Gut platziert hat sich der Sänger mitten im Wald. Mit seinen Liedern erhofft er sich ein paar Münzen von den Besuchern, die von zwei Seiten an ihm vorbei meist gemächlichen Schrittes der Bastei zustreben – oder wieder herunterkommen. Viele lassen sich mit der kleinen historischen Fähre nach Rathen übersetzen. Dieser Ort ist einwohner- und flächenmäßig die kleinste Gemeinde in Sachsen. Von hier aus wandern sie hoch zu jener fast weltberühmten Felsengruppe, die sich 200 Meter über dem Fluss erhebt. Fast weltberühmt darf insofern behauptet werden, als dieses Felsenensemble bereits auf eher ungewöhnlichen Werbeträgern erscheint, wie dieser Besucher verrät:
"Bill Gates zu verdanken, Windows 7 - Bildschoner mit Basteibrücke – irgendwo in den USA – hat uns sehr überrascht – spektakulär, echt – Elbsandsteingebirge, also wirklich, das ist spektakulär, wenn man vergleicht, Donaudurchbruch in Kehlheim, der ist auch so mit den Felsenwänden und so."
Von den verschiedenen Aussichtsplattformen bietet sich ein grandioser Blick sowohl ins Elbtal als auch in die weite Landschaft ringsum mit den Tafelbergen und sanften Hügeln. Menschen, Schiffe, Autos und selbst Züge wirken winzig.
Jährlich etwa 3 Millionen Besucher lassen sich von dem großen Naturszenario fesseln, das in der Kreidezeit entstand und seitdem von den Elementen ständig weiter bearbeitet und geformt wird. Wie dieses Gebiet entstanden ist, erläutert Daphna Zieschang, Nationalparkführerin in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz:
"Und irgendwann, als das Meer wegging, blieb eine Sandsteinplatte von ca. 600 Meter Höhe zwischen den beiden Gebirgszügen liegen. Vor 70 bis 80 Millionen Jahren gab es Erdbewegungen und die haben diese Lausitzer Platte auf diese Sandsteinplatte draufgeschoben, und in diesen Bruchlinien konnte sich das Wasser sammeln, im Winter dehnt es sich aus und hat die ganze Landschaft geformt über Millionen Jahre."
Zwei Schweizer Künstler, Anton Graff und Adrian Zingg, beide im 18. Jahrhundert an der Dresdner Kunstakademie tätig, sollen sich bei ihren Malexkursionen so sehr an ihre Heimat erinnert haben, dass sie für das Elbsandsteingebirge den Namen "Sächsische Schweiz" prägten.
Andere Künstler kamen hinzu, zum Beispiel Caspar-David Friedrich, Adrian Ludwig Richter, Carl-Gustav Carus, William Turner, Robert Sterl, Bernardo Bellotto, genannt Canaletto. Sie alle ließen sich von der felsengeprägten Gegend faszinieren, von den tiefen Schluchten, den jähen Felsabstürzen, den engen, gewässerdurchzogenen Tälern, den dichten Wäldern und kargen Gesteinsmassen, auf denen sich mühsam Krüppelbäumchen festkrallen. Für die Maler der Romantik ein Eldorado. Hier zeigte sich die Natur in ihrer ungebrochenen Kraft. Werden und Vergehen sind direkt fassbar; hier konnten sie ihre schwärmerischen Gefühle, ihre Ahnungen und Deutungen bildlich umsetzen.
"Und dieses Felsentor da vorne ist unheimlich oft gezeichnet oder gemalt worden, und wir haben auch hier eines, das ist von Jentsch, wahrscheinlich von hier oben gemalt, an der Stelle, wo wir gerade stehen."
Daphna Zieschang hat in ihrem Buch das Uttewalder Felsentor aufgeschlagen, ein von Erosion geschaffenes Gebilde, durch das sich ein Weg schlängelt. Darüber türmen sich gewaltige Felsmassen; sie wirken bedrohlich. Staunend verharren die Wanderer und vergleichen Original und Gemälde.
"Und dann haben wir eins von Caspar-David Friedrich. Hier unten die Skizze."
"Das Ölbild "Felsenlandschaft" stellt die imposante Felsengruppe des Neurather Felsentores dar. Friedrich malte es 1823. Er thematisierte – wie in zahlreichen anderen Gemälden auch – die Einsamkeit, Ewigkeit und Vergänglichkeit, zusammen mit Aspekten von Bedrohung und Zerstörung.
