Seit fünf Uhr in der Früh ist Omar schon mit seinem Taxi in den Straßen von Marrakesch unterwegs. Eigentlich hat der 32-jährige Marokkaner Geologie studiert, aber nie einen Job gefunden. Also fährt er Taxi, am liebsten Touristen, die zahlen besser.
Omars Bruder und zwei Schwestern leben in Frankreich. Auch er hat es mehrmals versucht, aber sein Visumsantrag ist abgelehnt worden. Frankreich sei zwar geografisch nah und eng verbunden mit Marokko, der ehemaligen Kolonie. Aber von Sarkozys Mittelmeer-Union hat Omar noch nie etwas gehört. Er glaubt sowieso nicht an zwischenstaatliche Zusammenarbeit in Afrika:
"Das wird schwierig werden. Wir haben es ja schon mal ausprobiert und wollten nach dem Vorbild der EU die Union des Maghreb gründen. Aber das hat nicht funktioniert. Dabei ist es hier in Nordafrika eigentlich viel einfacher als in der EU: Wir haben alle die gleiche Sprache und die gleiche Religion."
Die Konflikte in der Region waren aber zu groß - so streiten zum Beispiel Marokko und Algerien seit Jahrzehnten um die Hoheit in der Sahara. Und so wie Omar geht es den meisten Marokkanern. Trotz der geografischen Nähe erscheint ihnen die Europäische Union weit entfernt. Das gilt auch für Latifa. Sie ist Mitte 30 und betreibt gemeinsam mit ihrem Mann ein Café in der Innenstadt von Marrakesch. Die EU, sagt sie, sei etwas für die Intellektuellen im Land:
"Die breite Bevölkerung hat doch keine Ahnung von der EU. Klar kennen die Studenten und die Professoren die politische Situation. Aber bestimmt nicht all diejenigen, die nicht jeden Tag Zeitung lesen. Und die glauben dann, es sei das Paradies dort. Sie denken, auch wenn sie nur Teller waschen, geht es ihnen in Europa besser als hier."
Den gleichen Eindruck hat Bruno Dethomas, der das Büro der Europäischen Kommission in Rabat leitet:
"Wenn Sie einen Marokkaner fragen, was die EU ist, dann sagen sie Frankreich, Spanien, Deutschland, Portugal. Sie wissen noch nicht einmal, dass es Estland überhaupt gibt. Die EU leistet hier viel mehr Entwicklungshilfe als die USA, aber für die Leute ist die Supermacht Amerika noch immer viel wichtiger."
Viele sind enttäuscht von der europäischen Politik der vergangenen Jahrzehnte. Marokko bekommt zwar rund 200 Millionen Euro im Jahr von der EU, das für Infrastruktur und soziale Projekte verwendet wird. Aber das allein reicht vielen nicht aus, sagt der Wirtschaftswissenschaftler und sozialistischer Abgeordnete Najib Akesbi:
"Es gibt keinen politischen Dialog zwischen der EU und Marokko. Die EU hat den Marokkanern bisher kein einziges Mal auf die Finger geklopft, wenn Menschenrechte verletzt worden sind. Die Wissenschaftler und ie linken Parteien haben daran geglaubt, dass der Einfluss der EU zu mehr Demokratie in Marokko führen würde. Aber leider sind der EU ihre eigenen Interessen wichtiger, also Wirtschaft und Immigration."
Akesbi befürchtet, dass diese Themen auch in der neuen Union für das Mittelmeer überwiegen werden. Außerdem glauben viele Marokkaner, die Mittelmeerunion sei nur gegründet worden, um die arabischen Staaten zu zwingen, Israel auf diesem Weg anzuerkennen. Najib Akesbi wartet am Sonntag auf ein klares Bekenntnis der EU für ein verstärktes Engagement in Nordafrika:
"Eins ist sicher: Marokko fühlt sich vernachlässigt seit dem Fall der Mauer, weil die EU seitdem nur noch nach Osten schaut. Vor allem Deutschland hat nur noch die ehemaligen Ostblockländer im Kopf."
Der Taxifahrer in Marrakesch Omar hat die Hoffnung auf eine echte Partnerschaft mit der EU trotz alle Skepsis nicht ganz aufgegeben. Die Kombination aus Nord und Süd sei doch eigentlich optimal, meint er:
"Wir haben die Rohstoffe und die Arbeitskräfte, die Europa braucht. Damit wir endlich erfolgreich sind, brauchen wir nur jemanden, der uns mal kräftig in den Hintern tritt und dann funktioniert das."
