Walter Krohn: " Botanik ist zum Glück gar nicht langweilig. Pflanzen sind abwechslungsreich, interessant und sie bewegen sich auch. In der "Grünen Schule" machen wir abgesprochene Führungen mit Schulklassen, zum Beispiel zum Thema Frühblüher, zum Thema Früchte im Herbst, Bäume, oder eben, wie gerade jetzt, die ersten Insekten an Blüten."
Walter Krohn hat am Botanischen Garten in Hamburg vorwiegend Stadtkinder zu Besuch. Diesen fehlt oft die Nähe zur Natur.
" Die Kinder haben ganz unterschiedliche Vorerfahrungen. Einige sind schon erfahrene Gärtner, andere haben überhaupt keine Ahnung. Das Beste ist, man bringt sie gleich an Objekte ran. Zum Beispiel kann man aus der Goldnessel Nektar saugen. Das überrascht eigentlich alle. Man kann Gänseblümchen essen. Das müssen Sie einfach mal erlebt haben, wenn die Kinder sich kaum trauen, so eine geschlossene Blüte zu probieren, und dann festzustellen, es schmeckt eigentlich nach Nüssen."
" Wenn die Kinder weggehen, dann kann es passieren, dass sie ganze Bambuswedel mitnehmen oder Pflanzen für den Schulgarten oder einfach nur gesammelte Früchte oder gedruckte Blätter - das hängt immer sehr vom Thema ab."
Auch in der kleinsten Stadtwohnung lässt sich ein Zimmergarten einrichten. Und zwar mit einfachsten Mitteln: Eine Obstkiste wird mit einer aufgeschnittenen Plastiktüte ausgelegt. Dann kommen ein paar Hände voll Kies hinein, etwas Blumenerde - schon ist das Miniatur-Beet pflanzbereit.
In dieser zupackenden Art beginnt "Gurkenkraut und Ringelblume" von Sigrid Schießer, Claudia Haas und Astrid Wahrenberg. Die drei Autorinnen, zwei Lehrerinnen und eine Journalistin, leben mit Kindern auf dem Land und schöpfen ganz offensichtlich aus vielfältiger praktischer Erfahrung.
"Gurkenkraut und Ringelblume" - schon der sinnliche Titel macht Lust, auf der Stelle in der Erde zu wühlen, Duftgärten anzulegen oder auf dem Balkon Kartoffeln zu züchten. Das hochformatige, von Annette Fienieg reich illustrierte Buch lässt alle graue Theorie beiseite und liefert stattdessen einen bunten Strauß von Anregungen: Wie pflegt man einen Kaktus auf der Fensterbank? Wie vermehrt man ein Brutblatt? Wie bastelt man eine Vogelscheuche? Wie stellt man Ringelblumensalbe her, um die von der Gartenarbeit rauen Hände zu pflegen? Wie macht man Holunder-Sirup mit Blüten-Eiswürfeln?
Und alles ist mit geringem Aufwand zu realisieren. Findet auch der Fachmann, Walter Krohn von der "Grünen Schule" am Hamburger Botanischen Garten:
" Was mir besonders gut gefällt, sind die ganz praktischen Ratschläge. Da ist zum Beispiel ein Duftgarten vorgeschlagen. Wir haben im Botanischen Garten einen ganz wunderbaren Duftgarten, und wir geben an Schulen die hier auch erwähnten Duft-Pelargonien ab. Das sind Pflanzen, die sehr unterschiedlich duften und mit denen man sich für die Fensterbank ganz schnell ganz wunderbare Tast- und Dufterfahrungen holen kann.
Oder die Anlage eines kleinen Gartens in einer Obstkiste finde ich besonders gut. Ich weiß zwar nicht, wie der Fußboden in der Wohnung hinterher aussieht.
Und dann gibt es hier den Vorschlag, Nisthilfen für Wildbienen anzulegen. Das finde ich eine sehr gute Idee. So etwas haben wir auch im Botanischen Garten zum Angucken und zum Beobachten.
Schnecken tauchen hier als Schädlinge auf. Das sind sie, aber sie sind auch wunderbare Beobachtungsobjekte. Im Zentrum für Schulbiologie gibt es für Lehrer eine ganze Schneckenkiste. Damit kann man sehr viel Unterricht gestalten.
Und bei dem Buch fehlt mir so viel. Es ist wunderbar. Es sind nur dreißig Seiten, es könnten sechzig sein. "
Etwas weniger handfest geht es in dem Buch mit dem Untertitel "Pflanzen bestimmen mit Kindern" zu. Die Überschrift ist jedoch nicht weniger appetitanregend: "Veilchen, Mohn und Gänseblümchen". Die englische Illustratorin Charlotte Voake hat in dem handlichen quadratischen Band in knapp hundert locker aquarellierten Zeichnungen dargestellt, was am Wegesrand so alles blüht und grünt, vom Acker-Gauchheil bis zum Zimbelkraut.