Es gibt übrigens auch einen speziellen Caspar-David-Friedrich-Weg mit elf Stationen. An jeder findet man Informationstafeln mit Abbildungen von den Landschaftsmotiven, die der Künstler von den jeweiligen Standorten bzw. Blickwinkeln aus gezeichnet hat. Dieser Weg ist ein Teil jenes sogenannten Malerweges, der erst vor wenigen Jahren wieder anhand von historischen Abbildungen rekonstruiert wurde. Mit dem Bau der Böhmischen Eisenbahnlinie Dresden-Prag Mitte des 19. Jahrhunderts war er in Vergessenheit geraten. 112 Kilometer sind mit einem M für Malerweg gekennzeichnet – locker wie mit einem Pinsel hingemalt.
Den Malerweg kann man in Etappen bewältigen – über 8 Tage. Er beginnt und endet in Pirna.
Auch Literaten und Komponisten ließen sich von der urzeitlich anmutenden Landschaft inspirieren. So schreibt der dänische Poet, Novellist und Nobelpreisträger Karl Gjellerup in seinem Roman "Seit ich sie zuerst sah":
"Für jeden, der deutsche Musik liebt – und wer liebt sie nicht? - bergen diese schattigen und wasserreichen Gründe einen Stimmungsreichtum, der nur musikalisch ausgedrückt werden kann. Es ist, als ob Schumanns Männerchor von den hohen Säulen der Fichten zu uns herniedertönt, "wenn's still zum Abend wird" im Bergwald, der klare, forellenreiche Mühlenbach rauscht eine Schubertsche Melodie und Webers Waldhorn hallt in dem wilden Felsenlabyrinth wider, von der "Wolfsschlucht" bis hinauf zu den "Habichtszinnen", die uns wie wundervolle Kulissen für den "Freischütz" anmuten."
Dass sich Carl Maria von Weber in der Oper "Der Freischütz" durch die wildromantische Kulisse zur berühmten "Wolfsschluchtsszene" anregen ließ, ist verbrieft. Diese Oper ist noch heute fest im Repertoire der Felsenbühne Rathen. Diese Bühne wurde 1936 gegründet, um Touristen anzuziehen. Schon von den natürlichen Gegebenheiten her boten sich Abenteuerspiele an:
"1938 hat man vom Karl-May-Verlag, der in Radebeul ansässig war, die Genehmigung erwirkt, aus Karl Mays Nachlaß dramatisieren zu dürfen und so kam es 19038 zu den ersten Karl-May-Spielen der Welt hier oben. Der Ursprung jeglichen Karl Mays ist hier die Felsenbühne Rathen. Die Bühne schreit geradezu danach, sodass wir jedes Jahr seit1984 Karl May Stücke im Repertoire haben."
Erklärt Andreas Gärtner von den Landesbühnen Sachsen in Radebeul, die die Spielstätte seit 1954 unterhält. – Das Areal der Felsenbühne ist in der Tat beeindruckend:
"Wir sind ein Naturtheater, wir haben kein Dach obendrüber, wir arbeiten mit natürlicher Akustik, keine Verstärkung. Das Besondere der Felsenbühne ist ihre Lage, ihre einzigartige Umgebung, diese über 50 Meter hohen Wehltürme, die sich hinter der Bühne auftürmen"."
Gespielt wird auf verschiedenen Ebenen. Sie können bis zu 25 Meter hoch liegen und erfordern exakte Regiearbeit:
"" Für den Regisseur besteht eine der Aufgaben darin, die Wege genau auszumessen mit der Stoppuhr, damit er weiß, wann der Darsteller an der richtigen Stelle sein muss und kann, und dass er auch rechtzeitig losläuft, um hier oben auch genug Luft zu haben und zu sprechen und zu singen."
