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Markt für Müll

Rund 25 Kilogramm Elektroschrott hinterlässt ein Deutscher im Durchschnitt jedes Jahr. Mit verschärften Bestimmungen zur Wiederverwertung entsteht ein neuer Markt für Müll. Wirtschaftlich wird das Recycling, wenn es im großen Stil praktiziert werden kann. Neue Technologien sind gefragt.

Von Dirk Asendorpf | 19.03.2006
    Ein Laptop haucht seinen Geist aus. Reparieren lohnt nicht, also ab damit…

    Stopp! Ab dem 24. März dürfen ausgediente Elektro- und Elektronikgeräte nicht mehr in der Mülltonne landen. Sie enthalten giftiges Quecksilber, Cadmium und Blei. In älteren Geräten steckt noch Spezialkunststoff, der beim Verbrennen hochgiftige Dioxine bildet. Außerdem sind die Altgeräte eine Quelle für wertvolle Rohstoffe, zum Beispiel Silber, Stahlblech und vor allem Kupfer. Giftmüll vermeiden, Wertstoffe recyceln – das ist das Prinzip des Elektro- und Elektronikgerätegesetzes, mit dem Deutschland nach einjähriger Verspätung jetzt eine verbindliche Richtlinie der EU umsetzt.

    Ausgediente Computer, Staubsauger, Waschmaschinen, Lampen, Handys – rund 25 Kilo Elektroschrott durchschnittlich hinterlässt ein Bürger jedes Jahr. Zusammengerechnet sind das allein in Deutschland gut zwei Millionen Tonnen, Tendenz steigend. Die Kommunen sind nach dem neuen Gesetz für die Sammlung und Trennung in fünf genau festgelegte Gerätegruppen verantwortlich. Kühlschränke und große Haushaltsgeräte, die so genannte weiße Ware, werden weiterhin als Sperrmüll abgeholt, alle anderen Elektro- und Elektronikgeräte müssen zu einem Recyclinghof gebracht werden.

    "Es gibt drei Boxen, die unterschiedlich beschriftet sind mit den jeweiligen Stoffgruppen, eine Drahtgitterbox für Kleinelektrogeräte, so den ganzen Rest. Es wird eine Drahtgitterbox für Bildschirme geben und eine Drahtgitterbox für IT-Geräte, Computer, Faxe, eben die ganze Informationstechnologie. Wir haben ja eine betreute Annahme hier. Das heißt, wenn Sie es nicht unterscheiden können, dann sind ja noch Mitarbeiter vor Ort, die sie entsprechend beraten."

    Als Leiter eines Bremer Recyclinghofs hat sich Peter Sieling auf die Neuregelung vorbereitet. Doch die Einteilung der Gerätegruppen im Elektroschrottgesetz ist kompliziert, mit Irritationen ist zu rechnen.

    "Das Notebook? Das ist dann wohl ein IT-Gerät, weil es ja kein Großbildschirm ist. Wir gehen davon aus, dass wir täglich vielleicht eine halbe Stunde nachsortieren, also dass wir nach Feierabend die Container noch mal durchgehen. Da können schon mal Fehlwürfe vorkommen, das ist nicht auszuschließen und auch nicht zu verhindern."

    Mindestens vier Kilo Elektroschrott pro Jahr und Bürger – also ungefähr ein Sechstel der Gesamtmenge – müssen künftig eingesammelt und recycelt werden. So schreibt es das Gesetz vor. Zumindest in den Großstädten ist das kein Problem. Davon ist Gerhard Schreve überzeugt, Sprecher der Bremer Entsorgungsbetriebe.

    "In Bremen sieht die Situation relativ gelassen aus. Wir haben schon seit Jahren ein sehr gut ausgebautes Rücknahmesystem für Elektrogeräte. Das heißt, das Elektrogesetz bringt uns jetzt nicht in die Bredouille. Selbstverständlich gibt es Kommunen, wenn sie nicht viel getan haben bisher, die dann jetzt plötzlich da stehen und vielleicht auch ordentlich was tun müssen, das kostet Geld. Das wird sich immer im Einzelfall entscheiden. Hier in Bremen können wir davon ausgehen, dass das Elektrogesetz keine Gebührenerhöhung bringt, weil wir die Kosten stabil halten können."

