Von Michael Engel
Wenn es dunkel wird in unseren Wäldern schlägt die Stunde des Marderhunds. Die Tiere sind nachtaktiv. Als Pelztier wurde der in Ostasien beheimatete Marderhund 1930 in Russland ausgesetzt - seitdem marschieren die bis zu zehn Kilo schweren Tiere Richtung Westen. 1960 tauchten erste Exemplare in Ostdeutschland auf, doch erst seit 1995 vermehrt sich der Marderhund in den neuen Bundesländern geradezu explosionsartig, weiß Forstwissenschaftler Norman Stier von der TU Dresden. Der Bestand verdoppelt sich von Jahr zu Jahr: 6500 Tiere wurden in 2002 allein in Mecklenburg Vorpommern erlegt:
Es gibt eine Phase, die sich sehr lange hinzieht vom ersten Auftauchen, bis dieser Bestand explosionsartig hochgeht. Das sind erfahrungsgemäß mit intensiver Bejagung 30 Jahre. In den Bereichen, wo wenig gejagt wird, ist es so, dass nach zehn bis 15 Jahren etwa der Bestand hochgeht.
Nach Ansicht des Experten ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Wälder im Westen Deutschlands voller Marderhunde sind. Erste Tiere wurden jetzt an der holländische Grenze gesichtet - auch Baden-Württemberg meldet: ''Marderhunde''. Die Tiere, die wegen ihres dichten Fells und des buschigen Schwanzes selbst von Jägern immer wieder für Waschbären gehalten werden, finden in Deutschland einen reich gedeckten Tisch: Mülldeponien, Obstplantagen, Aas an den Straßenrändern. Schädlich oder nicht schädlich - das ist die große Frage:
Die Jäger sagen, es ist eindeutig, dass weniger Füchse da sind, seitdem der Marderhund mehr geworden ist. Aber es ist selbst so, dass in den Landkreisen, wo die meisten Marderhunde da sind, trotzdem - großflächig gesehen - die höchsten Fuchsdichten beobachtet wurden, die jemals da waren. Also großflächig tritt das nicht ein, vielleicht gibt es Verschiebungen, das bleibt abzuwarten.
Vor zwei Jahren kam eine ''böse'' Überraschung: Nicht nur Füchse, sondern auch Marderhunde können mit dem gefürchteten Fuchsbandwurm infiziert sein. Ausgerechnet im Osten Deutschlands, wo der Fuchsbandwurm bisher praktisch keine Rolle gespielt hat, bringt die Invasion der Marderhunde eine neue Gefahr für den Menschen: mit dem Kot und Urin der Marderhunde gelangen Eier des Parasiten in die Umwelt und können - Beispiel: Verzehr von Walderdbeeren - zum Menschen gelangen. Kirsten Tackmann von der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere, Wusterhausen:
Ob der Marderhund jetzt als zusätzliche Population, der ja auch erst seit wenigen Jahren in Ostdeutschland eine Rolle spielt, dazu führt, dass ein erhöhtes Risiko für den Menschen existiert, das wissen wir noch nicht. Wir wissen eigentlich überhaupt noch nicht, ob die Häufigkeit beim Tierwirt eine Relevanz dafür hat, ob auch der Mensch ein höheres Infektionsrisiko hat. Denn es gibt ja noch etliche Faktoren, die möglicherweise noch dazwischen stehen und das regulieren könnten.
15 Jahre beträgt die Inkubationszeit beim Fuchsbandwurms. Das heißt: erst 15 Jahre nach einer Infektion zeigen sich die Symptome der Leberzerstörung, die für viele Patienten tödlich endet. Da die Zahl der Marderhunde in Ostdeutschland erst seit zehn Jahren bedrohliche Ausmaße annimmt, ist auch die Frage der Bedrohung durch diese neue, invasive Tierart immer noch völlig offen.
Ich muss da sehr vorsichtig sein, weil wir diese Zusammenhänge überhaupt noch nicht kennen. Insofern hat das Nicht-bekannt-Sein von Infektionen von Menschen in Ostdeutschland zwei Ursachen. Einmal könnte es sein, dass Infektionen jetzt schon laufen, die aber noch nicht klinisch manifest geworden sind, oder es ist auch möglich, dass die Ärzteschaft außerhalb der ursprünglichen Endemiegebiete überhaupt nicht mit den Erkrankungen bekannt sind und somit möglicherweise etliche Fälle auch übersehen. Über die tatsächliche Verteilung würde ich mir also kein Urteil erlauben.