Und noch etwas anderes erfordert große Aufmerksamkeit. Die Felsen sind aus natürlichem Gestein und so ständig der Witterung ausgesetzt:
"Dieses Massiv steht frei, etwas kopflastig, neigt dazu, nach vorne zu kippen. Das wird regelmäßig geologisch überprüft, zwei mal im Jahr kommen hier Ingenieure. Sie haben Messstellen im Felsen. Das Massiv ist angebohrt, ist mit 16 Meter langen Stahlankern gesichert und nach hinten verzurrt. Da wiegt einer 500 Kilogramm, und da sind Messarmaturen dran, damit man nachsehen kann, ob sich dieses ganze Felsmassiv verschoben hat, ob es sich bewegt, ob sich der Spalt vergrößert oder verkleinert Wir sind also hier so ziemlich einer der sichersten Stellen. Irgendwann ist die Sächsische Schweiz zusammengefallen, aber das ganze Stück steht noch hier, weil es gut gesichert ist."
Eine sichere Stelle war über Jahrhunderte auch ein ganz anderer Platz, ebenfalls am Malerweg gelegen, allerdings auf der linken Seite der Elbe. Auf einem Tafelberg thront fast 250 Meter über dem Fluss die Festung Königstein. Jahrhunderte lang war sie eine Militärstadt mit eigener Verwaltung, eigener Polizei, eigener Gerichtsbarkeit, eigenem Marktrecht und eigener Schule. Die Festung steht für 750 Jahre wechselhafter Geschichte. Festungsführer Hans Hubert Albert:
"Für den Bau der Festung gab es verschiedene gute Gründe: erstens: Handelsstraßen unten an der Elbe schützen, das war eine dieser Salzstraßen, die quer durch Europa liefen, mussten geschützt werden. Der zweite Grund: Nicht weit weg – 9 Kilometer – haben wir die deutsch-tschechische Grenze, vor 500 Jahren die sächsisch-böhmische Grenze, also eine Grenzanlage und drittens, man nutze das auch als Gefängnis, und der vierte und wichtigste Grund: Man hat damals hier – etwa 35 Kilometer weg von Dresden – auf diesem Berg eine ganz sichere Schutzanlage errichtet für den Kriegsfall, dass die Dresdner Fürstenfamilie und der Hofstaat geschützt waren – 30-jähriger Krieg, 7-jähriger Krieg. Sobald Dresden gefährdet war, kam der Staatsschatz hierher, eine massive abschreckende Anlage"
Das ausgedehnte unterirdische Gewölbelabyrinth der Festung sowie andere Gebäude werden mittlerweile u.a. kulturell wie gastronomisch genutzt. In Historienveranstaltungen und mit kulinarischen Spezialitäten vergangener Zeiten im authentischen Ambiente versucht man Besuchern die Ereignisse und Begebenheiten der Vergangenheit auf lockere, unterhaltsame Weise näher zu bringen. Beim Spaziergang über das dicht bebaute Plateau fällt auf einem Felsvorsprung innerhalb der 1,7 Kilometer langen Festungsmauer ein kleiner, weiß-gelb verputzter Pavillon im Barockstil auf:
"In dieser Form entstand unter August dem Starken als repräsentativer Festpavillon zum Empfang besonderer Staatsgäste. Der Zar von Russland, Peter der Große, oder auch der Preußenkönig, der Vater Friedrichs des Großen, zum Feiern"
Eine Attraktion ganz anderer Art verbirgt sich in dem ehemaligen Provianthaus der Festung. Es ist die moderne Neugestaltung eines Weinfasses aus Glas, Stahl, Licht und Musik. Die Konstruktion hat eine Vorgeschichte: Ursprünglich bestand das Fass aus Holz. Die riesige Menge von 238.000 Litern Wein sollte dort hinein. Adlige hatten gewettet, wer das größte Weinfass bauen könnte. Die Wette entschied August der Starke für sich. Um das Fass unterzubringen, mussten sogar Gebäudeteile abgerissen werden:
"Mit allem Drum und Dran, Sockel, Galerie obendrauf hatte das eine Gesamtlänge von etwa 11 Metern und eine Höhe von 9 Metern."
Um es zu füllen, wurde damals zwischen Dresden und Meißen sozusagen jeder Tropfen Wein konfisziert. Aber der Wein schlug in kürzester Zeit um und wurde zu Essig. Im Laufe der Zeit vermoderte das Fass. Jetzt ist es im neuen Glanze wieder erstanden: Ein Gebilde bestückt mit Flaschen – schimmernd im Licht:
"Wir haben extra für das neue Fass einen Komponisten beauftragt. Hat den Bogen sehr schön getroffen: Vom Barock – wie die Gläser eingeschenkt wurden – geht es über barocke Musik, dann strenger – das Kurfürstenpaar taucht auf, und das Ganze endet mit einem gewaltigen Feuerwerk, geht dann über in eine neuzeitliche Musik. Herr Lehmann, der Komponist, hat sich bemüht, Barock 'zu verrocken'."
