Thimm erkennt drei Hauptprobleme in der Kommunikation zur Pandemie: Zum einen gebe es in der Politik zu viele Akteure: Jene der Regierung, der Regierungsparteien und der Opposition - und dies noch zusätzlich in jedem einzelnen Bundesland. Hinzu komme eine hohe Komplexität der Sprache mit immer neuen Begriffen und Zahlen. Und drittens gebe es einen Missklang an Information durch die "Traditionsmedien".
Deutung der Zahlen unklar
Besonders deutlich werde die Problematik bei den Zahlen, so die Medienwissenschaftlerin: Zwar komme der Diskurs nicht ohne sie aus, doch sei deren Deutung oft unklar. Als Beispiel nennt Thimm die Inzidenz-Zahlen und die Frage, ab wann diese bedrohlich seien: Noch vor einem Jahr habe man bei viel geringeren Werten die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Heute dagegen rede man bei einer Inzidenz von mehr als 1.000 über Lockerungen etwa in der Gastronomie und in den Fußballlstadien.
Hinzu kämen die Zahlen aus den anderen Staaten: Dänemark etwa habe sehr hohe Inzidenzen, lockere aber dennoch vollständig die Schutzmaßnahmen. Da frage man sich in Deutschland natürlich, ob die Zahlen im Nachbarland etwas anderes bedeuteten.
Mängel in Debatte über Impfpflicht
Trotz der hohen Komplexität der Materie und der sich ständig ändernden Bedingungen könne die Kommunikation besser laufen, meinte Thimm. Die Debatte über eine Impfpflicht etwa hätte offener, reflektierter und vor allem früher erfolgen sollen.
Thimm empfahl, dass sowohl Politik als auch die Leitmedien noch stärker Social Media nutzen sollten. Instagram etwa sei aufgrund seiner hochgradigen Vernetzung ein Medium, über das man Debatten noch stärker anstoßen könne. Den Medien riet die Forscherin, stärker auf die größeren Zusammenhänge zu achten, auch die Optionen und Chancen in der Pandemie herauszustellen - und damit vielleicht auch ein bisschen das Licht am Ende des Tunnes zu zeigen.