Ukraine-Krieg
"Massiver Drohnenangriff" auf russische Region Lipezk gemeldet

Aus Russland wird ein weiterer ukrainischer Angriff gemeldet. Der Gouverneur der rund 200 Kilometer von der Grenze entfernten Region Lipezk im Südwesten des Landes berichtete von einem massiven ukrainischen Drohnenangriff. Die Luftabwehr sei in Aktion, schrieb er auf Telegram.

    Dieses über den Telegram-Kanal des amtierenden Gouverneurs der Region Kursk veröffentlichte Foto zeigt ein beschädigtes Haus nach Beschuss, angeblich durch die ukrainische Seite, in der Stadt Sudscha an der Grenze zur Ukraine.
    Aus der russischen Region Kursk werden neue Explosionen gemeldet - hier Zerstörungen in der Stadt Sudscha (Archivbild). (Governor of Kursk region telegram channel via AP)
    Eine abgeschossene Drohne sei auf eine Elektrizitätsanlage gestürzt, deshalb gebe es Stromausfälle. Außerdem seien bei einer Detonation Gefahrenstoffe ausgetreten. Rettungskräfte seien im Einsatz.

    Offensive dauert seit zwei Tagen an

    Heftige Explosionen sowie Brände gab es offenbar auch in der russischen Stadt Rylsk in der Region Kursk. Dies berichtet das ukrainische Nachrichtenportal "Kyiv Independent" unter Berufung auf russlandfreundliche Internet-Kanäle. In der Region Kursk hatte die ukrainische Armee vor zwei Tagen eine Offensive am Boden und aus der Luft begonnen. Die ukrainische Armee bekämpft den Aggressor Russland bereits seit Monaten zunehmend auch auf dessen eigenem Territorium
    Erstmals äußerte sich die Ukraine zu den Angriffen auf russischem Territorium in der Region Kursk. Präsidentenberater Podoliak bezeichnete den Vorstoß als Folge des fast seit zweieinhalb Jahren währenden russischen Angriffskriegs gegen sein Land. Präsident Selenskyj äußerte sich indirekt zu dem Überraschungsangriff. Er sagte in seiner abendlichen Video-Ansprache, Russland habe den Krieg in die Ukraine gebracht und solle spüren, was es getan habe. Dabei erwähnte der Staatschef die Offensive im Raum Kursk nicht, die offenbar weiter andauert.
    Das russische Verteidigungsministerium erklärte seinerseits, der "Einsatz zur Zerstörung von Einheiten der ukrainischen Armee" gehe weiter. Die "Hauptursache für jede Eskalation, jede Bombardierung, jede militärische Aktion - einschließlich der russischen Regionen Kursk und Belgorod - sei "einzig und allein die eindeutige Aggression Russlands", erklärte Präsidentenberater Podoljak im Onlinedienst X. Präsident Selenskyj lobte die ukrainische Armee und hob ihre Fähigkeit hervor, "zu überraschen". Er erwähnte dabei die aktuellen Kämpfe nicht, die nach russischen Angaben den dritten Tag in Folge andauern.

    Russische Reaktion auf ukrainischen Angriff erfolgt langsam

    Die russische Reaktion auf die grenzüberschreitende Offensive erfolgte erst langsam. Über das Gebiet Kursk, in dem Tausende auf der Flucht sind, wurde der Ausnahmezustand verhängt. Die Bahnhöfe der grenznahen Städte Sudscha, Korenowo und Psel wurden für den Passagierverkehr geschlossen, wie die Eisenbahndirektion in Moskau mitteilte. Verletzte aus dem Gebiet Kursk, vor allem Kinder, wurden in Krankenhäuser in der Hauptstadt gebracht. Von dort wiederum fuhren Ärzte in das umkämpfte Gebiet.

    US-Experten: Ukrainische Truppen mindestens zehn Kilometer nach Russland vorgedrungen

    Experten des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) bestätigten anhand von Informationen in sozialen Netzwerken, dass die ukrainischen Truppen mindestens zehn Kilometer weit in das Gebiet vorgedrungen seien. Nach Angaben des russischen Militärbloggers Podoljaka rückte die Ukraine sogar um mehr als 25 Kilometer vor. Wie das ISW weiter erklärte, deuteten das "derzeit bestätigte Ausmaß und die Lage der ukrainischen Vorstöße im Gebiet Kursk darauf hin, dass die ukrainischen Streitkräfte mindestens zwei russische Verteidigungslinien und eine Stellung durchbrochen haben". Demnach zielt die Ukraine auf einen wichtigen Versorgungsstützpunkt der russischen Armee nahe der acht Kilometer von der Grenze entfernten Stadt Sudscha.
    Seit Beginn der russischen Invasion sind immer wieder ukrainische Soldaten nach Russland eingedrungen. Die russische Armee erklärte jedes Mal, diese zurückgedrängt zu haben. In einigen Fällen kamen dabei - wie bei den jüngsten Gefechten - die Luftwaffe und Artillerie zum Einsatz. Der derzeit stattfindende Vorstoß ist allerdings offenbar der erste, an dem reguläre ukrainische Streitkräfte teilnehmen.
    Diese Nachricht wurde am 09.08.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.