bestandteile einer Pflanze - das können die Blütenblätter sein, die Blätter oder die Wurzeln - mörsern, und zwar so lange, bis ein richtiger Brei entsteht. Dann eventuell etwas Wasser dazu. Das wird dann durch ein Tuch gepresst und ist sozusagen der erste in -Anführungsstrichen - "Farbstoff", eine Art Tinte.
Der Farbsaft, der aus den Tüchern in die kleinen Plastikschüsseln tröpfelt ist erstaunlich intensiv:
Ich habe die Früchte von der Beberitze in den Mörser getan und dann habe ich etwas heißes Wasser dazugegeben, und dann konnte sich der Farbstoff unheimlich toll entwickeln. Ich denke, das wird sogar meine Haut etwas färben. Es ist sehr intensiv. Ein pinker Farbton.
Doch wie sieht diese Farbe auf dem Papier aus? Mit Pinseln testen die Kursteilnehmer die Malqualität der Pflanzentinte. Das Ergebnis ist für die meisten erst einmal ein bisschen enttäuschend. Die Farbe ist blass. Dagegen kann man etwas tun. Der Pflanzensaft braucht ein Bindemittel. In der Färberwerkstatt steht dafür ganz normales Sonnenblumenöl bereit. Aber auch Baumharz macht aus der Tinte einen dickflüssigen Farbbrei. Elisabeth-Marie Mars hat auch hier schon Erfahrungen gesammelt:
Baumharz von Robinien, die an jedem Bahndamm wachsen. Man kann das dort sammeln, richtig wie man das von einem Gummibaum kennt: mit einem Kupferrohr Harz auffangen und sammeln. Das sind so kleine Kügelchen. Die kann man abpflücken und dann wieder in Wasser auflösen und dann hat man ein wunderbares Bindemittel. Das nennt man eine Lasur, die zum Beispiel auch auf Holz haftet.
Wer glaubt, aus den Naturstoffen nur gedeckte Grundfarbtöne zu bekommen der irrt. Wozu gibt es das Fermentieren? Wie in einer Alchemistenküche stehen dazu in der Färberwerkstatt Seife, Essig, Zitrone, Alaun, Sumpfkalk und Natron bereit:
Ich habe jetzt Sumpfkalk in den Rotkohlsaft getan und das ist ein ganz irres Grün geworden.
Erstaunt beobachten die Kursteilnehmer, wie zerstampfte rote Rosenblätter durch eine Prise Natron grün werden und wie aus Kreuzdornbeeren mit Alaun leuchtendes Neongelb entsteht:
Das ist spannend, wenn man sieht, was man mit einer Grundfarbe, mit der Veränderung des PH-Wertes in sauer oder alkalisch machen kann, dass man da ganz neue Farben gestalten kann. Das finde ich einfach ganz faszinierend. Es ist wie Zaubern.
Weitere Informationen
In Zusammenarbeit mit der Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW bietet die Umweltorganisation "Weltbilder" Färberwerkstatt-Kurse für Pädagogen an, Kontakt: Elisabeth-Marie Mars, Umweltorganisation Weltbilder, mars@arbeitsstelle-weltbilder.de
Weitere Inforationen über das Projekt gibt es unter crossroads - Zukunftspfad NRW
Ab Herbst wird die Organisation "Weltbilder" einzelne Pflanzenblätter herausgeben mit Tipps zur Farbherstellung