Kapitän zur See Jevgenij Dubovik war nur einer von vielen seiner russischen Kameraden und Landsleute in Sevastopol, die laut jubelten, als sie vor knapp einer Woche aus dem ostukrainischen Charkiv die Nachricht vom so genannten "Janukovytsch-Medvedev-Abkommen" hörten: Die russische Schwarzmeer-Flotte werde danach auch nach 2017 noch weitere 25 Jahre hier vor Anker gehen können, obwohl die Krim doch eigentlich ukrainisches Territorium ist, auf dem laut Verfassung keine fremden Truppen mehr stationiert sein dürfen:
"Ein dreifaches Hurra! Langgedehnt und mächtig","
strahlt der russische Seemann,
""denn dabei machen hier alle mit: Die Ehefrauen, die Kinder! Für uns ist das heute ein Feiertag!"
Zuletzt, unter der Vorgängerregierung von Julia Timoschenko, hatten die über 16.000 Seeleute der russischen Schwarzmeer-Flotte immer damit rechnen müssen, dass der derzeit gültige Stationierungsvertrag zwischen Moskau und Kiew von 1997 nicht mehr verlängert werden würde und somit der Abzug von der Krim drohte.
Nun aber dies: Gerade mal rund 50 Tage im Amt setzt der frisch, wenn auch mit knappem Vorsprung gewählte ukrainische Staatspräsident Viktor Janukowytsch dieses demonstrative Zeichen. - Der große Nachbar Russland im Osten ist hoch erfreut. Auch wenn Moskau für diese Geste der Zuneigung viel wird bezahlen müssen: Es muss Kiew im Gegenzug einen Preisnachlass von 30 Prozent für russisches Erdgas gewähren. Schon in diesem Jahr, so wird Janukovytsch zitiert, erspare sich die hochverschuldete und von der Wirtschaftskrise gebeutelte Ukraine damit Überweisungsaufträge in Höhe von umgerechnet rund zweieinhalb Milliarden Euro an die russischen Energielieferanten. Die geschockt-verwirrte Miene von GAZPROM-Chef Alexej Miller bei der Vertragsunterzeichnung in Charkiv spricht denn auch Bände. - "Spielt alles keine Rolle", wischt der russische Politologe Sergej Markov im Überschwang der Gefühle ökonomische Bedenken vom Tisch, wonach Russland sich bei dem finanziellen Gesamtvolumen von annähernd 40 Milliarden US-Dollar an die Ukraine übernehmen könnte:
"Unser geopolitischer Gewinn", so Markov, "wird nicht zehn Prozent betragen sondern 200, 500, 1000, ach, was: 5000 Prozent!"
Vielleicht nicht von der Zahlen-Dimension, jedoch vom Ansatz her, sieht Anatolij Hrycenko das auch so. Gerade das aber erfreut den Vorsitzenden des Parlamentsausschusses für nationale Sicherheit und Verteidigung im ukrainischen Parlament ganz und gar nicht:
"Eine Notwendigkeit für die Anwesenheit der Schwarzmeerflotte vor der Krim für weitere Jahrzehnte besteht überhaupt nicht! - Die russische Führung setzt sich nicht aus selbstlosen Menschenfreunden zusammen und wird der Ukraine nicht einfach mal so 40 Milliarden Dollar überlassen. Es ist klar, dass sie die Ukraine auf diese Weise unter permanenter Kontrolle halten wollen. - Alle ukrainischen Oppositionsparteien stehen diesen Vereinbarungen negativ gegenüber. Nicht zuletzt deshalb, weil sie heimlich, unter Ausschluss der Öffentlichkeit zustande gekommen sind. Weder die Regierung noch der Nationale Sicherheitsrat sind beteiligt worden. Deswegen werden wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln, bis hin zur Parlamentsblockade Widerstand leisten, damit dieses Abkommen nicht ratifiziert wird."
"Janukowytsch braucht angesichts seiner maroden Staatsfinanzen eine konkrete ökonomische Perspektive","
findet dagegen der russische Publizist Nikolaj Svanidze. Nicht zuletzt den westlichen Staaten gegenüber müsse er das deutlich machen. Der Westen komme derzeit schon mit den Wirtschaftsproblemen der zehn Millionen Griechen nicht klar. Und jetzt noch die 50 Millionen armer, wirtschaftlich sehr schwacher Ukrainer, die vor dem Kollaps stünden. Wie solle es mit ihnen weitergehen? - Um mit dem Westen gute Beziehungen zu pflegen, reiche es nicht, in deren Richtung zu lächeln und einen tiefen Diener zu machen - "Janukowytsch", so Svanidze, "muss das ökonomische Potential der Ukraine in den Vordergrund rücken. Und genau das versucht er wohl gerade."
