"Guten Tag, ich bin Frau Fogele. Was haben Sie für Beschwerden?"
Patienten mögen es, höflich und freundlich behandelt zu werden. Zane Fogele hat es gelernt. Die 24-jährige Medizinstudentin macht ein zweimonatiges Praktikum im St.-Barbara-Klinikum in Hamm. Die junge Lettin ist jeden Tag in der Klinik und zwar freiwillig. Dass sie hier den klinischen Alltag kennenlernen kann, gefällt ihr.
"Wir können alles selbst untersuchen und mit Patienten reden, in OP teilnehmen und alles Praktische machen. Haken halten, ein bisschen nähen und – ja: alles gut sehen. Bei uns sind viele irgendwie ja – nicht so offen zu Studenten. Das ist unterschiedlich."
Auch Armant Riders ist derzeit in Hamm an der Klinik. Der 23-jährige studiert wie seine Kommilitonin Medizin an der Universität Riga. Was ihn hier beeindruckt, ist der größere Praxisbezug . Der fehle in Lettland.
"Bei uns lernen wir viel auswendig, aber manchmal ist das nicht so gut. Hier muss man nicht so viele Zahlen lernen und Dosen auswendig lernen , das ist gut. Auch die Bücher sind neuer."
Armant will Hals-, Nasen- und Ohrenarzt werden. Zane Augenärztin. Das hat sie direkt nach dem ersten Studienjahr entschieden – die Komplexität der Augen fasziniere sie, sagt sie.
Die beiden sind zwei von bislang 15 Medizinstudenten, die aus Lettland und Estland gekommen sind, um in Hamm, Kleve oder Münster ein Praktikum zu absolvieren. Voraussetzung dafür ist: mindestens im achten Semester zu sein und ausreichend Deutsch zu sprechen.
Die Franziskus-Stiftung mit Sitz in Münster hat für diese Hospitanzen extra eine Kooperation mit den beiden baltischen Universitäten gegründet; es soll der Beginn eines permanenten Austausches werden. Die Stiftung zahlt den jungen Letten und Esten Flug, Unterkunft und Verpflegung und 300 Euro pro Monat – als Stipendium.
Dr. Daisy Hünefeld arbeitet bei der Franziskus-Stiftung und hat dieses Projekt vorbereitet. Ein angestellter Arzt aus Riga hatte den Stein ins Rollen gebracht – so ist die Idee entstanden. Ärzte aus dem Ausland sind in deutschen Kliniken heißbegehrt, sagt Daisy Hünefeld.
"Es gibt viele Einrichtungen und Träger, die durch verschiedene Kooperationen im europäischen und außereuropäischen Raum dem Ärztemangel im eigenen Land begegnen, zum anderen Ländern dabei Unterstützung zu bieten, die Probleme haben, ihre ausgebildeten Mediziner in eine angemessene Position zu bringen."
Tatsächlich bildet zum Beispiel Lettland über Bedarf aus. Zane Fogele weiß genau, dass die Chancen in ihrer Heimat nicht sehr rosig für sie sind.
"In Lettland sind alle Plätze in Augenheilkunde besetzt, und wir haben ein bisschen Korruption auch. Und wenn dein Vater oder deine Mutter nicht Augenarzt ist, dann es ist schwieriger, eine Platz zu bekommen."
Erschwerend kommt hinzu, sagt Armant Riders, dass viele kleine Krankenhäuser geschlossen haben – im Zuge der Wirtschaftskrise.
Ärztemangel in Deutschland – gut ausgebildete Medizinstudenten in Lettland und Estland. Für beide Seiten scheint mit diesem Austausch eine Art Win-Win-Situation zu entstehen. Ein schlechtes Gewissen, dass teuer ausgebildete Ärzte in spe abgeworben werden können, existiert kaum. Im Gegenteil, die Uni in Riga weiß, dass viele der Studierenden damit liebäugeln, später in Deutschland zu arbeiten. Darüber wird ganz offen gesprochen, sagen Zane Fogele und Armant Riders.
Über 13.000 Ärzte aus dem Ausland arbeiten mittlerweile in Deutschland, und der Bedarf ist längst nicht gedeckt. Nach Angaben der Bundesärztekammer sind derzeit 6000 Stellen in Kliniken nicht besetzt. Prognosen zufolge werden in den nächsten 20 Jahren mehr als 37.000 Ärzte benötigt. Kooperationen wie die zwischen der Franziskus-Stiftung in Münster und den Unis in Riga und Tartu können da helfen.
Und so werden schon während des Studiums Kontakte geknüpft – mit ganz klaren Interessen, wie Daisy Hünefeld bestätigt.
