Nach der Arbeit trifft sich Mohammed Ali Bah manchmal mit seinen Freunden in einer Rotterdamer Kneipe. Der 24-jährige Afrikaner aus Sierra Leone hat in Rotterdam die Wirtschaftshochschule absolviert und arbeitet nun als Expediteur bei einer Reederei im Hafen.
Der kleingewachsene junge Mann hinkt ein bisschen. Und über seinem rechten Auge prangt eine hässliche Narbe. Denn Mohammed ist ein ehemaliger Kindersoldat, als 14-Jähriger wurde er von Rebellen entführt und als Kampfmaschine missbraucht. "Einmal musste ich einem Mann beide Hände abhacken", erinnert er sich. "Ich hatte keine Wahl", sagt er. "Sonst hätten sie mich auch getötet." Mohammed musste auch mit ansehen, wie eine seiner beiden Schwestern vor seinen Augen vergewaltigt und dann erschossen wurde.
Selbst gelang ihm die Flucht nach Holland, wo er Asyl beantragte. Dadurch konnte er sich ein neues Leben aufbauen. Doch es vergeht kein Tag, an dem er nicht an seine Eltern und Geschwister in Afrika denkt. Er weiß nicht, ob sie noch leben. Den ersten Kindersoldatenprozess in Den Haag gegen den kongolesischen Rebellenführer Lubanga verfolgt Mohammed genauestens: Endlich schaue die Welt nicht mehr tatenlos zu, endlich werde versucht, diesen Missbrauch von Kindern zu bestrafen:
"Diese Rebellenführer, das sind alles vom Wahnsinn getriebene Egoisten. Ich darf gar nicht näher darüber nachdenken, sonst schießen mir die Tränen in die Augen. Ich habe noch Glück gehabt, ich kenne andere ehemalige Kindersoldaten hier in Holland, die haben es nicht ausgehalten, die haben sich umgebracht!"
Lubanga ist einer von vier mutmaßlichen Kriegsverbrechern, die sich in Den Haag beim neuen Weltstrafgerichtshofs ICC bereits in U-Haft befinden. Nach seiner Auslieferung im März 2006 erschien er erstmals vor den Richtern - eine elegante Erscheinung in Anzug und Krawatte, großgewachsen und durchtrainiert. Gelassen, selbstbewusst und höflich stellte er sich dem Gericht vor. "Von Beruf", so betonte der 47-Jährige, "bin ich Politiker".
Lubanga sagte ständig "wir" statt "ich". Das verwirrte den vorsitzenden Richter. "Reden Sie von sich und Ihrem Verteidiger?'" wollte er wissen. "Oh nein!", so der Angeklagte, "das ist Pluralis Majestatis, ich spreche von mir selbst immer in der Mehrzahl".
Kindersoldaten gibt es erst, seitdem es moderne Waffen gibt. Als noch ausschließlich mit Schwertern oder Messern gekämpft wurde, waren Kinder nutzlos. Erst durch die Erfindung von automatischen Waffen wie Kalashnikovs wurden sie für die Rebellenführer interessant. Kindersoldaten sind untrennbar verbunden mit Waffenhändlern.
Der argentinische Chefankläger Luis Moreno Ocampo nimmt deshalb auch Privatunternehmen ins Visier, die im Kongo Geschäfte mit den Kriegsparteien machen. Dabei geht es um den Handel mit Diamanten, Gold, Coltan und anderen Rohstoffen: "Mit der Verhaftung der Rebellenführer allein ist es nicht getan", sagt er. "Um das Rekrutieren von Kindersoldaten zu stoppen, muss auch der Waffenhandel gestoppt werden. Er ist der Treibstoff für dieses Verbrechen."
Ob ihm das gelingt, bleibt abzuwarten. Vorläufig jedenfalls ist für ehemalige Kindersoldaten wie Mohammed Ali Bah das Wichtigste, dass sich einer ihrer Peiniger tatsächlich vor Gericht verantworten muss. Das bestätigt auch Geert Boosaerts von "War Child", der weltweiten Hilfsorganisation für Kindersoldaten:
"Dieser Prozess hat Signalwirkung. Die Rebellenführer können sich nicht mehr auf Straffreiheit berufen. 'Pass auf!', lautet die unmissverständliche Botschaft aus Den Haag: 'Es könnte sein, dass auch du über kurz oder lang hier Rechenschaft ablegen musst für Deine Taten.'"