    Einerseits müssen die 500 in Deutschland zuständigen Städte und Gemeinden die Kosten für das Einsammeln und Trennen einer wachsenden Menge Elektroschrott tragen, andererseits sparen sie jetzt die Recyclingkosten. Bisher waren das rund zehn Euro pro Kühlschrank oder acht Euro für einen Fernseher oder eine Hifi-Anlage.

    Schreve: "Diese Kosten übernehmen zukünftig die Hersteller. Für die Bürger wird sich wahrscheinlich gar nichts verändern. Er wird bei uns, auf der Gebührenseite, nicht mehr zahlen müssen. Auf der anderen Seite wissen wir nicht, was die Hersteller tun werden, wenn sie jetzt die Entsorgungskosten unterbringen müssen."

    Auf bis zu eine Milliarde Euro pro Jahr belaufen sich die Schätzungen für den Gesamtumsatz mit dem Elektroschrottrecycling. Inzwischen beginnt sich ein Verwertungsmarkt herauszubilden – mit harter Konkurrenz.

    Schreve: "Es gibt natürlich einen Konzentrationsprozess. Der Gesetzgeber wollte ein Wettbewerbsmodell haben. Eben kein zweites Duales System, wo denn dann eine monopolistische Struktur herausgekehrt wird, sondern die wollten ganz bewusst ein Wettbewerbsmodell. Es kristallisiert sich jetzt heraus, dass dieser Verdrängungsprozess im Bereich der Verwertung sehr, sehr, sehr stark ist. Und es steht fast zu befürchten, dass nur einige sehr wenige ganz ganz ganz Große den Markt machen werden und alle anderen dann kaputtgehen werden."

    Jan Lührsen ist Geschäftsführer des Verbandes zur Rücknahme und Verwertung von Elektro- und Elektronikaltgeräten. Von Hamburg aus bietet er für kleine und mittlere Hersteller und Importeure die komplette Übernahme aller Verpflichtungen aus dem neuen Gesetz gegen eine überschaubare Gebühr an. Ohne derartige Hilfe käme nur die Großindustrie mit komplizierten Regelungen wie diesen zurecht:
    Jedes Elektrogerät, das in Deutschland in den Handel gelangt, muss bei dem als Stiftung organisierten Elektro-Altgeräte Register in Fürth registriert werden.

    Das geht nur online und erfordert zunächst ein intensives Studium von 20 Regelblättern.

    Der Hersteller oder Importeur muss sein Gerät einer von zehn Produktarten zuordnen und eine Prognose über das Einzel- und Gesamtgewicht aller im Folgejahr verkauften Geräte abgeben.

    Eine insolvenzsichere Garantie für die Übernahme der künftigen Recyclingkosten muss vorgelegt werden.

    Sobald irgendwo in Deutschland ein Elektroschrottcontainer voll ist, ermittelt das Elektro-Altgeräte Register nach einem streng mathematischen Verfahren einen Hersteller, der Geräte der entsprechenden Gruppe in Verkehr gebracht hat.

    Innerhalb von 48 Stunden nach Erhalt des Bescheids muss dieser Hersteller den gefüllten Container abholen lassen und für die fachgerechte Trennung und Verwertung seines Inhalts sorgen.


    Lührsen: "Deutschland hat es mit Abstand am kompliziertesten gemacht. Aber auch am billigsten, das ist der Riesenvorteil. Durch dieses Wettbewerbsmodell, was hier in Deutschland herrscht, ist es so, dass die Entsorgungsunternehmen sich halt richtig Wettbewerb machen und schon im Vorwege, bevor es richtig losgeht, ist es eigentlich jetzt schon so, dass sie alle sich Kapazitäten sichern. Da es aber so viele Unternehmen am Markt gibt, treiben die gegenseitig den Preis immer weiter in den Keller. Es geht immer weiter runter."

    Inzwischen ist der ausgediente Laptop zwischen Staubsaugern, Handys, Fernsehgeräten und Toastern auf einer Halde gelandet. Ein Bagger türmt den Elektroschrott immer höher auf. In Goslar, am Nordrand des Harzes, haben Siemens, die Telekom und weitere Branchengrößen schon vor über zehn Jahren auf dem Gelände einer stillgelegten Zinkhütte eine der ersten deutschen Demontagefabriken in Betrieb genommen.

