Müllers Berufung waren monatelange politische Querelen vorausgegangen, die zuletzt in das pikante Angebot von 20.000 Euro Schweigegeld an seinen Vorgänger Moritz de Hadeln mündeten. Der sollte über die Interna seiner Festivals 2002 und 2003 striktes Stillschweigen bewahren. Allenthalben war nun eine dezidiert politische Wahl im Sinne der Berlusconi-Aministration erwartet worden, als der Verwaltungsrat der Biennale unter seinem neuen Präsidenten Davide Croff jetzt endlich zur Wahl eines Nachfolgers zusammentrat. Doch Marco Müller ist mit seinen weltläufigen Kontakten eher kein regierungsnaher Kulturbürokrat. Vor allem ist er ein ausgewiesener Profi in Sachen Filmfestival. Er war Direktor in Turin und Pesaro. 1990 übernahm er für zwei Jahre das Festival von Rotterdam und forcierte dort die Idee, dass das Festival mit einem eigenen Fördertopf – dem Hubert Bals Fund – Projekte aus den unterentwickelten Filmländern unterstützen sollte.
Diese Idee griff er auch als Leiter des Schweizer Festivals der A-Kategorie in Locarno auf. Montecinemaveritá hieß die Stiftung die er in seinen neun Jahren dort ins Leben rief. Marco Müller spricht 10 Sprachen fließend, darunter Mandarin, was seine Kontakte nach China und zu anderen Ländern der Dritten Welt erleichterte. Nach seinem Weggang von Locarno im Jahre 2000 – Spötter sagten damals schon, um sich die Zeit zu vertreiben, bis er endlich in Venedig wieder zur Debatte stehe - war er als Produzent für die Bennetonprestigefilmfirma "Fabrica" tätig. Mit "No man’s Land" von Danis Tanovic produzierte er einen späteren Oskarpreisträger und mit Jafar Panahis Film "Der Kreis" aus dem Iran gewann er sogar einen "Goldenen Löwen", den Hauptpreis des Festivals, das er von heute an leitet. Er arbeitete mit Samira Makmalbaf und Zhang Yuan – beide gewannen Spezialpreise der Jurys in Cannes und Venedig.
Anders als Moritz de Hadeln gilt Marco Müller als weltgewandter und cineastisch hochgebildeter Filmfachmann mit einem Faible für das unabhängige Kino aus aller Welt, dem man getrost jedes Filmmuseum anvertrauen könnte. Zugleich ist er mit seiner neu gegründeten Produktionsfirma in Bologna "Downtown Pictures" mit der einheimischen Branche und den Winkelzügen der italienischen Kulturpolitik sicher vertrauter als de Hadeln, der trotz der guten Kritiken für seine Interimsfestivals immer ein Fremder blieb. Müller steht aber nun vor den gleichen Problemen, wie vor zwei Jahren der ehemalige Berlinalechef. Er muss in knapp fünf Monaten ein Programm zusammen zimmern. Das ist wenig Zeit, die das sicher prall gefüllte Adressbuch des Festivalprofis einer Bewährungsprobe unterziehen dürfte.
Auch die Strukturprobleme der Mostra, der eine Filmmesse als Anreiz für die Branche fehlt, ein Festival, das in dem provinziellen Badeort Lido kaum normales Kino-Publikum anzieht und das ein neues Festspielhaus bräuchte, sind geblieben.
Immerhin wird Marco Müller kommende Woche endlich ein Datum für die nächsten Filmfestspiele von Venedig verkünden, nachdem viele sich schon auf eine Notausgabe des drittwichtigsten Filmfestivals der Welt einzustellen begonnen hatten. Für Visionen bleibt dann noch Zeit und für die Frage wie Müller mit dem sicher nicht schwächer werdenden Druck der Berlusconi-Medienpolitik umgeht, die ein italienischeres Festival will.
Diese Idee griff er auch als Leiter des Schweizer Festivals der A-Kategorie in Locarno auf. Montecinemaveritá hieß die Stiftung die er in seinen neun Jahren dort ins Leben rief. Marco Müller spricht 10 Sprachen fließend, darunter Mandarin, was seine Kontakte nach China und zu anderen Ländern der Dritten Welt erleichterte. Nach seinem Weggang von Locarno im Jahre 2000 – Spötter sagten damals schon, um sich die Zeit zu vertreiben, bis er endlich in Venedig wieder zur Debatte stehe - war er als Produzent für die Bennetonprestigefilmfirma "Fabrica" tätig. Mit "No man’s Land" von Danis Tanovic produzierte er einen späteren Oskarpreisträger und mit Jafar Panahis Film "Der Kreis" aus dem Iran gewann er sogar einen "Goldenen Löwen", den Hauptpreis des Festivals, das er von heute an leitet. Er arbeitete mit Samira Makmalbaf und Zhang Yuan – beide gewannen Spezialpreise der Jurys in Cannes und Venedig.
Anders als Moritz de Hadeln gilt Marco Müller als weltgewandter und cineastisch hochgebildeter Filmfachmann mit einem Faible für das unabhängige Kino aus aller Welt, dem man getrost jedes Filmmuseum anvertrauen könnte. Zugleich ist er mit seiner neu gegründeten Produktionsfirma in Bologna "Downtown Pictures" mit der einheimischen Branche und den Winkelzügen der italienischen Kulturpolitik sicher vertrauter als de Hadeln, der trotz der guten Kritiken für seine Interimsfestivals immer ein Fremder blieb. Müller steht aber nun vor den gleichen Problemen, wie vor zwei Jahren der ehemalige Berlinalechef. Er muss in knapp fünf Monaten ein Programm zusammen zimmern. Das ist wenig Zeit, die das sicher prall gefüllte Adressbuch des Festivalprofis einer Bewährungsprobe unterziehen dürfte.
Auch die Strukturprobleme der Mostra, der eine Filmmesse als Anreiz für die Branche fehlt, ein Festival, das in dem provinziellen Badeort Lido kaum normales Kino-Publikum anzieht und das ein neues Festspielhaus bräuchte, sind geblieben.
Immerhin wird Marco Müller kommende Woche endlich ein Datum für die nächsten Filmfestspiele von Venedig verkünden, nachdem viele sich schon auf eine Notausgabe des drittwichtigsten Filmfestivals der Welt einzustellen begonnen hatten. Für Visionen bleibt dann noch Zeit und für die Frage wie Müller mit dem sicher nicht schwächer werdenden Druck der Berlusconi-Medienpolitik umgeht, die ein italienischeres Festival will.