"Bill Gates zu verdanken, Windows 7 - Bildschoner mit Basteibrücke – irgendwo in den USA – hat uns sehr überrascht – spektakulär, echt – Elbsandsteingebirge, also wirklich, das ist spektakulär, wenn man vergleicht, Donaudurchbruch in Kehlheim, der ist auch so mit den Felsenwänden und so."
Von den verschiedenen Aussichtsplattformen bietet sich ein grandioser Blick sowohl ins Elbtal als auch in die weite Landschaft ringsum mit den Tafelbergen und sanften Hügeln. Menschen, Schiffe, Autos und selbst Züge wirken winzig.
Jährlich etwa 3 Millionen Besucher lassen sich von dem großen Naturszenario fesseln, das in der Kreidezeit entstand und seitdem von den Elementen ständig weiter bearbeitet und geformt wird. Wie dieses Gebiet entstanden ist, erläutert Daphna Zieschang, Nationalparkführerin in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz:
"Und irgendwann, als das Meer wegging, blieb eine Sandsteinplatte von ca. 600 Meter Höhe zwischen den beiden Gebirgszügen liegen. Vor 70 bis 80 Millionen Jahren gab es Erdbewegungen und die haben diese Lausitzer Platte auf diese Sandsteinplatte draufgeschoben, und in diesen Bruchlinien konnte sich das Wasser sammeln, im Winter dehnt es sich aus und hat die ganze Landschaft geformt über Millionen Jahre."
Zwei Schweizer Künstler, Anton Graff und Adrian Zingg, beide im 18. Jahrhundert an der Dresdner Kunstakademie tätig, sollen sich bei ihren Malexkursionen so sehr an ihre Heimat erinnert haben, dass sie für das Elbsandsteingebirge den Namen "Sächsische Schweiz" prägten.
Andere Künstler kamen hinzu, zum Beispiel Caspar-David Friedrich, Adrian Ludwig Richter, Carl-Gustav Carus, William Turner, Robert Sterl, Bernardo Bellotto, genannt Canaletto. Sie alle ließen sich von der felsengeprägten Gegend faszinieren, von den tiefen Schluchten, den jähen Felsabstürzen, den engen, gewässerdurchzogenen Tälern, den dichten Wäldern und kargen Gesteinsmassen, auf denen sich mühsam Krüppelbäumchen festkrallen. Für die Maler der Romantik ein Eldorado. Hier zeigte sich die Natur in ihrer ungebrochenen Kraft. Werden und Vergehen sind direkt fassbar; hier konnten sie ihre schwärmerischen Gefühle, ihre Ahnungen und Deutungen bildlich umsetzen.
"Und dieses Felsentor da vorne ist unheimlich oft gezeichnet oder gemalt worden, und wir haben auch hier eines, das ist von Jentsch, wahrscheinlich von hier oben gemalt, an der Stelle, wo wir gerade stehen."
Daphna Zieschang hat in ihrem Buch das Uttewalder Felsentor aufgeschlagen, ein von Erosion geschaffenes Gebilde, durch das sich ein Weg schlängelt. Darüber türmen sich gewaltige Felsmassen; sie wirken bedrohlich. Staunend verharren die Wanderer und vergleichen Original und Gemälde.
"Und dann haben wir eins von Caspar-David Friedrich. Hier unten die Skizze."
"Das Ölbild "Felsenlandschaft" stellt die imposante Felsengruppe des Neurather Felsentores dar. Friedrich malte es 1823. Er thematisierte – wie in zahlreichen anderen Gemälden auch – die Einsamkeit, Ewigkeit und Vergänglichkeit, zusammen mit Aspekten von Bedrohung und Zerstörung.