Der kleingewachsene junge Mann hinkt ein bisschen. Und über seinem rechten Auge prangt eine hässliche Narbe. Denn Mohammed ist ein ehemaliger Kindersoldat, als 14-Jähriger wurde er von Rebellen entführt und als Kampfmaschine missbraucht. "Einmal musste ich einem Mann beide Hände abhacken", erinnert er sich. "Ich hatte keine Wahl", sagt er. "Sonst hätten sie mich auch getötet." Mohammed musste auch mit ansehen, wie eine seiner beiden Schwestern vor seinen Augen vergewaltigt und dann erschossen wurde.
Selbst gelang ihm die Flucht nach Holland, wo er Asyl beantragte. Dadurch konnte er sich ein neues Leben aufbauen. Doch es vergeht kein Tag, an dem er nicht an seine Eltern und Geschwister in Afrika denkt. Er weiß nicht, ob sie noch leben. Den ersten Kindersoldatenprozess in Den Haag gegen den kongolesischen Rebellenführer Lubanga verfolgt Mohammed genauestens: Endlich schaue die Welt nicht mehr tatenlos zu, endlich werde versucht, diesen Missbrauch von Kindern zu bestrafen:
"Diese Rebellenführer, das sind alles vom Wahnsinn getriebene Egoisten. Ich darf gar nicht näher darüber nachdenken, sonst schießen mir die Tränen in die Augen. Ich habe noch Glück gehabt, ich kenne andere ehemalige Kindersoldaten hier in Holland, die haben es nicht ausgehalten, die haben sich umgebracht!"
Lubanga ist einer von vier mutmaßlichen Kriegsverbrechern, die sich in Den Haag beim neuen Weltstrafgerichtshofs ICC bereits in U-Haft befinden. Nach seiner Auslieferung im März 2006 erschien er erstmals vor den Richtern - eine elegante Erscheinung in Anzug und Krawatte, großgewachsen und durchtrainiert. Gelassen, selbstbewusst und höflich stellte er sich dem Gericht vor. "Von Beruf", so betonte der 47-Jährige, "bin ich Politiker".
Lubanga sagte ständig "wir" statt "ich". Das verwirrte den vorsitzenden Richter. "Reden Sie von sich und Ihrem Verteidiger?'" wollte er wissen. "Oh nein!", so der Angeklagte, "das ist Pluralis Majestatis, ich spreche von mir selbst immer in der Mehrzahl".
Kindersoldaten gibt es erst, seitdem es moderne Waffen gibt. Als noch ausschließlich mit Schwertern oder Messern gekämpft wurde, waren Kinder nutzlos. Erst durch die Erfindung von automatischen Waffen wie Kalashnikovs wurden sie für die Rebellenführer interessant. Kindersoldaten sind untrennbar verbunden mit Waffenhändlern.
Der argentinische Chefankläger Luis Moreno Ocampo nimmt deshalb auch Privatunternehmen ins Visier, die im Kongo Geschäfte mit den Kriegsparteien machen. Dabei geht es um den Handel mit Diamanten, Gold, Coltan und anderen Rohstoffen: "Mit der Verhaftung der Rebellenführer allein ist es nicht getan", sagt er. "Um das Rekrutieren von Kindersoldaten zu stoppen, muss auch der Waffenhandel gestoppt werden. Er ist der Treibstoff für dieses Verbrechen."
Ob ihm das gelingt, bleibt abzuwarten. Vorläufig jedenfalls ist für ehemalige Kindersoldaten wie Mohammed Ali Bah das Wichtigste, dass sich einer ihrer Peiniger tatsächlich vor Gericht verantworten muss. Das bestätigt auch Geert Boosaerts von "War Child", der weltweiten Hilfsorganisation für Kindersoldaten:
"Dieser Prozess hat Signalwirkung. Die Rebellenführer können sich nicht mehr auf Straffreiheit berufen. 'Pass auf!', lautet die unmissverständliche Botschaft aus Den Haag: 'Es könnte sein, dass auch du über kurz oder lang hier Rechenschaft ablegen musst für Deine Taten.'"