    200.000 Tonnen Elektroschrott hat das Unternehmen Electrocycling bereits verarbeitet, 80 Prozent davon konnten als Rohstoff zurückgewonnen werden, 15 Prozent wurden als Brennstoff genutzt und nur 5 Prozent landeten im Abfall. Das entspricht in etwa den jetzt vorgeschriebenen Recyclingquoten. Firmeneigene Schwerlaster holen den Schrott containerweise direkt bei den kommunalen Sammelstellen ab. Ein Fließband schafft den Altgerätemix in die laute Fabrikhalle.

    "Zunächst wird kontrolliert, ob das ein Gerät mit Schadstoffinhalt oder Wertstoffinhalt ist. Für uns im Vordergrund steht auf jeden Fall Quecksilber. Das nächste sind Batterien, PCB-haltige Kondensatoren, Lampen aus Laptops beispielsweise, die kleinen Lampen müssen raus, so was eben. Das wird manuell entfernt."

    Georg Fröhlich ist Geschäftsführer der Demontagefabrik. Mit ihren 120 Mitarbeitern, Lagerhallen, Fließbändern und Werkzeugmaschinen unterscheidet sie sich auf den ersten Blick nicht von einem beliebigen mittelständischen Produktionsbetrieb. Doch dann fällt auf, dass hier noch sehr viel Handarbeit im Spiel ist.

    Die Mitarbeiter an den Fließbändern hämmern und schrauben, von Maschinen werden sie dabei nur unterstützt. Die Tätigkeit ist anspruchsvoll, denn jedes Gerät ist anders. Mal sind die Schrauben, die das Gehäuse eines Telefons lösen, unter Klebefüßchen versteckt, mal muss der Akku hinter einem Plastikschieber entdeckt werden.

    Mehrere Mitarbeiterinnen kümmern sich ausschließlich um Tausende von orangen, dunkelgrünen, roten und grauen Wählscheiben-Telefone, die die Telekom aus ihren Altbeständen hierher geschafft hat. Sie trennen das Spiralkabel ab, denn es enthält Kupfer. Dann knacken sie das Gehäuse. Es besteht aus ABS-Kunststoff, der zu neuen Gehäuseschalen umgeschmolzen werden kann. Zuvor entfernen sie das Typenschild aus Aluminium, damit es das Plastik nicht verunreinigt. Die Klingel kommt zum Alteisen und einige Einzelteile werden in Kisten gestapelt.

    Fröhlich: "Für dieses Telefon gibt es in Russland noch einen Markt, beziehungsweise. für die Teile daraus, weil sie die Leiterplatte, die Wählscheiben oder die Tastwahlblöcke als Ersatzteile kaufen und daraus dann wieder ihre Telefone reparieren oder sogar neue Telefone zusammenbauen. Ist zwar nur ein kleines Geld, was man dafür kriegt, aber es trägt die Arbeit, die die Damen hier tun."

    Rund eine Minute benötigt eine Arbeiterin für die Telefon-Demontage. Für ein industrielles Recycling im großen Stil ist das viel zu langsam. An der Technischen Universität Berlin wird mit Hochdruck an einer vollautomatischen Lösung gearbeitet. Dabei geht es nicht um die Wählscheibentelefone der Vergangenheit, sondern um moderne Handys, von denen heute schon rund 500 Millionen Stück in europäischen Haushalten ungenutzt herumliegen. Báhardir Báşdere ist der Geschäftsführer des Sonderforschungsbereichs Demontagefabriken.

    "Wenn Sie die Einzelkomponenten wie Gehäuse und Leiterplatine betrachten, dann: Sie haben es mit einer ganz großen Produktvielfalt zu tun. Sie haben es mit Tausenden von unterschiedlichen Varianten zu tun, und der Hersteller selbst, wenn er das Handy montiert, hat es in der Regel nur mit einem Gerätetyp oder vielleicht zwei Gerätetypen zu tun. Da kann er seine Anlagen für abstimmen, und wir müssen unsere Anlage so flexibel gestalten und auf ein großes Produktspektrum abstimmen: sowohl Nokia als auch Motorola, Sony, Ericsson und so weiter."

    In mühseliger Arbeit muss für jedes Mobiltelefon, das jemals auf den Markt gebracht wurde, ein Programm zur exakten Steuerung des Zerlegungsroboters erstellt werden. Ist dies erst einmal erledigt, ist der Rest nicht mehr schwer. Im ersten Schritt wird das Handy gescannt. Aus einer Datenbank sucht sich der Roboter das passende Zerlegungsprogramm für dieses spezielle Gerät. Nun lösen automatische Werkzeuge alle Schräubchen, mit Saugnäpfen werden die Gehäuseschalen, der Lautsprecher und die Tastatur entfernt.