Damit das praktische Bestimmen schnell geht, sind die Abbildungen nach Blütenfarben geordnet. Ein paar Sätze informieren jeweils über bevorzugte Standorte, Aussehen, botanische Einordnung und Herkunft des Namens. Dazwischen sind kleine Vignetten von Tieren, Menschen und Feen eingestreut, die in Sprechblasen mehr oder weniger witzige Kommentare abgeben. Und am Schluss gibt es eine Liste der aufgeführten Pflanzenarten, in der man eigene Funde abhaken kann.
Pflanzenführer und Bestimmungsbücher gibt es viele. Die meisten sind fotografiert. Zeichnungen jedoch, heißt es im Klappentext von "Veilchen, Mohn und Gänseblümchen", "heben das Charakteristische an jeder Pflanze viel besser hervor, als Fotos das können". Stimmt das?, haben wir unseren Experten gefragt, Walter Krohn von der "Grünen Schule" des Botanischen Gartens in Hamburg-Flottbek.
" Ein wunderschön gemachtes Buch. Man findet sich schnell zurecht. Es ist aufgebaut wie ein Pflanzenführer nach den Farben der Blüten. Sehr schöne Zeichnungen, sehr detailliert, und Zeichnungen sind grundsätzlich besser als Fotos, das stimmt.
Allerdings ist dies Buch eher ein Buch für die Eltern. Die Kinder müssten die Pflanzen gezeigt kriegen. Man kann sie mit diesem Buch nicht erkennen. Die Auswahl ist zufällig. Kinder ab zehn wollen in der Regel es sehr genau wissen. Das heißt, sie wollen die Pflanze, die vor ihnen ist, auch exakt bestimmen können. Das geht nur mit einem Bestimmungsbuch.
Dies ist ein Buch, das sehr schön aufgemacht ist und zu den Pflanzen einzelne Informationen gibt. Da hätte ich's natürlich gern genauer - typisch Lehrer.
Vor allem wüsste ich auch gern, wo ich zum Beispiel den Stinkenden Storchschnabel denn finde. Ich würde ihn mit diesem Buch nicht erkennen. Es ist also ein Buch für Kenner, die Kinder zu Kennern machen wollen. "
Walter Krohn hat am Botanischen Garten in Hamburg vorwiegend Stadtkinder zu Besuch. Diesen fehlt oft die Nähe zur Natur.
" Die Kinder haben ganz unterschiedliche Vorerfahrungen. Einige sind schon erfahrene Gärtner, andere haben überhaupt keine Ahnung. Das Beste ist, man bringt sie gleich an Objekte ran. Zum Beispiel kann man aus der Goldnessel Nektar saugen. Das überrascht eigentlich alle. Man kann Gänseblümchen essen. Das müssen Sie einfach mal erlebt haben, wenn die Kinder sich kaum trauen, so eine geschlossene Blüte zu probieren, und dann festzustellen, es schmeckt eigentlich nach Nüssen."
" Wenn die Kinder weggehen, dann kann es passieren, dass sie ganze Bambuswedel mitnehmen oder Pflanzen für den Schulgarten oder einfach nur gesammelte Früchte oder gedruckte Blätter - das hängt immer sehr vom Thema ab."
Auch in der kleinsten Stadtwohnung lässt sich ein Zimmergarten einrichten. Und zwar mit einfachsten Mitteln: Eine Obstkiste wird mit einer aufgeschnittenen Plastiktüte ausgelegt. Dann kommen ein paar Hände voll Kies hinein, etwas Blumenerde - schon ist das Miniatur-Beet pflanzbereit.
In dieser zupackenden Art beginnt "Gurkenkraut und Ringelblume" von Sigrid Schießer, Claudia Haas und Astrid Wahrenberg. Die drei Autorinnen, zwei Lehrerinnen und eine Journalistin, leben mit Kindern auf dem Land und schöpfen ganz offensichtlich aus vielfältiger praktischer Erfahrung.
"Gurkenkraut und Ringelblume" - schon der sinnliche Titel macht Lust, auf der Stelle in der Erde zu wühlen, Duftgärten anzulegen oder auf dem Balkon Kartoffeln zu züchten. Das hochformatige, von Annette Fienieg reich illustrierte Buch lässt alle graue Theorie beiseite und liefert stattdessen einen bunten Strauß von Anregungen: Wie pflegt man einen Kaktus auf der Fensterbank? Wie vermehrt man ein Brutblatt? Wie bastelt man eine Vogelscheuche? Wie stellt man Ringelblumensalbe her, um die von der Gartenarbeit rauen Hände zu pflegen? Wie macht man Holunder-Sirup mit Blüten-Eiswürfeln?
