Der Schleppverband sei mit ein bis zwei Knoten (1,85 - 3,7 km/h) sehr langsam unterwegs, erklärte der Sprecher weiter. Knapp 25 Kilometer sollen zurückgelegt werden. Das Manöver werde deshalb voraussichtlich acht Stunden dauern.
Ein Expertenteam war den Angaben nach rund drei Stunden im Einsatz, damit die Last des Schiffes mit rund 100.000 Tonnen Öl an Bord gleichmäßig auf die Schlepper verteilt wird. Die vier Seeleute wurde von einem Hubschrauber der Bundespolizei auf die "Eventin" abgeseilt und später wieder abgeholt.
"Eventin" nach Stromausfall an Bord manövrierunfähig
Der 274 Meter lange Frachter trieb laut Havariekommando seit der Nacht zu Freitag nach einem kompletten Stromausfall an Bord, einem sogenannten Blackout, manövrierunfähig in der Ostsee nördlich von Rügen. Am Freitagnachmittag gelang es, den Tanker mit einem Notfallschlepper zu verbinden, der ihn an seiner Position hielt. Als dann Wind aufkam, wurden zwei weitere Schiffe zur Verstärkung hinzugezogen.
Tanker wird russischer Schattenflotte zugerechnet
Die "Eventin" war unterwegs von Ust-Luga in Russland nach Port Said in Ägypten. Sie wird von der Umweltschutzorganisation "Greenpeace" der russischen sogenannten Schattenflotte zugeordnet. Moskau umgeht mit unter fremder Flagge fahrenden Tankern das als Folge seines Angriffs auf die Ukraine verhängte Öl-Embargo. Es handelt sich bei den Schiffen um alte und oft unversicherte Tanker. Im Dezember hatte die Europäische Union rund 50 Schiffe der Schattenflotte auf die Sanktionsliste gesetzt.
Bundesaußenministerin Baerbock erklärte, Russland gefährde die europäische Sicherheit nicht nur mit seinem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine, sondern auch mit durchtrennten Datenkabeln, verschobenen Grenzbojen, Desinformationskampagnen, GPS-Störsendern und eben auch mit maroden Öltankern. Präsident Putin umgehe mit dem Einsatz einer Flotte von rostigen Tankern die Sanktionen und nehme billigend in Kauf, dass der Tourismus an der Ostsee zum Erliegen komme, betonte die Grünen-Politikerin.
Die Ostsee gehört zu den am meisten befahrenen Meeren der Welt. Täglich sind auf dem Binnenmeer mehr als 2.000 Schiffe unterwegs, wie das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) mitteilte.
Diese Nachricht wurde am 11.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.