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Marke für die Mail

Als "Snail-Mail", als Schneckenpost, wird der traditionelle Briefversand gerne von Technik-Fans verspottet. Trotzdem soll jetzt eine uralte Erfindung der "Gelben Post" das größte Problem des E-Mail-Verkehrs lösen. Mit Briefmarken möchte Microsoft nämlich dem Spam zu Leibe rücken. Und in Neuseeland arbeitet bereits ein System, bei dem eine Email unter bestimmten Umständen kostenpflichtig wird.

Von Achim Killer |
    Das Prinzip ist genauso einfach wie effizient: Was Geld kostet, wird sparsam eingesetzt. Und deswegen will Microsoft, dass E-Mails künftig quasi frankiert werden müssen. Nicht von jedem. Wer im Adressbuch des Empfängers steht, der soll diesem auch künftig ohne irgendwelche Kosten elektronische Post schicken dürfen. Wer nicht drinsteht, der muss zahlen. Penny Black heißt denn auch das Projekt, an dem Forscher in den Microsoft Research Labs in Kalifornien arbeiten, benannt nach der ersten britischen Briefmarke. Seit deren Einführung muss ja der zahlen, der einen Brief verschickt, und nicht der ihn bekommt. Microsoft-Sprecher Sean Sundwall:

    Der Name Penny Black ist dem alten Postsystem in Großbritannien entlehnt. Seit dem muss ja überall auf der Welt der Absender bezahlen. Bei der E-Mail ist das anders. Da trägt heute der Empfänger und der Internet Service Provider den Großteil der Kosten, vor allem jener Kosten, die durch das Spamming entstehen. Die Idee hinter Penny Black nun ist, diese Kosten vom Empfänger und von den Internet-Dienstleistern ebenfalls auf den Absender zu verlagern.

    Der Urheber dieser Idee ist Microsoft natürlich nicht. Schon lange wird beispielsweise in Hochschuleinrichtungen unter dem Stichwort "Erreichbarkeitsmanagement" an entsprechenden Systemen gearbeitet. Und die US-Firma Centipaid hat die elektronische Briefmarke bei einem neuseeländischen Internet Service Provider bereits eingeführt. Adonis El Fakih, der CEO von Centipaid, erklärt wie es funktioniert:

    Das E-Mail-Porto funktioniert so ähnlich wie herkömmliche Briefmarken. Der Administrator setzt dessen Höhe fest für alle Eingänge mit unbekanntem Absender. Und an die gehen dann Mails, mit denen deren Empfänger aufgefordert werden, Porto zu entrichten. Sie bekommen eine URL, die sie anklicken können. Sie werden zum Centipaid-Portal umgeleitet und können dort Briefmarken erwerben.

    Beim System, an dem Microsoft arbeitet, gibt es weitere Möglichkeiten, das Porto zu bezahlen, oder quasi eine Schutzgebühr zu entrichten. Der Absender kann auch, um die Ernsthaftigkeit seines Anliegens zu unterstreichen, erst einmal eine Rechenaufgabe lösen, beziehungsweise seinen PC das erledigen lassen. Ein Puzzel nennt Microsoft das. Das Ergebnis seiner Bemühungen hängt er dann zum Beweis an die Mail an. Sean Sundwall:

    Es wird verlangt, dass der Absender ein Computer-Puzzle löst. Der Empfänger weiß dann, dass der Rechner des Versenders etwas hat leisten müssen, um die Mail zu verschicken. Wir glauben, das würde funktionieren. Denn für die, die vielleicht fünf, zehn, 100 oder auch 1000 Mails am Tag versenden, für die wäre die zusätzliche Beanspruchung ihres Computers durch die Rechenaufgaben eigentlich nicht wahrnehmbar. Sie könnten davon unbehelligt ihren Geschäften nachgehen und an ihrem Computer machen, was sie wollen. Ein Spammer aber, der manchmal Millionen von Mails am Tag verschickt, der bräuchte eine Rechnerausstattung, die das übersteigt, was 99,9 Prozent dieser Leute heutzutage haben.

    Beide Systeme, sowohl das von Centipaid als auch das von Microsoft, funktionieren allerdings nur dann wirklich effizient, wenn sie global verwirklicht werden, also nur dann, wenn für den Spammer von vornherein feststeht, dass er tatsächlich niemandem kostenlos unerwünschte Mail schicken kann.