Und alles ist mit geringem Aufwand zu realisieren. Findet auch der Fachmann, Walter Krohn von der "Grünen Schule" am Hamburger Botanischen Garten:
" Was mir besonders gut gefällt, sind die ganz praktischen Ratschläge. Da ist zum Beispiel ein Duftgarten vorgeschlagen. Wir haben im Botanischen Garten einen ganz wunderbaren Duftgarten, und wir geben an Schulen die hier auch erwähnten Duft-Pelargonien ab. Das sind Pflanzen, die sehr unterschiedlich duften und mit denen man sich für die Fensterbank ganz schnell ganz wunderbare Tast- und Dufterfahrungen holen kann.
Oder die Anlage eines kleinen Gartens in einer Obstkiste finde ich besonders gut. Ich weiß zwar nicht, wie der Fußboden in der Wohnung hinterher aussieht.
Und dann gibt es hier den Vorschlag, Nisthilfen für Wildbienen anzulegen. Das finde ich eine sehr gute Idee. So etwas haben wir auch im Botanischen Garten zum Angucken und zum Beobachten.
Schnecken tauchen hier als Schädlinge auf. Das sind sie, aber sie sind auch wunderbare Beobachtungsobjekte. Im Zentrum für Schulbiologie gibt es für Lehrer eine ganze Schneckenkiste. Damit kann man sehr viel Unterricht gestalten.
Und bei dem Buch fehlt mir so viel. Es ist wunderbar. Es sind nur dreißig Seiten, es könnten sechzig sein. "
Etwas weniger handfest geht es in dem Buch mit dem Untertitel "Pflanzen bestimmen mit Kindern" zu. Die Überschrift ist jedoch nicht weniger appetitanregend: "Veilchen, Mohn und Gänseblümchen". Die englische Illustratorin Charlotte Voake hat in dem handlichen quadratischen Band in knapp hundert locker aquarellierten Zeichnungen dargestellt, was am Wegesrand so alles blüht und grünt, vom Acker-Gauchheil bis zum Zimbelkraut.
Damit das praktische Bestimmen schnell geht, sind die Abbildungen nach Blütenfarben geordnet. Ein paar Sätze informieren jeweils über bevorzugte Standorte, Aussehen, botanische Einordnung und Herkunft des Namens. Dazwischen sind kleine Vignetten von Tieren, Menschen und Feen eingestreut, die in Sprechblasen mehr oder weniger witzige Kommentare abgeben. Und am Schluss gibt es eine Liste der aufgeführten Pflanzenarten, in der man eigene Funde abhaken kann.
Pflanzenführer und Bestimmungsbücher gibt es viele. Die meisten sind fotografiert. Zeichnungen jedoch, heißt es im Klappentext von "Veilchen, Mohn und Gänseblümchen", "heben das Charakteristische an jeder Pflanze viel besser hervor, als Fotos das können". Stimmt das?, haben wir unseren Experten gefragt, Walter Krohn von der "Grünen Schule" des Botanischen Gartens in Hamburg-Flottbek.
" Ein wunderschön gemachtes Buch. Man findet sich schnell zurecht. Es ist aufgebaut wie ein Pflanzenführer nach den Farben der Blüten. Sehr schöne Zeichnungen, sehr detailliert, und Zeichnungen sind grundsätzlich besser als Fotos, das stimmt.
Allerdings ist dies Buch eher ein Buch für die Eltern. Die Kinder müssten die Pflanzen gezeigt kriegen. Man kann sie mit diesem Buch nicht erkennen. Die Auswahl ist zufällig. Kinder ab zehn wollen in der Regel es sehr genau wissen. Das heißt, sie wollen die Pflanze, die vor ihnen ist, auch exakt bestimmen können. Das geht nur mit einem Bestimmungsbuch.
Dies ist ein Buch, das sehr schön aufgemacht ist und zu den Pflanzen einzelne Informationen gibt. Da hätte ich's natürlich gern genauer - typisch Lehrer.
Vor allem wüsste ich auch gern, wo ich zum Beispiel den Stinkenden Storchschnabel denn finde. Ich würde ihn mit diesem Buch nicht erkennen. Es ist also ein Buch für Kenner, die Kinder zu Kennern machen wollen. "
Bibliographische Angaben
Sigrid Schießer, Claudia Haas, Astrid Wahrenberg: Gurkenkraut und Ringelblume. Gartenparadiese für drinnen und draußen. Mit Bildern von Annette Fienieg. Patmos Verlag, Düsseldorf 2006. 32 Seiten, 13,90 Euro (ab 7 Jahren)
Charlotte Voake: Veilchen, Mohn und Gänseblümchen. Pflanzen bestimmen mit Kindern. Text von Kate Petty. Aus dem Englischen von Margot Wilhelmi. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2006. 64 Seiten, 14,90 Euro (ab 8 Jahren)
Charlotte Voake: Veilchen, Mohn und Gänseblümchen. Pflanzen bestimmen mit Kindern. Text von Kate Petty. Aus dem Englischen von Margot Wilhelmi. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2006. 64 Seiten, 14,90 Euro (ab 8 Jahren)