Matisse, Cézanne, Picasso - die simple Auflistung dieser drei Künstlernamen auf Ausstellungsplakaten meint Ströme von Besuchern garantieren zu können. Doch wird leider oft nicht ganz gehalten, was groß angekündigt wurde. In Paris geht es jetzt aber tatsächlich nicht um eine Mogelpackung, sondern um ein echtes Abenteuer. Das einer amerikanischen Familie mit jüdisch-deutschen Wurzeln, die kurz nach 1900 von San Francisco nach Paris übersiedelte. Die Steins, Leo und Gertrude sowie ihr Bruder Michael und dessen Frau Sarah wurden hier zu den wichtigsten Sammlern und Kennern der modernen Kunst. Im Grand Palais ist nun fast vollständig versammelt, was die Steins an hochkarätigen Werken in ihren beiden Pariser Wohnungen seit 1903 zusammentrugen. Die Kunsthistorikern Valérie Bougault charakterisiert das Vorgehen der Familie Stein:
"Sie waren Entdecker und Mäzene zugleich. Sie entdeckten zum Beispiel Matisse. Als Mäzene aufzutreten war zudem sehr mutig. Beim ersten Besuch im Bateau Lavoir gaben sie 800 Francs für Bilder aus, was damals sehr viel Geld darstellte. Für Picasso, der hier zu dieser Zeit ärmlich hauste, war das ein wahrer Geldsegen."
Finanziell unabhängig durch das ererbte Familienvermögen suchten zunächst Leo Stein, passionierter Kunstkritiker und dilettierender Maler und seine nach abgebrochenem Medizinstudium literarisch ambitionierte Schwester Gertrude den Kontakt zur Pariser Künstler-Avantgarde. Werke von Manet, Cézanne, Renoir und Degas, von den Steins als "The Big Four" betitelt und von ihnen als Wegbereiter der modernen Kunst betrachtet, schmückten die Wände ihres Appartements in der Rue de Fleurus und jetzt den ersten Raum der Schau im Grand Palais.
Anschließend hängen Bilder der Rosa und Blauen Periode Picassos und Matisse‘ wichtigste Akte, auf dem Salon des Indépendants 1907 noch heftig umstritten, einander gegenüber und spiegeln die Vorlieben ihrer Sammler. Valérie Bougault:
"Leo Stein war auf dem Herbstsalon 1905 fasziniert von Matisse‘ Bild 'Frau mit Hut', das heute als eines der fundamentalen Schlüsselbilder der modernen Malerei gilt. Das Werk löste einen Skandal aus aufgrund seiner Farbigkeit. Als 'Fauves', die Wilden, wurden daher die Maler um Matisse betitelt. Leo meinte zwar, er habe noch nie ein so hässliches Bild gesehen, aber es faszinierte ihn und er kaufte es kurzerhand."
Es waren vor allem Michael und Sarah Stein, ihnen ist das zweite Ausstellungskapitel gewidmet, die sich eng mit Matisse anfreundeten. Sarah Stein ermunterte Matisse zur Gründung einer eigenen Akademie. Matisse‘ Portraits der beiden Steins, zahlreiche seiner Skulpturen und Werke, die an der Côte d’Azur entstanden, sind zweifellos Höhepunkte der Schau. Zwischen Leo und Gertrude Stein kam es um 1913 jedoch zum endgültigen Bruch, der sich schon Jahre zuvor angekündigt hatte und den Valérie Bougault mit Picasso in Verbindung bringt.
"Leo hatte eine intellektuellere Beziehung zur modernen Malerei als seine Schwester Gertrude. Jedoch war Leo nie so mutig wie seine Schwester. Man denke nur an Picassos berühmtestes Bild 'Les Demoiselles d’Avignon' von 1907. Picasso fühlte sich damals völlig isoliert, da alle Welt meinte, er habe mit diesem Werk die Malerei quasi ermordet. Nur Gertrude Stein verteidigte vehement Picasso und sein Werk. Leo Stein hingegen lehnte dieses Bild und damit den Kubismus erbost ab."
Picassos Ölstudien zu den "Demoiselles" und sein berühmtes Portrait der Gertrude Stein aus dem New Yorker Moma stehen im Zentrum der Sektion, die Picassos Gönnerin gewidmet ist. Der amerikanische Künstler Brion Gysin lernte Gertrude Stein zu Beginn der 30er Jahre in Paris kennen. In einem späteren Interview erinnerte er sich daran:
"Gertrude Stein war damals schon ein Monument, so etwas wie ein gewaltiger Felsen inmitten einer weiten Ebene. Gertrude empfing mich recht kühl. Sie hatte viel von einem Snob. Schimpfworte waren ihr zuwider und wer sich nicht angemessen ausdrückte, der musste ihren Salon für immer verlassen. Im Kreis der Eingeladenen predigte sie dann eigentlich eher als dass sie sich auf echte Dialoge einließ."