Wenn es dunkel wird in unseren Wäldern schlägt die Stunde des Marderhunds. Die Tiere sind nachtaktiv. Als Pelztier wurde der in Ostasien beheimatete Marderhund 1930 in Russland ausgesetzt - seitdem marschieren die bis zu zehn Kilo schweren Tiere Richtung Westen. 1960 tauchten erste Exemplare in Ostdeutschland auf, doch erst seit 1995 vermehrt sich der Marderhund in den neuen Bundesländern geradezu explosionsartig, weiß Forstwissenschaftler Norman Stier von der TU Dresden. Der Bestand verdoppelt sich von Jahr zu Jahr: 6500 Tiere wurden in 2002 allein in Mecklenburg Vorpommern erlegt:
Es gibt eine Phase, die sich sehr lange hinzieht vom ersten Auftauchen, bis dieser Bestand explosionsartig hochgeht. Das sind erfahrungsgemäß mit intensiver Bejagung 30 Jahre. In den Bereichen, wo wenig gejagt wird, ist es so, dass nach zehn bis 15 Jahren etwa der Bestand hochgeht.
Nach Ansicht des Experten ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Wälder im Westen Deutschlands voller Marderhunde sind. Erste Tiere wurden jetzt an der holländische Grenze gesichtet - auch Baden-Württemberg meldet: ''Marderhunde''. Die Tiere, die wegen ihres dichten Fells und des buschigen Schwanzes selbst von Jägern immer wieder für Waschbären gehalten werden, finden in Deutschland einen reich gedeckten Tisch: Mülldeponien, Obstplantagen, Aas an den Straßenrändern. Schädlich oder nicht schädlich - das ist die große Frage:
Die Jäger sagen, es ist eindeutig, dass weniger Füchse da sind, seitdem der Marderhund mehr geworden ist. Aber es ist selbst so, dass in den Landkreisen, wo die meisten Marderhunde da sind, trotzdem - großflächig gesehen - die höchsten Fuchsdichten beobachtet wurden, die jemals da waren. Also großflächig tritt das nicht ein, vielleicht gibt es Verschiebungen, das bleibt abzuwarten.
Vor zwei Jahren kam eine ''böse'' Überraschung: Nicht nur Füchse, sondern auch Marderhunde können mit dem gefürchteten Fuchsbandwurm infiziert sein. Ausgerechnet im Osten Deutschlands, wo der Fuchsbandwurm bisher praktisch keine Rolle gespielt hat, bringt die Invasion der Marderhunde eine neue Gefahr für den Menschen: mit dem Kot und Urin der Marderhunde gelangen Eier des Parasiten in die Umwelt und können - Beispiel: Verzehr von Walderdbeeren - zum Menschen gelangen. Kirsten Tackmann von der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere, Wusterhausen:
Ob der Marderhund jetzt als zusätzliche Population, der ja auch erst seit wenigen Jahren in Ostdeutschland eine Rolle spielt, dazu führt, dass ein erhöhtes Risiko für den Menschen existiert, das wissen wir noch nicht. Wir wissen eigentlich überhaupt noch nicht, ob die Häufigkeit beim Tierwirt eine Relevanz dafür hat, ob auch der Mensch ein höheres Infektionsrisiko hat. Denn es gibt ja noch etliche Faktoren, die möglicherweise noch dazwischen stehen und das regulieren könnten.
15 Jahre beträgt die Inkubationszeit beim Fuchsbandwurms. Das heißt: erst 15 Jahre nach einer Infektion zeigen sich die Symptome der Leberzerstörung, die für viele Patienten tödlich endet. Da die Zahl der Marderhunde in Ostdeutschland erst seit zehn Jahren bedrohliche Ausmaße annimmt, ist auch die Frage der Bedrohung durch diese neue, invasive Tierart immer noch völlig offen.
Ich muss da sehr vorsichtig sein, weil wir diese Zusammenhänge überhaupt noch nicht kennen. Insofern hat das Nicht-bekannt-Sein von Infektionen von Menschen in Ostdeutschland zwei Ursachen. Einmal könnte es sein, dass Infektionen jetzt schon laufen, die aber noch nicht klinisch manifest geworden sind, oder es ist auch möglich, dass die Ärzteschaft außerhalb der ursprünglichen Endemiegebiete überhaupt nicht mit den Erkrankungen bekannt sind und somit möglicherweise etliche Fälle auch übersehen. Über die tatsächliche Verteilung würde ich mir also kein Urteil erlauben.