Eines steht für Matthias Platzeck, den Vorsitzenden des Deutsch-Russischen Forums, fest: Mit Bedeutung überfrachten sollte man Sportveranstaltungen nicht. Dennoch betont er die Chancen von Begegnung und Austausch im Rahmen von Großevents wie Fußball-WM oder Olympischen Spielen. Es sei nie zu ersetzen, "sich selber ein Bild zu machen und mit den eigenen Schlussfolgerungen von dannen zu ziehen".
Gleichzeitig warnt Platzeck im Fall von Russland vor einem Entfremdungsprozess, den auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zuletzt moniert hatte. "Jahrzehntelang war der Westen eine Art Sehnsuchtsstation für viele Russen. Das hat sich in den letzten Jahren doch deutlich gewandelt", erklärt Platzeck. Gerade deshalb sei der kulturelle Austausch als Begleiterscheinung der WM wichtig.
Platzeck lobt Begeisterung und Offenheit der russischen Bevölkerung
Nicht widersprechen möchte Platzeck der Kritik, dass Wladimir Putin die Fußball-WM als persönliche Bühne nutzt. "Sportveranstaltungen dienen auch immer der Selbstdarstellung", sagt der Vorsitzende des Deutsch-Russischen Forums. Dennoch müsse die Begeisterung in der der russischen Bevölkerung respektiert werden. "Ich habe unzählige Menschen getroffen, die sich ehrlichen Herzens auf diese Fußball-Weltmeisterschaft und auf viele Begegnungen freuen."
"Die Menschen sind, über das was sie geleistet haben, begeistert. Das sollte man nicht unterbewerten oder negieren", sagt Platzeck. Das Deutsch-Russische Forum nutzt die WM selbst als Bühne für ein besonderes Projekt. Jugendliche aus Deutschland sind nach Russland gereist, um dort in Partnerstädten an Freundschaftsspielen teilzunehmen. Ohne die WM sei dieses Projekt nicht zustande gekommen, meint Platzeck.
Sport als Katalysator für gesellschaftliche Entwicklungen?
"Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass ein großes Fußballfest die Stimmung verbessert und Verkrampfungen löst", betont Platzeck. Er nennt das Beispiel Korea und die dortigen Entwicklungen der letzten Wochen. Indirekt hätten die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang dazu beigetragen. Für Platzeck können sportliche Großevents als mögliche "Katalysatoren" für Entwicklungen in einem Land fungieren.
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