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Marktlücke Kaffeefahrrad

Während des Studiums den Schritt in die Selbständigkeit wagen, erfordert Mut und hält immer wieder Herausforderungen bereit. Studierende können sich beim Hochschulgründernetz Cologne beraten lassen. Mohammed Shams ist Jungunternehmer mit dem Kaffeefahrrad.

Von Martin Schütz | 04.10.2010
    Das Kaffeerad an der Kölner Universitätsbibliothek könnte auch auf einem Rummelplatz stehen. Die dunkle Holzbox, auf der die silberne Kaffeemaschine thront, ist mit blitzendem Messing verziert. Allerlei bunte Flaschen mit Aromastoffen sind darauf platziert. Gegen Wind und Regen schützt ein gelber Sonnenschirm. Mohammed Shams hat gerade viel zu tun. Der 26-jährige BWL-Student ist einer von drei Betreibern des Kaffeerads. Seit einem Jahr verfolgt er konsequent den Plan sich noch während des Studiums selbstständig zu machen. Dabei wird er immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt:

    "Anhand so einer kleinen Firmengründung muss man schon alle Fragestellungen lösen. Also: Welche Gesellschaftsform nehme ich, was setze ich für Preise an, wie gehe ich mit meinen Kunden um, wie gehe ich mit meinen Lieferanten um? Alles Mögliche. Auch die Logistik ist echt der Wahnsinn."

    Trotz der doppelten Belastung aus Studium und Unternehmertum ist die Begeisterung von Mohammed Shams weiter ungebrochen. Denn ganz auf sich allein gestellt ist der Jungunternehmer nicht: Er wird vom Hochschulgründernetz Cologne - kurz hgnc - betreut. Im hgnc haben sich mehrere Kölner Hochschulen zusammengeschlossen. Studierende, die sich selbstständig machen wollen, werden dort von Thorsten Ziegeler beraten:

    "Wenn ich mir die Untersuchungen von vor 12 Jahren angucke, dann kann man sagen dass in der zwischen Zeit mehr als das Dreifache der Leute sich vorstellen kann zu gründen."

    Es zieht also ein neuer Gründergeist an deutschen Hochschulen ein, wobei Thorsten Ziegeler regionale Unterschiede bemerkt:

    "Es gibt einmal das bekannte Nord-Süd Gefälle. Das liegt zum Teil auch an der besseren Finanzausstattung. Aber es gibt auch ein Ausreißersystem, das sind nämlich gerade Hamburg, Bremen, Berlin. Das sind also die Stadtstaaten, die auch die eigenen Möglichkeiten eher nutzen konnten."

    Und auch in Köln steigt die Zahl der Unternehmensgründungen durch Studierende stetig an. Was auch die Anzahl der vergebenen Gründerstipendien belegt. Das Bundeswirtschaftsministerium vergibt sogenannte Exist-Gründerstipendien. Bei einem Zuschlag erhält ein Student pro Jahr gut 24.000 Euro, zusätzlich gibt es noch Extrazahlungen für Sachausgaben. 2008 wurden in Köln fünf Gründungen auf diese Weise gefördert, in diesem Jahr sind es bereits 17. Auch bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW) steigt die Zahl der Anträge auf Gründerkredite. Die Gründerszene habe nicht nachgelassen, sagt Josefine Lange, Vertriebsexpertin der KfW:

    "Es sind sogar zehn Prozent mehr Gründungen in 2009 als in den Vorjahren. Ich glaube, dass zunehmend Akademiker die Selbstständigkeit als eine echte Alternative erkennen."

    Wer bei der Existenzgründung Geld von der KfW haben möchte, muss dies bei seiner Hausbank beantragen. Gerade für Studenten lohnt sich der Schritt, schließlich verfügen sie nur über wenig Eigenkapital. Denn die KfW übernimmt zum Beispiel bis zu 80 Prozent des Risikos, ohne Sicherheiten zu verlangen. Allerdings empfiehlt Josefine Lange Interessierten nicht blauäugig zu ihrer Bank zu gehen.

    "Da sollte sich der Gründer sehr gut vorbereiten. Da sollte man erkennen können: Wie sieht der Businessplan aus, hat sich der Gründer systematisch Gedanken gemacht zu dem und über das, was er machen möchte. Das beginnt schon damit, dass er sich Klarheit verschafft, wofür er Mittel braucht, was will er anschaffen, wie will er starten."

    Mit Beratung und Betreuung geht das in jedem Fall besser: Mohammed Shams kann da auf das Hochschulgründernetz hgnc bauen. Hier wird er auch noch nach dem Start in die Selbstständigkeit betreut. Sein Kaffeerad an der Kölner Unibibliothek läuft gut. Und Studierende, die Tipps von ihm haben wollen, gibt Mohammed Shams immer zwei Ratschläge:

    "Als Erstes: Machen, machen und als Zweites: Viele Gedanken machen und wohl überlegt an die Sachen herangehen, weil es gibt zum einen die Leute, die denken ja das läuft, das geht direkt durch die Decke. Und die anderen die basteln 1000 Stunden an irgendwelchen Plänen und Zahlen, aber machen halt nie was."