Noch ist sie zwar gar nicht veröffentlicht, die neue Studie der DGEM, der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin. Doch ihre Autoren scheuen sich nicht, schon jetzt über die Ergebnisse zu sprechen. Denn sie sind alarmierend:
" Die DGEM-Studie ist die erste landesweite Erhebung des Ernährungszustandes von Krankenhauspatienten in Deutschland und hat gezeigt, dass häufig Mangelernährung bei der Aufnahme besteht."
Insgesamt 17 Kliniken waren beteiligt, darunter auch die Charité in Berlin, wo Herbert Lochs als Professor für Innere Medizin wirkt. Zugleich ist er Vize-Präsident der Gesellschaft für Ernährungsmedizin:
" Im Schnitt 25 Prozent der Patienten, die in Deutschland ins Krankenhaus kommen, sind bei der Aufnahme schon mangelernährt - je älter, desto häufiger. Über 65 sind 50 Prozent mangelernährt. Die Konsequenz ist, dass die Mangelernährten signifikant länger im Krankenhaus bleiben, wesentlich häufiger in den nächsten sechs Monaten wieder aufgenommen werden müssen und häufiger versterben als gut ernährte Patienten mit der gleichen Diagnose."
Doch was heißt das eigentlich genau, mangelernährt zu sein? Wie der Mediziner sagt, geht es da nicht mehr nur um einzelne fehlende Vitamine oder Mineralstoffe. Es geht um mehr:
" Das sind so genannte Makronährstoff-Mängel, also Eiweiß-, Fett- Nährstoffmängel. Eigentlich schon ein fortgeschrittenes Stadium."
Das drückt sich dann auch im BMI aus, im Body-Mass-Index. Das ist das Verhältnis von Körpergewicht zur Körpergröße eines Menschen und ein Standard-Maß, um seinen Ernährungszustand zu ermitteln.
Bei Senioren bedeutet ein niedriger Body-Mass-Index meist, dass ihre Muskelmasse abnimmt, sie also schwächer werden. Cornel Sieber sieht im schleichenden Muskelverlust das größte Problem. Der Schweizer ist Direktor des Instituts für Biomedizin des Alterns an der Universität Erlangen-Nürnberg:
" Fortschreitender Muskelabbau, und der ist eben zu einem relevanten Teil durch eine Mangelernährung vor allem im Eiweißbereich bedingt. Und es ist richtig, dass wir heute wissen: Sie sollten schlank und rank sein, bis sie etwa 65 sind. Aber nach 65 sollten Sie nicht mehr abnehmen. Einem alten Menschen eine Diät zu verordnen oder zu empfehlen, ist sicher heutzutage aus medizinischer Sicht daneben."
Eine überraschend unverblümte Sprache für einen Mediziner. Eiweißreich ist vor allem Fleisch. Doch viele Senioren bekommen Probleme mit dem Kauen - und streichen Fleischprodukte deshalb vom Speiseplan. Wie man ältere Patienten dennoch ausreichend mit Eiweiß und anderen Nährstoffen versorgt, das zeigt eine weitere Studie an der Berliner Charité. Herbert Lochs und einige Kollegen sind gerade dabei, die Daten auszuwerten. Die Mediziner taten etwas gegen die Mangelernährung ihrer Patienten. Und das auch noch in den ersten beiden Monaten nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. Zum Beispiel durch die Bereitstellung von nährstoffreichen Getränken:
" Und wir sehen, wenn wir die vergleichen - da haben wir eine Kontrollgruppe mitlaufen lassen -, dass die deutlich besser sich erholen von der Krankheit als die Kontrollgruppe, die so wie bisher üblich im Krankenhaus behandelt wird, und dann gehen die nach Hause, und niemand kümmert sich drum."
Das ist immer noch der Normalzustand in deutschen Kliniken:
" Unter den Medizinern wird die Ernährung weitgehend ignoriert."
Nur bei drei von zehn Patienten werde überhaupt der Ernährungszustand festgehalten, bedauert Herbert Lochs. Und selbst wenn ein Untergewicht klar erkennbar sei: In den seltensten Fällen unternehmen Klinikärzte etwas dagegen:
" Das war die Katastrophe. Also in der Studie hat sich gezeigt: Nur bei zehn Prozent dieser Patienten ist überhaupt eine Konsequenz daraus gezogen worden."
Auch der Erlangener Altersmediziner Cornel Sieber hält es deshalb für unerlässlich, viel stärker auf das Problem der Mangelernährung von Senioren aufmerksam zu machen:
" Das sind Millionen von Menschen, die dies betrifft."
