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Mathe an der Kinderuni
Auch mal einfachere Dinge sagen

In Düsseldorf hat diese Woche das Sommersemester der Kinderuniversität begonnen. In den Veranstaltungen dreht sich in diesem Sommer alles um das Thema "Mathematik". Eigentlich ein Fach, das bei vielen Schülern ja eher unbeliebt ist. Aber auch Mathematik-Professor Albrecht Beutelspacher lernt dort von den Kindern noch etwas für seine Lehre für Erwachsene.

Von Meriem Benslim | 16.05.2015
    Albrecht Beutelspacher, deutscher Mathematik-Professor, Fernsehmoderator und Autor. Er ist Gruender und Direktor des Mathematikums in Gießen.
    Der Mathematik-Professor, Fernsehmoderator und Autor Albrecht Beutelspacher (dpa / picture alliance / Erwin Elsner)
    Damit hätte keiner gerechnet. Ausgerechnet in der ersten Mathe-Vorlesung ist jeder Platz im Hörsaal belegt. Mehr als 700 Kinder sind mit ihren Eltern und Lehrern in die Düsseldorfer Universität gekommen. Auch diese Schüler aus der fünften Klasse eines Gymnasiums besuchen zum ersten Mal eine Mathe-Vorlesung: "Ich bin ganz freiwillig mitgekommen. Ich wollt auch einfach mal wissen, wie das so ist in einer Uni." "Für mich klingt das ziemlich interessant, weil ich Mathe auch gar nicht als das langweiligste Fach an der Schule sehe und Magie der Zahlen, das klang ganz für mich ganz interessant, deshalb bin ich heute mitgekommen."
    Über die Magie der Zahlen wird in diesem Semester das Rechen-Genie Albrecht Beutelspacher sprechen. Der preisgekrönte Mathematik-Professor lehrt normalerweise an der Universität in Gießen. Die Welt der Zahlen ist seine große Leidenschaft: "Zahlen sind einfach eine unglaublich perfekte Art und Weise die Welt zu beschreiben. Wenn man zählen kann, wenn man eins, zwei, drei zählen kann, dann kann man auch weiterdenken, dann kann man in die Zukunft denken, kann man in die Unendlichkeit denken."
    Seine Faszination für die Mathematik will er den Schülern jetzt vermitteln. Die Vorlesungen muss er natürlich anders halten, als er es sonst bei Erwachsenen machen würde. Denn in der Kinderuni sind seine "Studenten" zwischen neun und zwölf Jahre alt. "Man darf nicht zu viel wollen. Wenn ich jetzt sagen würde, da haben wir jetzt über Quadratzahlen gesprochen, das würde vollkommen schief gehen. Also man muss auch wissen, wie weit darf ich überhaupt gehen, wann überfordere ich die meisten. Für 700 Kinder so etwas zu machen, ist schon auch‘ ne Herausforderung."
    Diese Hürde versucht Albrecht Beutelspacher durch kleine Tricks und Rätsel zu nehmen. Er beschreibt zum Beispiel, wie Geheimcodes aus Zahlen funktionieren und wie die Kinder solche Geheimschriften knacken können. Diese kindliche Art der Lehre wendet er inzwischen auch bei seinen erwachsenen Studenten an: "Mit denen mache ich manchmal auch solche Rechentricks. Wie das ist mit dem Dezimalsystem und was da eigentlich für Geheimnisse drin sind. Und dann diskutieren wir darüber, was da eigentlich dahinter steckt."
    Die Stimmung im Hörsaal aufgreifen
    Egal ob jung oder alt - es sei wichtig die Menschen in die Lehre einzubeziehen. Das habe ihm die Arbeit mit den Kindern gezeigt. Deshalb stellt Beutelspacher in all seinen Vorlesungen viele Fragen und versucht, die Stimmung im Hörsaal aufzugreifen. Diese Strategie fruchtet auch bei seinen ganz kleinen Studenten in Düsseldorf. Denn die sind von ihrer ersten Mathe-Vorlesung begeistert.
    "Ich fand es wirklich interessant, ich hab viel Neues dazu gelernt. Wir haben halt neue Techniken dazu gelernt, wie man schneller zum Beispiel Mal-Aufgaben ausrechnen kann."
    "Ich fand besonders interessant, als der Professor an die Tafel geschrieben hat, wie man kleine Zahlen total schnell ausrechnen kann, denn wir machen auch in Mathe so Kopfrechen-Teile und vielleicht kommen ja auch mal so Fragen vor, dass ich dann schneller im Kopf rechnen kann."
    Was bei Kindern funktioniert, ließe sich oft auch auf Erwachsene ummünzen. Seitdem Albrecht Beutelspacher Kinder unterrichtet, überprüft er häufiger seine Formulierungen. Oft scheuten sich Dozenten einfache Worte zu wählen. Doch gerade dadurch gelinge die Wissensvermittlung oft viel besser, davon ist der Mathe-Professor inzwischen überzeugt. "Die Arbeit mit Kindern bedeutet ja oft auch, dass man sich nochmal ganz gründlich fragen muss: Was ist wirklich das Entscheidende dabei? Wie kannst du es noch einfacher sagen? Und das wirkt sich sicherlich auch aus, wenn ich mit Studierenden arbeite, dass ich den Mut habe, auch mal einfache Dinge zu sagen. Und manchmal viel besser verstehe: Auf kommt es an. Das hat eine unmittelbare Auswirkung auch auf die Arbeit mit Studierenden."

    In diesem Semester gibt Albrecht Beutelspacher noch drei weitere Mathe-Vorlesungen für Kinder in Düsseldorf. Bis Anfang Juni können sich Schüler dafür im Internet anmelden.