Allerdings ist für Svanidze ebenso klar, dass der ukrainische Präsident, der zugleich auf milliardenschwere Hilfsgelder seitens des Internationalen Währungsfonds IWF hofft, sehr auf der Hut sein muss:
""Janukowytsch ist nicht der Interessensanwalt Russlands. Er vertritt die Interessen der Ukraine. Er kommt zwar aus dem russischsprachigen Osten des Landes. Aber er muss sich als Präsident der gesamten Ukraine positionieren. Sonst wird er sich nicht lange halten können."
"Ein dreifaches Hurra! Langgedehnt und mächtig","
strahlt der russische Seemann,
""denn dabei machen hier alle mit: Die Ehefrauen, die Kinder! Für uns ist das heute ein Feiertag!"
Zuletzt, unter der Vorgängerregierung von Julia Timoschenko, hatten die über 16.000 Seeleute der russischen Schwarzmeer-Flotte immer damit rechnen müssen, dass der derzeit gültige Stationierungsvertrag zwischen Moskau und Kiew von 1997 nicht mehr verlängert werden würde und somit der Abzug von der Krim drohte.
Nun aber dies: Gerade mal rund 50 Tage im Amt setzt der frisch, wenn auch mit knappem Vorsprung gewählte ukrainische Staatspräsident Viktor Janukowytsch dieses demonstrative Zeichen. - Der große Nachbar Russland im Osten ist hoch erfreut. Auch wenn Moskau für diese Geste der Zuneigung viel wird bezahlen müssen: Es muss Kiew im Gegenzug einen Preisnachlass von 30 Prozent für russisches Erdgas gewähren. Schon in diesem Jahr, so wird Janukovytsch zitiert, erspare sich die hochverschuldete und von der Wirtschaftskrise gebeutelte Ukraine damit Überweisungsaufträge in Höhe von umgerechnet rund zweieinhalb Milliarden Euro an die russischen Energielieferanten. Die geschockt-verwirrte Miene von GAZPROM-Chef Alexej Miller bei der Vertragsunterzeichnung in Charkiv spricht denn auch Bände. - "Spielt alles keine Rolle", wischt der russische Politologe Sergej Markov im Überschwang der Gefühle ökonomische Bedenken vom Tisch, wonach Russland sich bei dem finanziellen Gesamtvolumen von annähernd 40 Milliarden US-Dollar an die Ukraine übernehmen könnte:
"Unser geopolitischer Gewinn", so Markov, "wird nicht zehn Prozent betragen sondern 200, 500, 1000, ach, was: 5000 Prozent!"
Vielleicht nicht von der Zahlen-Dimension, jedoch vom Ansatz her, sieht Anatolij Hrycenko das auch so. Gerade das aber erfreut den Vorsitzenden des Parlamentsausschusses für nationale Sicherheit und Verteidigung im ukrainischen Parlament ganz und gar nicht:
"Eine Notwendigkeit für die Anwesenheit der Schwarzmeerflotte vor der Krim für weitere Jahrzehnte besteht überhaupt nicht! - Die russische Führung setzt sich nicht aus selbstlosen Menschenfreunden zusammen und wird der Ukraine nicht einfach mal so 40 Milliarden Dollar überlassen. Es ist klar, dass sie die Ukraine auf diese Weise unter permanenter Kontrolle halten wollen. - Alle ukrainischen Oppositionsparteien stehen diesen Vereinbarungen negativ gegenüber. Nicht zuletzt deshalb, weil sie heimlich, unter Ausschluss der Öffentlichkeit zustande gekommen sind. Weder die Regierung noch der Nationale Sicherheitsrat sind beteiligt worden. Deswegen werden wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln, bis hin zur Parlamentsblockade Widerstand leisten, damit dieses Abkommen nicht ratifiziert wird."
"Janukowytsch braucht angesichts seiner maroden Staatsfinanzen eine konkrete ökonomische Perspektive","
findet dagegen der russische Publizist Nikolaj Svanidze. Nicht zuletzt den westlichen Staaten gegenüber müsse er das deutlich machen. Der Westen komme derzeit schon mit den Wirtschaftsproblemen der zehn Millionen Griechen nicht klar. Und jetzt noch die 50 Millionen armer, wirtschaftlich sehr schwacher Ukrainer, die vor dem Kollaps stünden. Wie solle es mit ihnen weitergehen? - Um mit dem Westen gute Beziehungen zu pflegen, reiche es nicht, in deren Richtung zu lächeln und einen tiefen Diener zu machen - "Janukowytsch", so Svanidze, "muss das ökonomische Potential der Ukraine in den Vordergrund rücken. Und genau das versucht er wohl gerade."
Allerdings ist für Svanidze ebenso klar, dass der ukrainische Präsident, der zugleich auf milliardenschwere Hilfsgelder seitens des Internationalen Währungsfonds IWF hofft, sehr auf der Hut sein muss:
""Janukowytsch ist nicht der Interessensanwalt Russlands. Er vertritt die Interessen der Ukraine. Er kommt zwar aus dem russischsprachigen Osten des Landes. Aber er muss sich als Präsident der gesamten Ukraine positionieren. Sonst wird er sich nicht lange halten können."