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Maultier, Gans oder Leier?

Nach Sonnenuntergang strahlt die blau-weiße Wega hoch im Südwesten. Im Laufe des Abends sinkt sie im Westen langsam herab, bevor sie nach zwei Uhr im Dunst des Nordwesthorizonts verschwindet.

Von Dirk Lorenzen |
    Für uns ist Wega der Hauptstern der Leier, die als kleines Parallelogramm sehr markant ist. Die Leier ist das einzige Musikinstrument unter den 88 Sternbildern. Nach einer griechischen Sage hat Hermes, der Götterbote und Beschützer der Diebe, die Leier erfunden.

    Demnach hat Hermes eine Schildkröte getötet, sie ausgenommen und über den Panzer sieben Saiten gespannt. Mit einem Stöckchen schlug er auf die Saiten und entlockte so dem Schildkrötenpanzer liebliche Laute.

    Auch die Perser sahen in diesem Sternmuster eine Leier. Andere Kulturen sahen eine Harfe. Aber nicht überall wurde Musik mit dieser Himmelsgegend in Verbindung gebracht.

    Bei den Arabern sah man mal ein Maultier, mal eine Gans. In manchen Regionen galt die Himmelsfigur als Al Nasr al Waki, als herabstürzender Steinadler - im Gegensatz zum fliegenden Adler, den wir heute noch am Himmel kennen. Auch indische Quellen sprechen oft von einem Adler. Bei den australischen Ureinwohnern pickte dort ein Huhn.

    Der römische Staatsmann Cicero erwähnte die Lyra Mercurialis, also die Leier des Merkurs, der römischen Version von Hermes. Bei uns hat sich die Leier durchgesetzt - doch der Adler hat nicht ganz verloren. Denn der Name Wega für den Hauptstern der Leier stammt vom arabischen Al Waki.

    Jetzt hält der Adler die Leier in seinen Fängen. Blicken Sie heute Abend hoch zur Wega, dem Hauptstern von Leier, Gans oder Maultier.

    Informationen zu Geschichten rund um die Leier

    Das Sternbild Leier