Dienstag, 16. April 2024

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Martin Brendel und Otto Baschin in Nordnorwegen
Das erste Polarlichtfoto

Vor 120 Jahren verbrachten der Astronom Martin Brendel und der Geograf Otto Baschin den Winter im Norden Norwegens, in der Nähe des Ortes Alta. Sie führten magnetische Untersuchungen durch und beobachteten Polarlichter. Dort gelang ihnen, vermutlich am 1. Februar 1892, die erste Fotografie eines Polarlichts.

Von Dirk Lorenzen | 29.01.2017
    Das erste Foto eines Polarlichts, aufgenommen in Nordnorwegen
    Das erste Foto eines Polarlichts, aufgenommen in Nordnorwegen (Brendel)
    Die Schwarz-Weiß-Aufnahme zeigt ein für dieses Phänomen typisches Leuchtband, das einige senkrechte Strukturen erahnen lässt. Wegen der langen Belichtungszeit ist das ganze Bild etwas unscharf, denn Polarlichter sind oft sehr dynamisch und verändern sich binnen weniger Sekunden.
    Während Otto Baschin in den folgenden Jahren weitere Polarexpeditionen unternahm, widmete sich Martin Brendel wieder der klassischen Astronomie. Einige Jahre nach der Lappland-Reise wurde er in Göttingen Professor für theoretische Astronomie und Geodäsie. Jahrzehntelang beschäftigte er sich mit dem wissenschaftlichen Nachlass von Carl Friedrich Gauß.
    Später wechselte Martin Brendel nach Frankfurt am Main, um die neugegründete Sternwarte des Physikalischen Vereins zu leiten. An der Universität lehrte er Astronomie und Versicherungsmathematik. Er beschäftigte sich viel mit Asteroiden und ihren Bahnen und entwickelte ein Verfahren, mit einer rotierenden Kamera die Helligkeit von Sternen präzise zu messen.
    1939 ist Martin Brendel im Alter von 77 Jahren in Freiburg im Breisgau gestorben. Er ist weitgehend in Vergessenheit geraten – aber jedes Polarlichtfoto erinnert indirekt an ihn.