Es gibt übrigens auch einen speziellen Caspar-David-Friedrich-Weg mit elf Stationen. An jeder findet man Informationstafeln mit Abbildungen von den Landschaftsmotiven, die der Künstler von den jeweiligen Standorten bzw. Blickwinkeln aus gezeichnet hat. Dieser Weg ist ein Teil jenes sogenannten Malerweges, der erst vor wenigen Jahren wieder anhand von historischen Abbildungen rekonstruiert wurde. Mit dem Bau der Böhmischen Eisenbahnlinie Dresden-Prag Mitte des 19. Jahrhunderts war er in Vergessenheit geraten. 112 Kilometer sind mit einem M für Malerweg gekennzeichnet – locker wie mit einem Pinsel hingemalt.
Den Malerweg kann man in Etappen bewältigen – über 8 Tage. Er beginnt und endet in Pirna.
Auch Literaten und Komponisten ließen sich von der urzeitlich anmutenden Landschaft inspirieren. So schreibt der dänische Poet, Novellist und Nobelpreisträger Karl Gjellerup in seinem Roman "Seit ich sie zuerst sah":
"Für jeden, der deutsche Musik liebt – und wer liebt sie nicht? - bergen diese schattigen und wasserreichen Gründe einen Stimmungsreichtum, der nur musikalisch ausgedrückt werden kann. Es ist, als ob Schumanns Männerchor von den hohen Säulen der Fichten zu uns herniedertönt, "wenn's still zum Abend wird" im Bergwald, der klare, forellenreiche Mühlenbach rauscht eine Schubertsche Melodie und Webers Waldhorn hallt in dem wilden Felsenlabyrinth wider, von der "Wolfsschlucht" bis hinauf zu den "Habichtszinnen", die uns wie wundervolle Kulissen für den "Freischütz" anmuten."
Dass sich Carl Maria von Weber in der Oper "Der Freischütz" durch die wildromantische Kulisse zur berühmten "Wolfsschluchtsszene" anregen ließ, ist verbrieft. Diese Oper ist noch heute fest im Repertoire der Felsenbühne Rathen. Diese Bühne wurde 1936 gegründet, um Touristen anzuziehen. Schon von den natürlichen Gegebenheiten her boten sich Abenteuerspiele an:
"1938 hat man vom Karl-May-Verlag, der in Radebeul ansässig war, die Genehmigung erwirkt, aus Karl Mays Nachlaß dramatisieren zu dürfen und so kam es 19038 zu den ersten Karl-May-Spielen der Welt hier oben. Der Ursprung jeglichen Karl Mays ist hier die Felsenbühne Rathen. Die Bühne schreit geradezu danach, sodass wir jedes Jahr seit1984 Karl May Stücke im Repertoire haben."
Erklärt Andreas Gärtner von den Landesbühnen Sachsen in Radebeul, die die Spielstätte seit 1954 unterhält. – Das Areal der Felsenbühne ist in der Tat beeindruckend:
"Wir sind ein Naturtheater, wir haben kein Dach obendrüber, wir arbeiten mit natürlicher Akustik, keine Verstärkung. Das Besondere der Felsenbühne ist ihre Lage, ihre einzigartige Umgebung, diese über 50 Meter hohen Wehltürme, die sich hinter der Bühne auftürmen"."
Gespielt wird auf verschiedenen Ebenen. Sie können bis zu 25 Meter hoch liegen und erfordern exakte Regiearbeit:
"" Für den Regisseur besteht eine der Aufgaben darin, die Wege genau auszumessen mit der Stoppuhr, damit er weiß, wann der Darsteller an der richtigen Stelle sein muss und kann, und dass er auch rechtzeitig losläuft, um hier oben auch genug Luft zu haben und zu sprechen und zu singen."
Und noch etwas anderes erfordert große Aufmerksamkeit. Die Felsen sind aus natürlichem Gestein und so ständig der Witterung ausgesetzt:
"Dieses Massiv steht frei, etwas kopflastig, neigt dazu, nach vorne zu kippen. Das wird regelmäßig geologisch überprüft, zwei mal im Jahr kommen hier Ingenieure. Sie haben Messstellen im Felsen. Das Massiv ist angebohrt, ist mit 16 Meter langen Stahlankern gesichert und nach hinten verzurrt. Da wiegt einer 500 Kilogramm, und da sind Messarmaturen dran, damit man nachsehen kann, ob sich dieses ganze Felsmassiv verschoben hat, ob es sich bewegt, ob sich der Spalt vergrößert oder verkleinert Wir sind also hier so ziemlich einer der sichersten Stellen. Irgendwann ist die Sächsische Schweiz zusammengefallen, aber das ganze Stück steht noch hier, weil es gut gesichert ist."
