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MAN schickt Mitarbeiter in den Zwangsurlaub

Damit MAN keine Lastwagen auf Halde produziert, stehen die Bänder in dieser Woche still. Im kommenden Jahr droht sogar Kurzarbeit, denn die Kunden blieben angesichts der Euro-Krise weiter zurückhaltend.

Von Michael Watzke |
    Im Vorstand von MAN wird neuerdings noch häufiger Englisch gesprochen. Seit Anders Nielsen von Scania an die Spitze der "Truck&Bus"-Sparte der Münchner gewechselt ist, heißt Gewinn meist Profit und Umsatz Revenue. Kurzarbeit allerdings heißt weiterhin Kurzarbeit. Und die droht laut Anders Nielsen.

    Man diskutiere mit den Gewerkschaften über Kurzarbeit, sagt MAN’s neuer LKW- und Busvorstand Nielsen. Anfangs nächsten Jahres könnte es dazu kommen. Aber noch sei nichts entschieden. Alles hänge davon ab, wie sich das Geschäft entwickelt. Derzeit läuft es eher schlecht bei MAN, muss Vorstandssprecher Georg Pachta-Reyhofen einräumen.

    "Die MAN-Gruppe erwirtschaftete in den ersten drei Quartalen ein operatives Ergebnis von 656 Millionen Euro, gegenüber 1,083 Milliarden im Vergleich zum Vorjahr. Das Ergebnis kann uns natürlich nicht zufriedenstellen, wir werden weiterhin daran arbeiten, die Kosten zu senken."

    Erste Schritte hat der Münchner Konzern bereits unternommen. Fast 15.000 Mitarbeiter müssen in dieser Woche Zwangsurlaub nehmen. Denn MAN wird von Überkapazitäten geplagt. Auf dem Hof stehen zu viele unverkaufte LKW und Busse. Und was MAN verkauft, geht oft nur mit kräftigen Rabatten an die Kunden. In der Sprache von Finanz-Vorstand Frank Lutz heißt das…

    "Ein gewisser Margendruck, der entstanden ist von höhermargigen Ländern in niedrigermargige Länder und von höhermargigen Produkten zu niedrigermargigen Produkten."

    Nicht nur MAN spürt den Margendruck. Auch der Konkurrent Volvo und das Schwesterunternehmen im VW-Konzern, Scania, sind betroffen. LKW-Hersteller spüren eine aufkeimende Rezession schneller als andere Unternehmen. Denn wenn die Wirtschaft lahmt, werden weniger Produkte transportiert. MAN’s Auftragseingänge sind vor allem im Bereich "Nutzfahrzeuge" eingebrochen. Im dritten Quartal um minus 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besser lief das Geschäftsfeld "Power Engeneering", also die Herstellung großer Motoren und Anlagen für Kraftwerke und Schiffe.

    "Es gibt auch etwas Licht am Ende des Tunnels, insbesondere sind die Auftragseingänge bei unserer Tochter "MAN Latin America" im Vergleich zum Vorquartal wieder leicht angestiegen. Was uns optimistischer für das kommende Quartal stimmt. Es gab ja im zweiten Quartal in Lateinamerika einen starken Einbruch, insbesondere durch die Einführung der Euro-5-Norm, und hier sieht man doch eine leichte Trend-Umkehr."

    Aber kann Latein-Amerika die schlechten Aussichten in Europa und die schwächer werdende Konjunktur in Asien wirklich kompensieren? Vorstandssprecher Pachta-Reyhofen bleibt vorerst beim ehrgeizigen Ziel, die Umsatz-Prognosen von MAN weitgehend zu halten. Und um das operative Ergebnis zu verbessern, das um rund 40 Prozent eingebrochen ist, sollen die Kosten gesenkt werden. Der MAN-Betriebsrat dürfte nicht begeistert sein. Äußern will er sich aber nicht. "Wir haben derzeit keine offizielle Stellungnahme", sagte ein Sprecher heute auf Anfrage des Deutschlandfunks und fügte hinzu: es seien ja alle im Zwangsurlaub.