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Manipulierbare Doping-Proben
Lösung für Olympische Winterspiele gesucht

Kurz vor Beginn der Olympischen Winterspiele deckten ARD-Recherchen massive Probleme mit dem Verschluss der Fläschchen für Dopingproben auf. Nun suchen der Hersteller Berlinger und Experten nach Lösungen. Ein Besuch im Kölner Dopinglabor.

Von Marina Schweizer | 30.01.2018
    Dopinganalytiker Mario Thevis steht im Kölner Dopinglabor neben der Maschine, mit der er die Proben überprüft.
    Dopinganalytiker Mario Thevis in seinem Labor. (Deutschlandradio - Astrid Rawohl)
    Ein sportrechtliches Chaos und wertlose Proben bei Olympia. Das dürften - nach den Enthüllungen um fehlerhafte Verschlüsse bei Proben-Fläschchen - die Hauptsorgen von Anti-Doping-Kämpfern sein.
    Binnen weniger Tage muss eine Lösung gefunden werden - sonst könnten Proben bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang wertlos werden.
    Probleme bei routinemäßiger Überprüfung entdeckt
    "Wir arbeiten an Problemlösungen, an Plan B und C, wie man das Problem, was wir gegenwärtig zu lösen haben, in den Griff bekommen kann", sagt der Dopinganalytiker Mario Thevis gegenüber dem Deutschlandfunk. Bei ihm im Kölner Dopinglabor waren bei der routinemäßigen Überprüfung von Dopingproben Auffälligkeiten beim Verschluss augenscheinlich und an die Welt-Anti-Doping-Agentur gemeldet geworden.
    "Diese Auffälligkeiten haben dazu geführt, dass sowohl der WADA als auch den Auftraggebern aufgefallen ist, dass wir hier offensichtlich ein größeres Problem haben."
    Hersteller sucht nach Lösungen
    Auch, wenn unter diesen Umständen wohl jeder Athlet einen positiven Dopingtest anfechten könnte: Den Sinn eines Anti-Doping-Labors bei den anstehenden Olympischen Winterspielen will Thevis trotzdem, Stand jetzt, nicht anzweifeln:
    "Ich denke, dass wir vor Ort auch ein tragfähiges Kontrollsystem haben werden. Wie das ausschauen wird, wird sich erst in den nächsten Tagen zeigen."
    Die Herstellerfirma Berlinger ließ heute wissen, man prüfe unter anderem, Doping-Behälter mit einer adaptierten Verschluss-Mechanik einzusetzen. Entsprechende Tests würden gerade durchgeführt.
    Russischer Whistleblower erhebt neue Vorwürfe
    Neben den Enthüllungen um Dopingproben sorgten Anschuldigungen des ehemaligen Chefs des Moskauer Doping-Labors für Aufsehen: Grigori Rodschenkow sagte im Deutschlandfunk-Sportgespräch und der ARD: Der russische Präsident sei in das Dopingsystem eingebunden gewesen.
    "Er wusste alles. Es war ja eine ganz einfache Kette: Ich habe an Nagornykh berichtet, Nagornykh an Mutko und Mutko an Präsident Putin. Putin wollte alles wissen."
    Moskau diskreditiert Rodschenkow
    Rodschenkow, der inzwischen die Seiten gewechselt hat und im Zeugenschutzprogramm in den USA lebt, ist in Russland Persona non grata. Die persönliche Reaktion des Präsidenten beinhaltete auch einen Seitenhieb an die USA:
    "Sie haben diesen Idioten Rodschenkow dorthin gebracht. Na hören Sie mal, der Mann hat doch ganz klar Probleme, der muss in eine Anstalt. Er hat einen Selbstmordversuch hinter sich. Gott schenke ihm Gesundheit. Aber das heißt doch was, oder? Das zeigt, dass es Probleme gibt und alles wird gestützt von den Aussagen von diesem Menschen."
    Ein Kreml-Sprecher bezeichnete Rodschenkow als - Zitat - "abscheuliche Person, die mit dem Gesetz Probleme hat".