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Massiver Widerstand

Es regt sich Widerstand gegen das Vorgehen von Sponsor Staat, die finanzielle Alimentierung des Sports mit der Einhaltung von Antidopingstandards zu verknüpfen. Die Bescheide zum Widerruf von Fördergeldern werden von den meisten Sportverbänden nicht akzeptiert.

Von Grit Hartmann | 11.05.2010
    Als Innenminister Thomas de Maiziere im Dezember vor dem Sportausschuss des Bundestages ein Novum ankündigte, hielt der Sport noch still. Die Antidoping-Berichte der Fachverbände für das Jahr 2008 böten Zündstoff, ließ der CDU-Politiker wissen. Erstmals werde der Bund deshalb Verstöße gegen die Antidopingklauseln in den Zuwendungsbescheiden konsequent ahnden - mit Widerruf von Steuergeldern. Anfang März wurde BMI-Staatssekretär Christoph Bergner konkret: 19 Sportverbände müssten insgesamt rund 232.000 Euro zurückzahlen, weil sie es beispielsweise mit Wettkampfkontrollen nicht so genau genommen hatten. Die Summe fließe in die Doping-Prävention.

    Der neue Kurs trug der Bundesregierung viel Lob ein. John Fahey, Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur, sprach von einem "hervorragenden Beispiel" für die sinnvolle Verwendung öffentlicher Gelder im Kampf gegen Doping.

    Allerdings hat die Sache einen Haken: Als Bergner die Rückforderungen forsch verkündete, waren die Verfahren noch nicht abgeschlossen - und das sind sie bis heute nicht. Nach Deutschlandfunk-Informationen haben nur fünf Verbände ihre Strafzölle entrichtet. Zehn legten Widerspruch gegen die Zahlungsbescheide ein. Das BMI, offenbar beeindruckt von der breiten Protestfront, verweigert jede Auskunft, welche das sind. Fest steht aber: Die vier olympischen Spitzenverbände, die ursprünglich mit den höchsten Summen zwischen 12.000 und 89.000 Euro belegt worden waren, wissen noch nicht einmal, wie viel sie tatsächlich zahlen sollen. Das betrifft den Ruder-Verband, den Bob- und Schlittenverband, die Eisschnelllauf-Gemeinschaft und den Verband für Modernen Fünfkampf. Ihr Argument, die Strafen würden sie in existenzielle Finanznot bringen, zog:

    Das BMI sagte erneute Prüfung zu. Zu der, so teilt etwa der Bob- und Schlittenverband mit, habe man noch nichts wieder gehört. Es ist also offen, wie geradlinig der Bund sein wackeres Vorhaben umsetzen wird.

    Gestützt wird der Widerstand der Verbände vom Deutschen Olympischen Sportbund, der sich sonst gern einer Null-Toleranz-Politik gegen Doping rühmt. In einem Brandbrief an das BMI plädierte Generaldirektor Michael Vesper für mildere Sanktionen. Intern drohten einige Verbände mit Verwaltungsklagen - und die können bekanntlich Jahre dauern.