Eine sichere Stelle war über Jahrhunderte auch ein ganz anderer Platz, ebenfalls am Malerweg gelegen, allerdings auf der linken Seite der Elbe. Auf einem Tafelberg thront fast 250 Meter über dem Fluss die Festung Königstein. Jahrhunderte lang war sie eine Militärstadt mit eigener Verwaltung, eigener Polizei, eigener Gerichtsbarkeit, eigenem Marktrecht und eigener Schule. Die Festung steht für 750 Jahre wechselhafter Geschichte. Festungsführer Hans Hubert Albert:
"Für den Bau der Festung gab es verschiedene gute Gründe: erstens: Handelsstraßen unten an der Elbe schützen, das war eine dieser Salzstraßen, die quer durch Europa liefen, mussten geschützt werden. Der zweite Grund: Nicht weit weg – 9 Kilometer – haben wir die deutsch-tschechische Grenze, vor 500 Jahren die sächsisch-böhmische Grenze, also eine Grenzanlage und drittens, man nutze das auch als Gefängnis, und der vierte und wichtigste Grund: Man hat damals hier – etwa 35 Kilometer weg von Dresden – auf diesem Berg eine ganz sichere Schutzanlage errichtet für den Kriegsfall, dass die Dresdner Fürstenfamilie und der Hofstaat geschützt waren – 30-jähriger Krieg, 7-jähriger Krieg. Sobald Dresden gefährdet war, kam der Staatsschatz hierher, eine massive abschreckende Anlage"
Das ausgedehnte unterirdische Gewölbelabyrinth der Festung sowie andere Gebäude werden mittlerweile u.a. kulturell wie gastronomisch genutzt. In Historienveranstaltungen und mit kulinarischen Spezialitäten vergangener Zeiten im authentischen Ambiente versucht man Besuchern die Ereignisse und Begebenheiten der Vergangenheit auf lockere, unterhaltsame Weise näher zu bringen. Beim Spaziergang über das dicht bebaute Plateau fällt auf einem Felsvorsprung innerhalb der 1,7 Kilometer langen Festungsmauer ein kleiner, weiß-gelb verputzter Pavillon im Barockstil auf:
"In dieser Form entstand unter August dem Starken als repräsentativer Festpavillon zum Empfang besonderer Staatsgäste. Der Zar von Russland, Peter der Große, oder auch der Preußenkönig, der Vater Friedrichs des Großen, zum Feiern"
Eine Attraktion ganz anderer Art verbirgt sich in dem ehemaligen Provianthaus der Festung. Es ist die moderne Neugestaltung eines Weinfasses aus Glas, Stahl, Licht und Musik. Die Konstruktion hat eine Vorgeschichte: Ursprünglich bestand das Fass aus Holz. Die riesige Menge von 238.000 Litern Wein sollte dort hinein. Adlige hatten gewettet, wer das größte Weinfass bauen könnte. Die Wette entschied August der Starke für sich. Um das Fass unterzubringen, mussten sogar Gebäudeteile abgerissen werden:
"Mit allem Drum und Dran, Sockel, Galerie obendrauf hatte das eine Gesamtlänge von etwa 11 Metern und eine Höhe von 9 Metern."
Um es zu füllen, wurde damals zwischen Dresden und Meißen sozusagen jeder Tropfen Wein konfisziert. Aber der Wein schlug in kürzester Zeit um und wurde zu Essig. Im Laufe der Zeit vermoderte das Fass. Jetzt ist es im neuen Glanze wieder erstanden: Ein Gebilde bestückt mit Flaschen – schimmernd im Licht:
"Wir haben extra für das neue Fass einen Komponisten beauftragt. Hat den Bogen sehr schön getroffen: Vom Barock – wie die Gläser eingeschenkt wurden – geht es über barocke Musik, dann strenger – das Kurfürstenpaar taucht auf, und das Ganze endet mit einem gewaltigen Feuerwerk, geht dann über in eine neuzeitliche Musik. Herr Lehmann, der Komponist, hat sich bemüht, Barock 'zu verrocken'."