Gertrude Stein festigte zwischen den Weltkriegen ihren Ruf als moderne amerikanische Schriftstellerin, deren bekannter Salon auch Hemingway und Scott Fitzgerald anzog. Doch die Zeiten des Künstlertreffs für die junge Pariser Avantgarde schienen vorüber zu sein. Juan Gris und Francis Picabia zählten nun zu ihren engen Freunden. Mit Picasso und auch Matisse hatte sie sich, wie ausgestellte Texte und Artikel unterstreichen, überworfen. Werke von André Masson, Atlan oder Tal-Coat beschließen die Schau und fallen qualitativ weit zurück hinter das bisher Präsentierte. Das "Abenteuer der Steins" in Paris war doch von eher kurzer Dauer. Seinen Höhepunkt in Zeiten des künstlerischen Aufbruchs, im Umkreis von Fauves und Kubisten, spiegelt die Schau im Grand Palais jedoch präzise und in grandioser Bildauswahl.
"Sie waren Entdecker und Mäzene zugleich. Sie entdeckten zum Beispiel Matisse. Als Mäzene aufzutreten war zudem sehr mutig. Beim ersten Besuch im Bateau Lavoir gaben sie 800 Francs für Bilder aus, was damals sehr viel Geld darstellte. Für Picasso, der hier zu dieser Zeit ärmlich hauste, war das ein wahrer Geldsegen."
Finanziell unabhängig durch das ererbte Familienvermögen suchten zunächst Leo Stein, passionierter Kunstkritiker und dilettierender Maler und seine nach abgebrochenem Medizinstudium literarisch ambitionierte Schwester Gertrude den Kontakt zur Pariser Künstler-Avantgarde. Werke von Manet, Cézanne, Renoir und Degas, von den Steins als "The Big Four" betitelt und von ihnen als Wegbereiter der modernen Kunst betrachtet, schmückten die Wände ihres Appartements in der Rue de Fleurus und jetzt den ersten Raum der Schau im Grand Palais.
Anschließend hängen Bilder der Rosa und Blauen Periode Picassos und Matisse‘ wichtigste Akte, auf dem Salon des Indépendants 1907 noch heftig umstritten, einander gegenüber und spiegeln die Vorlieben ihrer Sammler. Valérie Bougault:
"Leo Stein war auf dem Herbstsalon 1905 fasziniert von Matisse‘ Bild 'Frau mit Hut', das heute als eines der fundamentalen Schlüsselbilder der modernen Malerei gilt. Das Werk löste einen Skandal aus aufgrund seiner Farbigkeit. Als 'Fauves', die Wilden, wurden daher die Maler um Matisse betitelt. Leo meinte zwar, er habe noch nie ein so hässliches Bild gesehen, aber es faszinierte ihn und er kaufte es kurzerhand."
Es waren vor allem Michael und Sarah Stein, ihnen ist das zweite Ausstellungskapitel gewidmet, die sich eng mit Matisse anfreundeten. Sarah Stein ermunterte Matisse zur Gründung einer eigenen Akademie. Matisse‘ Portraits der beiden Steins, zahlreiche seiner Skulpturen und Werke, die an der Côte d’Azur entstanden, sind zweifellos Höhepunkte der Schau. Zwischen Leo und Gertrude Stein kam es um 1913 jedoch zum endgültigen Bruch, der sich schon Jahre zuvor angekündigt hatte und den Valérie Bougault mit Picasso in Verbindung bringt.
"Leo hatte eine intellektuellere Beziehung zur modernen Malerei als seine Schwester Gertrude. Jedoch war Leo nie so mutig wie seine Schwester. Man denke nur an Picassos berühmtestes Bild 'Les Demoiselles d’Avignon' von 1907. Picasso fühlte sich damals völlig isoliert, da alle Welt meinte, er habe mit diesem Werk die Malerei quasi ermordet. Nur Gertrude Stein verteidigte vehement Picasso und sein Werk. Leo Stein hingegen lehnte dieses Bild und damit den Kubismus erbost ab."
Picassos Ölstudien zu den "Demoiselles" und sein berühmtes Portrait der Gertrude Stein aus dem New Yorker Moma stehen im Zentrum der Sektion, die Picassos Gönnerin gewidmet ist. Der amerikanische Künstler Brion Gysin lernte Gertrude Stein zu Beginn der 30er Jahre in Paris kennen. In einem späteren Interview erinnerte er sich daran:
"Gertrude Stein war damals schon ein Monument, so etwas wie ein gewaltiger Felsen inmitten einer weiten Ebene. Gertrude empfing mich recht kühl. Sie hatte viel von einem Snob. Schimpfworte waren ihr zuwider und wer sich nicht angemessen ausdrückte, der musste ihren Salon für immer verlassen. Im Kreis der Eingeladenen predigte sie dann eigentlich eher als dass sie sich auf echte Dialoge einließ."
Gertrude Stein festigte zwischen den Weltkriegen ihren Ruf als moderne amerikanische Schriftstellerin, deren bekannter Salon auch Hemingway und Scott Fitzgerald anzog. Doch die Zeiten des Künstlertreffs für die junge Pariser Avantgarde schienen vorüber zu sein. Juan Gris und Francis Picabia zählten nun zu ihren engen Freunden. Mit Picasso und auch Matisse hatte sie sich, wie ausgestellte Texte und Artikel unterstreichen, überworfen. Werke von André Masson, Atlan oder Tal-Coat beschließen die Schau und fallen qualitativ weit zurück hinter das bisher Präsentierte. Das "Abenteuer der Steins" in Paris war doch von eher kurzer Dauer. Seinen Höhepunkt in Zeiten des künstlerischen Aufbruchs, im Umkreis von Fauves und Kubisten, spiegelt die Schau im Grand Palais jedoch präzise und in grandioser Bildauswahl.