    Báşdere: "Das technische Hauptproblem liegt darin, dass man die Werkzeuge so flexibel gestaltet, dass Nutzungseinflüsse – also Brüche im Display oder fehlende Schrauben – quasi den Prozessablauf nicht beeinflussen. Wir können in unserem System so genannte Candybars demontieren. Flipgeräte können wir noch nicht demontieren, weil die in der Regel Schnappverbindungen haben und keine Schraubverbindungen. Und diese Schnappverbindungen automatisiert zu lösen, daran arbeiten wird. Das ist im Moment noch eine ganz große Herausforderung."

    Schnappverbindungen haben nämlich die unangenehme Eigenschaft, unkontrolliert durch die Gegend zu springen, wenn sie abgetrennt werden. Selbst wenn dieses Problem gelöst ist, steht die automatisierte Demontage noch am Anfang ihrer Entwicklung.

    Báşdere: "Die Handys sind natürlich interessant, es ist ein sexy Produkt. Wir haben gezeigt, dass es auch wirklich unter realen Bedingungen geht und das muss man dann natürlich auch für andere Produktspektren beweisen."

    Zurück zu Electrocycling nach Goslar: Hier werden die Schraubendreher noch von Menschen gehalten. Und die Geräteinnerei wird von fachkundigen Augen unter die Lupe genommen. Denn manchmal ist etwas für den Second-Hand-Markt dabei, und dann muss es nach den neuen Gesetzen auch dort landen. Geschäftsführer Georg Fröhlich:

    "Also das wäre jetzt eine Leiterplatte, da ist noch ein Laufwerk mit dran, die noch mal in die Abteilung Bauteilgewinnung geht. Da haben wir Experten, die wissen, ob da noch ein Bauteil drauf ist, was man brauchen kann. Wenn ja, wird das runtergenommen, wenn nein, geht das nur noch zur Metallgewinnung in die Schiene 'mechanische Aufbereitung'."

    In zwei Schritten werden die ausgeschlachteten Elektronikgeräte von gewaltigen Shreddern zerfetzt. Es bleibt ein Strom bunter Schnitzel, aus dem Magnete, Wirbelstromabscheider, Gebläse und Siebe die Rohstoffe herausfischen. Am Ende wartet eine lange Reihe von Containern auf die vorsortierten Materialien: Eisen, Aluminium, Leiterplatinen, verschiedene Kunststoffe. Der letzte Container enthält die wertvollsten Reste.

    Fröhlich: "Das ist Material mit einem Kupferinhalt von guten 60 Prozent, größer 60 Prozent. Und in diesem Material befinden sich auch die Edelmetallinhalte, die wir in den Geräten mit drin haben. Das liegt dann in 100 Gramm Gold oder in der Größenordnung etwa."

    Wenn er voll ist, wird der Container ins westfälische Lünen gebracht, zum Hüttenwerk Kayser. Das letzte deutsche Kupferbergwerk musste zwar 1989 seinen Betrieb einstellen, trotzdem speist Deutschland heute ein Drittel der Kupferproduktion aus heimischer Quelle. Mehr als 200.000 Tonnen des roten Metalls werden jedes Jahr in Lünen erzeugt – nicht aus Erz, sondern ausschließlich aus Schrott. Betriebsleiter Andreas Nolte:

    "Wenn Sie das Materialgemisch das Band hochfahren sehen, werden Sie ganz vereinzelt mal ein Stück Leiterplatte sehen. Das heißt, die Materialien werden wohldosiert mit allen anderen Materialien vermischt, vorher zusammengefügt und dann in den Ofen eingebracht. Damit beschäftigen sich täglich einige Leute auch mit schwerem Gerät, um diese Mischung ofengerecht hinzubekommen."

    In den schweren Gussplatten, die den Hochofen verlassen, ist das Recycling-Kupfer noch mit anderen Metallen verunreinigt. Erst im anschließenden Elektrolysebad erhält es einen Reinheitsgehalt von 99,99 Prozent. Jetzt hat es die Leitfähigkeit erreicht, die Elektronikhersteller verlangen – und die Kreislaufwirtschaft kann in die nächste Runde gehen.

