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Berlinale-Führungswechsel
Martin Scorcese und Margaretha von Trotta kritisieren Kulturstaatsministerin Roth

Wegen des Führungswechsels beim Filmfestival Berlinale haben mehr als 130 internationale Filmschaffende Kulturstaatsministerin Roth kritisiert. In einem offenen Brief beklagten unter anderem die Regisseure Martin Scorsese und Margarethe von Trotta, dass der Umgang mit dem bisherigen künstlerischen Leiter Carlo Chatrian schädlich und unprofessionell sei.

    Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) auf dem roten Teppich der Berlinale.
    Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) hatte der Filmbranche auf der Berlinale noch viel versprochen. (picture alliance / dpa / Gerald Matzka)
    Roth zwinge Chatrian zum Rückzug, obwohl sie versprochen habe, seinen Vertrag zu verlängern, heißt es in dem Brief. Die Grünen-Politikerin Roth hatte angekündigt, statt einer Doppelspitze wieder zur Leitung des Filmfestivals durch eine Person zurückzukehren. Eine Findungskommission unter ihrer Leitung solle eine Intendantin oder einen Intendanten bestimmen. Die aktuelle Doppelspitze bilden Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek, die ihren Vertrag auslaufen lässt.

    "Notwendige Neuaufstellung"

    Ein Sprecher der Grünen-Politikerin erklärte, Roth bedauere sehr, dass Chatrian nun nicht mehr für eine Weiterarbeit bei der Berlinale zur Verfügung stehe. Sie habe aus Gesprächen den Eindruck gewonnen gehabt, "dass bei Herrn Chatrian Bereitschaft bestünde, mit einer neuen Intendanz das Gespräch aufzunehmen".
    Richtig und notwendig bleibe aus Sicht von Kulturstaatsministerin und Aufsichtsrat eine Neuaufstellung mit einer Intendanz, die sowohl die künstlerische Leitung und Verantwortung wie auch den geschäftlichen Bereich konsequent zusammendenke. "Das ist eine notwendige Korrektur gegenüber der vor fünf Jahren eingeführten Struktur." Jetzt gelte es, gemeinsam die anstehende Berlinale zu einem Erfolg zu machen. "Dabei wird die Kulturstaatsministerin Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek und das ganze Berlinale Team unterstützen", hieß es weiter.
    Die Neuaufstellung in der Spitze ist nicht die einzige Veränderung - erst Mitte Juli war bekanntgeworden, dass das Festival vor einem harten Sparkurs steht: Die Gesamtzahl der Filme soll um fast ein Drittel reduziert, zudem sollen Sektionen gestrichen werden. Die Berlinale zählt neben Cannes und Venedig zu den großen Filmfestivals - in diesem Jahr war etwa US-Schauspielerin Kristen Stewart Jurypräsidentin und Hollywoodstar Sean Penn hatte seinen Dokumentarfilm zur Ukraine in Berlin vorgestellt.
    Diese Nachricht wurde am 06.09.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.