Libanon
Massive israelische Angriffe gegen Hisbollah-Stellungen - Nach libanesischen Angaben mehr als 350 Tote

Bei massiven Luftangriffen der israelischen Armee gegen Stellungen der Hisbollah sind nach libanesischen Angaben mehr als 490 Menschen getötet worden. Zudem seien mehr als 1.600 verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium in Beirut mit.

    Bagger und Arbeiter an einem Schutthaufen zwischen mehrstöckigen Wohnhäusern in Beirut.
    Aufräumarbeiten nach einem israelischen Luftangriff in Beirut - unterdessen greift Israel weitere Ziele im Libanon an. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Hassan Ammar)
    Tausende Menschen sind Berichten zufolge auf der Flucht. UNO-Generalsekretär Guterres äußerte sich tief besorgt und rief zum Schutz der Zivilbevölkerung auf. Ägypten forderte ein sofortiges Eingreifen des UNO-Sicherheitsrats. US-Präsident Biden erklärte, man arbeite daran, die Situation zu deeskalieren. Das türkische Außenministerium warf Israel vor, eine ganze Region ins Chaos zu stürzen. Das Bundesaußenministerium zeigte sich besorgt angesichts der Entwicklungen in Nahost. Die Lage sei extrem angespannt, hieß es aus Berlin. Jetzt komme es auf konkrete Schritte der Deeskalation an.
    Israels Militärsprecher Hagari sprach von 1.300 angegriffenen Ziele im Libanon. Verteidigungsminister Gallant erklärte, man habe zehntausende Raketen der radikal-islamistischen Hisbollah zerstört. Israelische Medien berichteten zudem von einem gezielten Angriff auf den Hisbollah-Kommandeur Karaki in Beirut. Die Hisbollah teilte mit, dass Karaki am Leben sei. Dieser gilt als designierter Nachfolger des am vergangenen Freitag getöteten Kommandeurs Akil. 
    Die Hisbollah feuerte ihrerseits erneut Raketen auf Israel ab. Die israelische Regierung verhängte landesweite den Ausnahmezustand.

    Vorwürfe und Rechtfertigungen

    Der libanesische Ministerpräsident Mikati rief die Weltgemeinschaft dazu auf, die israelischen Angriffe auf sein Land zu stoppen. Diese zielten darauf ab, libanesische Dörfer zu zerstören, sagte Mikati in Beirut. Es handele sich um "Völkermord in jeder Hinsicht". Die Vereinten Nationen und der UNO-Sicherheitsrat müssten der Aggression ein Ende setzen. Das iranische Außenministerium verurteilte die Luftangriffe und drohte Israel mit Konsequenzen. Ein israelischer Militärsprecher verteidigte die Einsätze. Ziele seien nur Gebäude, in denen die Hisbollah Drohnen und Raketen verstecke. Insgesamt habe man rund 800 Ziele der Hisbollah getroffen. Zugleich kündigte er großangelegte Angriffe in der Bekaa-Ebene im Nordosten des Libanon an.

    Sorge vor Eskalation

    Die UNO-Beobachtermission Unifil warnte, jede weitere Verschärfung "dieser gefährlichen Lage könnte weitreichende und verheerende Folgen" für die Menschen in dem Grenzgebiet und die gesamte Region haben. Die UNO-Beobachtermission im Libanon äußerte mit Blick auf die massiven israelischen Luftangriffe ihre "große Sorge um die Sicherheit der Zivilisten im Südlibanon". "Angriffe auf Zivilisten sind nicht nur Verstöße gegen das Völkerrecht, sondern können auch Kriegsverbrechen darstellen", hieß es in der Erklärung weiter.
    Diese Nachricht wurde am 23.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.