    Die anderen Edelmetalle – Platin, Gold oder Silber – werden ebenfalls in der Elektrolyse zurückgewonnen. Auch das Glas im Elektroschrott lässt sich recht gut recyceln. Beim Eisen gibt es schon Probleme. Die größten Sorgen macht aber der Kunststoff. Und da elektronische Geräte immer kleiner und leichter werden, müssen Glas und Metall dem Plastik weichen. Ein klassischer Büro-PC besteht noch zu zwei Dritteln aus Metall, ein Laptop aber nur noch zu 25 Prozent. Dafür enthält er ein Drittel Kunststoff. Der Produktionswissenschaftler Armin von Gleich:

    "Kunststoffe sind sehr anfällig gegen äußere Einflüsse. Selbst das Recycling, also das Einschmelzen von Thermoplasten, belastet den Werkstoff. Ein wirklich hochwertiges Produkt aus absolut 100 Prozent Recycling-Kunststoff, das wird schwer, das wird wirklich schwer."

    Doch genau das verlangt die EU-Gesetzgebung für den Elektroschrott. So genanntes Downcycling ist nicht erlaubt. Aus dem Laptopgehäuse sollen keine minderwertigen Zaunpfähle oder Parkbänke werden, sondern neue Laptopgehäuse. Das klappt nur dann, wenn schon bei der Konstruktion über die spätere Trennung der Materialien nachgedacht wird.

    Die Industrie spricht von "Design for Recycling" und setzt bereits eigene Mitarbeiter ein, die sich nur um die leichte Wiederverwertbarkeit der Rohstoffe kümmern, Zum Beispiel beim Büromaschinenhersteller HP. Dort ist Ulrich Hakenjos für das Thema zuständig, "Take Back Manager" steht auf seiner Visitenkarte.

    "Ein Flachbettscanner besteht aus einem Gehäuseteil, das eine Glasplatte hält. Es gibt jetzt verschiedene Möglichkeiten, diese Glasplatte an den Scannerdeckel zu befestigen. Die traditionelle Methode war das zu schrauben oder mit so genannten Schnappverbindungen. Schnappverbindungen ist in der Produktion sehr einfach, Sie haben das sehr schnell eingeschnappt, nur wenn Sie das mal auseinandernehmen wollen, werden Sie feststellen, dass es nicht so ohne weiteres wieder rausschnappt. Wir haben jetzt ein Verfahren entwickelt, wonach Sie den Scannerdeckel mit einem kontrollierten Schock, ein Schlag, Sie können einen Hammer nehmen oder auf den Boden schmeißen, sich das Glas trennt, ohne dass das Glas zerstört wird oder der Rest zerstört ist. Das heißt, Sie haben dieses Teil innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde zerlegt. Und das hat einen direkten positiven Einfluss auf die Recyclingkosten."

    Noch steht die Demontageindustrie in Deutschland am Anfang ihrer Entwicklung. Klar ist aber schon jetzt, dass die manuelle Zerlegung keine Zukunft haben wird.

    Das trifft vor allem die Behindertenwerkstätten, die bisher einen Großteil der Elektroschrottzerlegung erledigt haben. Arno Fricke hat als Vertreter des niedersächsischen Umweltministeriums am Elektroschrott-Gesetz mitgeschrieben.

    "Ich gehe schon davon aus, dass die derzeitige Landschaft der manuellen Demontagebetriebe, dass die sich reduzieren wird auf besonders starke und gute Demontagebetriebe, das heißt, die ganz kleinen Demontagebetriebe, die werden sich nach Partnern umschauen müssen, werden auch ihre Techniken verbessern müssen und sich anpassen müssen, sonst werden sie nicht am Markt bestehen bleiben. Weil die Hersteller, die in Zukunft zahlen müssen, die werden sich die technisch Besten heraussuchen."

    Ob das ausgediente Laptop, das einst in Taiwan hergestellt wurde, überhaupt in Deutschland zerlegt und wiederverwertet wird, ist im Elektroschrott-Gesetz nicht vorgeschrieben. Wird die Einhaltung europäischer Standards garantiert, kann das Recycling auch in Billiglohnländern stattfinden

    Als Demontagestandort hat Deutschland deshalb nur dann eine Chance, wenn das Zerlegen, Sortieren und Wiederverwerten als Hightech-Industrie organisiert wird – so wie es bei der Herstellung in Fernost schon heute der Fall ist.