"Nius"
Medienaufsicht prüft offenbar neues Portal von Ex-Bild-Chef Julian Reichelt

Das neue Online-Portal des früheren "Bild"-Chefredakteurs Julian Reichelt, "nius.de", ist einem Medienbericht zufolge ins Blickfeld der zuständigen Medienanstalt Berlin-Brandenburg (Mabb) gerückt. Mehrere Beschwerden bei der Anstalt haben die Frage aufgeworfen, in welchem Umfang "Nius" gegen die journalistische Sorgfaltspflicht verstößt, berichtet das Nachrichtenportal "T-Online".

    Julian Reichelt blickt in die Kamera.
    Julian Reichelt (dpa / Bernd von Jutrczenka)
    "Nius" unterliegt nicht der Selbstregulierung des Presserats. Für kommerzielle Angebote mit journalistischen Inhalten wurde mit dem seit 2020 geltenden Medienstaatsvertrag festgelegt, dass die Landesmedienanstalten die Inhalte auf Einhaltung journalistischer Mindeststandards hin überprüfen können. Reichelt steht im "Nius"-Impressum als Verantwortlicher: Er ist im Handelsregister als ein geschäftsführender Direktor der Vius Management SE eingetragen, der Firma hinter dem Portalbetreiber Vius SE & Co. KGaA.
    "Nius" hatte in den vergangenen Monaten mehrmals Empörung ausgelöst und auch einstweilige Verfügungen gegen seine Artikel erhalten. Die Kritik lautet insbesondere, durch Weglassen von wichtigen Informationen ein verzerrtes Bild zu zeigen. Das Portal "T-Online" erhielt nach eigenen Angaben von den "Nius"-Machern keine Stellungnahme zu den Vorgängen.

    Politologe Linden: "Zentrales mediales Sprachrohr der Kreise um Hans-Georg Maaßen"

    Der Trierer Politikwissenschaftler Markus Linden ist der Auffassung, dass "Nius" eine Radikalisierung durchlaufen habe. Das Portal überschreite bewusst Grenzen und nutze ebenso bewusst Methoden der Desinformation, sagte Linden im Deutschlandfunk. Falschdarstellungen seien bei "Nius" keine bloßen handwerklichen Fehler. Die Macher seien Medienprofis, die aber einer Agenda folgten. "Es handelt sich um ein zentrales mediales Sprachrohr der Kreise um Hans-Georg Maaßen. Nius ist Werteunion-TV", erklärte Linden.
    Zudem appellierte Linden an Politikerinnen und Politiker, nicht bei "Nius" aufzutreten. Andere Akteure würden dadurch normalisiert und für relevant gehalten.
    Diese Nachricht wurde am 15.02.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.