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"Man muss das nicht verstehen"

Mit ihrem neuen Album "Kung Fu Fighting" stärken Erdmöbel ihren Ruf als Erneuerer der Popmusik in deutschen Landen. Die Gefahr, bald von der Liebe des Feuilletons erdrückt zu werden, sieht man in der Kölner Band gelassen.

Von Kurt Gerland | 05.10.2013
    Seit fast 20 Jahren sind die Vier von "Erdmöbel" nun schon ein fester Bestandteil der deutschen Popszene, obwohl sie deren Regeln vehement ablehnen. Ihre musikalischen Aktivitäten wurden schon immer durch ein gehöriges Maß an Eigenbrödlertum und verschrobener Kreativität geprägt. Eine Haltung, die in verspielt beschwingten Popsongs zum Ausdruck kommt. Da bildet auch "Kung Fu Fighting", das neue mittlerweile achte Album der Kölner, keine Ausnahme. Und das, obwohl es Sänger Markus Berges dem Zuhörer mit seinen ungewöhnlichen Wort- und Satzschöpfungen auch dieses Mal nicht einfach macht.

    "Die Sachen sind keine Literatur, sondern sie sind Musik, die gesungen wird. Klar, wenn ich das jetzt lese. Dann bleibt mir gar nichts anderes übrig als verstehen zu wollen. Wenn man es dann aber vorgesungen bekommt, und dann auch noch mit der Musik, dann muss man es nicht verstehen."

    Worte, deren Klang wichtiger für den Song ist als ihre Aussage. Auf diese Weise entstehen surreal wirkende Sätze, die man so noch nicht gehört hat.

    Und es ist vor allen Dingen Bassist und Produzent Ekki Maas, der für die skurrilen Texte immer neue musikalische Ausdrücke und Instrumentierungen findet. So versuchen sich Erdmöbel an Bossa-Nova-Rhythmen, den Klängen des legendären Soullabels Stax oder den leichten Pop der Sechziger Jahre. Und das auf nahezu kindlich abenteuerlustige Weise. Doch dafür, so meint Ekki, Maas gibt es Gründe.

    "Ich glaube, dass das gefüttert wurde durch die Schallplatten, die ich als Kind hatte. Das waren so Märchenplatten aber auch so Easy Listening Sachen oder auch 'Klassik für Kinder'. Da kommt die Musik, die ich gemacht habe ein bisschen her. Da kommen oft, wenn man so einen Song kriegt, auch Sachen aus dem Unterbewusstsein hoch.

    Wir haben versucht, immer anders zu werden. Also Platten zu machen, auf denen die Stücke nicht klangen wie auf der zuvor. Das fanden wir immer scheußlich. Für die Platten hatten wir auch wirklich immer so eine Art Motto, nach dem sich die Sachen ändern sollten. Das hatten wir dieses Mal nicht, und das machte das Ganze dann auch bisweilen recht beschwerlich."

    Mittlerweile sind Erdmöbel mit ihrer Musik im etablierten Feuilleton angekommen. In den großen Kulturzeitungen finden sich Artikel über sie und auch in den entsprechenden Magazinen anderer Medien kommen sie vor. Und manchmal wirkt es, als könne man ihrem Tun nur mit möglichst geistreichen Kommentaren gerecht werden. Eine Entwicklung, die Sänger Markus Berges gelassen sieht.

    "Tendenziell in der Wahrnehmung, speziell in der Presse wird das, was wir machen, immer sehr ernst genommen. Was auch nicht unangenehm ist. Aber das Leichte, und dass es da immer auch eine humorvolle Seite gibt, und das Ganze niemals bitterernst ist , schnallen die Leute, glaube ich, schon. Und für Viele macht das wahrscheinlich sogar den Reiz aus."