Omars Bruder und zwei Schwestern leben in Frankreich. Auch er hat es mehrmals versucht, aber sein Visumsantrag ist abgelehnt worden. Frankreich sei zwar geografisch nah und eng verbunden mit Marokko, der ehemaligen Kolonie. Aber von Sarkozys Mittelmeer-Union hat Omar noch nie etwas gehört. Er glaubt sowieso nicht an zwischenstaatliche Zusammenarbeit in Afrika:
"Das wird schwierig werden. Wir haben es ja schon mal ausprobiert und wollten nach dem Vorbild der EU die Union des Maghreb gründen. Aber das hat nicht funktioniert. Dabei ist es hier in Nordafrika eigentlich viel einfacher als in der EU: Wir haben alle die gleiche Sprache und die gleiche Religion."
Die Konflikte in der Region waren aber zu groß - so streiten zum Beispiel Marokko und Algerien seit Jahrzehnten um die Hoheit in der Sahara. Und so wie Omar geht es den meisten Marokkanern. Trotz der geografischen Nähe erscheint ihnen die Europäische Union weit entfernt. Das gilt auch für Latifa. Sie ist Mitte 30 und betreibt gemeinsam mit ihrem Mann ein Café in der Innenstadt von Marrakesch. Die EU, sagt sie, sei etwas für die Intellektuellen im Land:
"Die breite Bevölkerung hat doch keine Ahnung von der EU. Klar kennen die Studenten und die Professoren die politische Situation. Aber bestimmt nicht all diejenigen, die nicht jeden Tag Zeitung lesen. Und die glauben dann, es sei das Paradies dort. Sie denken, auch wenn sie nur Teller waschen, geht es ihnen in Europa besser als hier."
Den gleichen Eindruck hat Bruno Dethomas, der das Büro der Europäischen Kommission in Rabat leitet:
"Wenn Sie einen Marokkaner fragen, was die EU ist, dann sagen sie Frankreich, Spanien, Deutschland, Portugal. Sie wissen noch nicht einmal, dass es Estland überhaupt gibt. Die EU leistet hier viel mehr Entwicklungshilfe als die USA, aber für die Leute ist die Supermacht Amerika noch immer viel wichtiger."
Viele sind enttäuscht von der europäischen Politik der vergangenen Jahrzehnte. Marokko bekommt zwar rund 200 Millionen Euro im Jahr von der EU, das für Infrastruktur und soziale Projekte verwendet wird. Aber das allein reicht vielen nicht aus, sagt der Wirtschaftswissenschaftler und sozialistischer Abgeordnete Najib Akesbi:
"Es gibt keinen politischen Dialog zwischen der EU und Marokko. Die EU hat den Marokkanern bisher kein einziges Mal auf die Finger geklopft, wenn Menschenrechte verletzt worden sind. Die Wissenschaftler und ie linken Parteien haben daran geglaubt, dass der Einfluss der EU zu mehr Demokratie in Marokko führen würde. Aber leider sind der EU ihre eigenen Interessen wichtiger, also Wirtschaft und Immigration."
Akesbi befürchtet, dass diese Themen auch in der neuen Union für das Mittelmeer überwiegen werden. Außerdem glauben viele Marokkaner, die Mittelmeerunion sei nur gegründet worden, um die arabischen Staaten zu zwingen, Israel auf diesem Weg anzuerkennen. Najib Akesbi wartet am Sonntag auf ein klares Bekenntnis der EU für ein verstärktes Engagement in Nordafrika:
"Eins ist sicher: Marokko fühlt sich vernachlässigt seit dem Fall der Mauer, weil die EU seitdem nur noch nach Osten schaut. Vor allem Deutschland hat nur noch die ehemaligen Ostblockländer im Kopf."
Der Taxifahrer in Marrakesch Omar hat die Hoffnung auf eine echte Partnerschaft mit der EU trotz alle Skepsis nicht ganz aufgegeben. Die Kombination aus Nord und Süd sei doch eigentlich optimal, meint er:
"Wir haben die Rohstoffe und die Arbeitskräfte, die Europa braucht. Damit wir endlich erfolgreich sind, brauchen wir nur jemanden, der uns mal kräftig in den Hintern tritt und dann funktioniert das."