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Mediennutzung
Online, Print, egal

Die Berliner "taz" könnte langfristig nur noch online erscheinen. Für die Leser mache das kaum einen Unterschied, meint der Sozialpsychologe Kai Sassenberg im Dlf-Interview. Die Rezeption verändere sich durch die Art des Mediums nur minimal.

Kai Sassenberg im Gespräch mit Bettina Köster | 14.08.2018
    Zwei gerollte taz-Ausgaben liegen ineinander und zeigen einmal ein altes und einmal da neue Layout.
    Die Tage der gedruckten "taz" sind offenbar gezählt. (imago)
    Karl-Heinz Ruch, Geschäftsführer und Mit-Gründer der Berliner "tageszeitung", hatte in einem Informationsschreiben an die Mitarbeiter erklärt: "Das Zeitalter der gedruckten Zeitung ist zu Ende, der Journalismus lebt im Netz weiter". Die "taz", deren verkaufte Auflage auf unter 50.000 gerutscht ist, könnte also mittelfristig nur noch online erscheinen.
    Für die Leser mache das kaum einen Unterschied, meint Professor Dr. Kai Sassenberg vom Leibniz-Institut für Wissensmedien im Gespräch mit @mediasres. Entscheidend für das Rezeptionsverhalten seien Motivation und Emotion: "Wenn man stark an einem Thema interessiert ist, wird man den Artikel von vorne bis hinten durchlesen". Anders verhalte es sich bei einem zufällig angeklickten Artikel: Hier sei man natürlich ablenkbarer.
    Neue Bezahlmodelle notwendig
    Allgemein gelte: Wenn die Online-Zeitung sehr interaktiv gestaltet sei - mit Bildern, Umfragen und Links -, dann werde der Leser schneller abgelenkt. Der Near-Hand-Effekt, also die Erfahrung, dass Dinge, die man mit Hände gegriffen hat, besser erinnert werden, sei mit dem Tablet genau so möglich wie mit der Zeitung.
    Für die "taz" wie auch die anderen Onlineseiten der Tageszeitungen komme es nun darauf an, neue Bezahlmodelle für einzelne Artikel zu finden, die via Twitter oder Facebook geteilt werden. Zeitungen würden immer weniger als Ganzes konsumiert. Letzten Endes sei der Erfolg der taz "eine Frage des Gestaltungsprozesses".