" Die DGEM-Studie ist die erste landesweite Erhebung des Ernährungszustandes von Krankenhauspatienten in Deutschland und hat gezeigt, dass häufig Mangelernährung bei der Aufnahme besteht."
Insgesamt 17 Kliniken waren beteiligt, darunter auch die Charité in Berlin, wo Herbert Lochs als Professor für Innere Medizin wirkt. Zugleich ist er Vize-Präsident der Gesellschaft für Ernährungsmedizin:
" Im Schnitt 25 Prozent der Patienten, die in Deutschland ins Krankenhaus kommen, sind bei der Aufnahme schon mangelernährt - je älter, desto häufiger. Über 65 sind 50 Prozent mangelernährt. Die Konsequenz ist, dass die Mangelernährten signifikant länger im Krankenhaus bleiben, wesentlich häufiger in den nächsten sechs Monaten wieder aufgenommen werden müssen und häufiger versterben als gut ernährte Patienten mit der gleichen Diagnose."
Doch was heißt das eigentlich genau, mangelernährt zu sein? Wie der Mediziner sagt, geht es da nicht mehr nur um einzelne fehlende Vitamine oder Mineralstoffe. Es geht um mehr:
" Das sind so genannte Makronährstoff-Mängel, also Eiweiß-, Fett- Nährstoffmängel. Eigentlich schon ein fortgeschrittenes Stadium."
Das drückt sich dann auch im BMI aus, im Body-Mass-Index. Das ist das Verhältnis von Körpergewicht zur Körpergröße eines Menschen und ein Standard-Maß, um seinen Ernährungszustand zu ermitteln.
Bei Senioren bedeutet ein niedriger Body-Mass-Index meist, dass ihre Muskelmasse abnimmt, sie also schwächer werden. Cornel Sieber sieht im schleichenden Muskelverlust das größte Problem. Der Schweizer ist Direktor des Instituts für Biomedizin des Alterns an der Universität Erlangen-Nürnberg:
" Fortschreitender Muskelabbau, und der ist eben zu einem relevanten Teil durch eine Mangelernährung vor allem im Eiweißbereich bedingt. Und es ist richtig, dass wir heute wissen: Sie sollten schlank und rank sein, bis sie etwa 65 sind. Aber nach 65 sollten Sie nicht mehr abnehmen. Einem alten Menschen eine Diät zu verordnen oder zu empfehlen, ist sicher heutzutage aus medizinischer Sicht daneben."
Eine überraschend unverblümte Sprache für einen Mediziner. Eiweißreich ist vor allem Fleisch. Doch viele Senioren bekommen Probleme mit dem Kauen - und streichen Fleischprodukte deshalb vom Speiseplan. Wie man ältere Patienten dennoch ausreichend mit Eiweiß und anderen Nährstoffen versorgt, das zeigt eine weitere Studie an der Berliner Charité. Herbert Lochs und einige Kollegen sind gerade dabei, die Daten auszuwerten. Die Mediziner taten etwas gegen die Mangelernährung ihrer Patienten. Und das auch noch in den ersten beiden Monaten nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. Zum Beispiel durch die Bereitstellung von nährstoffreichen Getränken:
" Und wir sehen, wenn wir die vergleichen - da haben wir eine Kontrollgruppe mitlaufen lassen -, dass die deutlich besser sich erholen von der Krankheit als die Kontrollgruppe, die so wie bisher üblich im Krankenhaus behandelt wird, und dann gehen die nach Hause, und niemand kümmert sich drum."
Das ist immer noch der Normalzustand in deutschen Kliniken:
" Unter den Medizinern wird die Ernährung weitgehend ignoriert."
Nur bei drei von zehn Patienten werde überhaupt der Ernährungszustand festgehalten, bedauert Herbert Lochs. Und selbst wenn ein Untergewicht klar erkennbar sei: In den seltensten Fällen unternehmen Klinikärzte etwas dagegen:
" Das war die Katastrophe. Also in der Studie hat sich gezeigt: Nur bei zehn Prozent dieser Patienten ist überhaupt eine Konsequenz daraus gezogen worden."
Auch der Erlangener Altersmediziner Cornel Sieber hält es deshalb für unerlässlich, viel stärker auf das Problem der Mangelernährung von Senioren aufmerksam zu machen:
" Das sind Millionen von Menschen, die dies betrifft."