"Wir wären natürlich bereit, die fertigen Mediziner in die Facharztausbildung mit hinein zu nehmen.Da wir, wie Sie wissen, in unserem Gesundheitssystem derzeit einen Ärztemangel haben und wir natürlich sehr gerne hoch motivierte und gut ausgebildete Ärzte in unserem Weiterbildungssystem aufnehmen wollen."
Die Rechnung geht auf. Zane Fogele und Armant Riders wissen, dass sie nach dem Examen willkommen sind. Das ist ihnen deutlich gesagt worden.
"Danach wir können auch hier arbeiten und Arbeitsplätze bekommen. Es gibt viel mehr Möglichkeiten als bei uns, es gibt viel mehr Krankenhäuser. Es gibt viel mehr Plätze und die Entwicklung ist auch ein bisschen weitergegangen."
Im Januar sollen die nächsten Studenten nach Münster, Hamm und Kleve kommen. Armant und Zane wollen auch wieder dabei sein – die Chance auf eine medizinische Zukunft in Deutschland ist verlockend genug.
Patienten mögen es, höflich und freundlich behandelt zu werden. Zane Fogele hat es gelernt. Die 24-jährige Medizinstudentin macht ein zweimonatiges Praktikum im St.-Barbara-Klinikum in Hamm. Die junge Lettin ist jeden Tag in der Klinik und zwar freiwillig. Dass sie hier den klinischen Alltag kennenlernen kann, gefällt ihr.
"Wir können alles selbst untersuchen und mit Patienten reden, in OP teilnehmen und alles Praktische machen. Haken halten, ein bisschen nähen und – ja: alles gut sehen. Bei uns sind viele irgendwie ja – nicht so offen zu Studenten. Das ist unterschiedlich."
Auch Armant Riders ist derzeit in Hamm an der Klinik. Der 23-jährige studiert wie seine Kommilitonin Medizin an der Universität Riga. Was ihn hier beeindruckt, ist der größere Praxisbezug . Der fehle in Lettland.
"Bei uns lernen wir viel auswendig, aber manchmal ist das nicht so gut. Hier muss man nicht so viele Zahlen lernen und Dosen auswendig lernen , das ist gut. Auch die Bücher sind neuer."
Armant will Hals-, Nasen- und Ohrenarzt werden. Zane Augenärztin. Das hat sie direkt nach dem ersten Studienjahr entschieden – die Komplexität der Augen fasziniere sie, sagt sie.
Die beiden sind zwei von bislang 15 Medizinstudenten, die aus Lettland und Estland gekommen sind, um in Hamm, Kleve oder Münster ein Praktikum zu absolvieren. Voraussetzung dafür ist: mindestens im achten Semester zu sein und ausreichend Deutsch zu sprechen.
Die Franziskus-Stiftung mit Sitz in Münster hat für diese Hospitanzen extra eine Kooperation mit den beiden baltischen Universitäten gegründet; es soll der Beginn eines permanenten Austausches werden. Die Stiftung zahlt den jungen Letten und Esten Flug, Unterkunft und Verpflegung und 300 Euro pro Monat – als Stipendium.
Dr. Daisy Hünefeld arbeitet bei der Franziskus-Stiftung und hat dieses Projekt vorbereitet. Ein angestellter Arzt aus Riga hatte den Stein ins Rollen gebracht – so ist die Idee entstanden. Ärzte aus dem Ausland sind in deutschen Kliniken heißbegehrt, sagt Daisy Hünefeld.
"Es gibt viele Einrichtungen und Träger, die durch verschiedene Kooperationen im europäischen und außereuropäischen Raum dem Ärztemangel im eigenen Land begegnen, zum anderen Ländern dabei Unterstützung zu bieten, die Probleme haben, ihre ausgebildeten Mediziner in eine angemessene Position zu bringen."
Tatsächlich bildet zum Beispiel Lettland über Bedarf aus. Zane Fogele weiß genau, dass die Chancen in ihrer Heimat nicht sehr rosig für sie sind.
"In Lettland sind alle Plätze in Augenheilkunde besetzt, und wir haben ein bisschen Korruption auch. Und wenn dein Vater oder deine Mutter nicht Augenarzt ist, dann es ist schwieriger, eine Platz zu bekommen."
Erschwerend kommt hinzu, sagt Armant Riders, dass viele kleine Krankenhäuser geschlossen haben – im Zuge der Wirtschaftskrise.
Ärztemangel in Deutschland – gut ausgebildete Medizinstudenten in Lettland und Estland. Für beide Seiten scheint mit diesem Austausch eine Art Win-Win-Situation zu entstehen. Ein schlechtes Gewissen, dass teuer ausgebildete Ärzte in spe abgeworben werden können, existiert kaum. Im Gegenteil, die Uni in Riga weiß, dass viele der Studierenden damit liebäugeln, später in Deutschland zu arbeiten. Darüber wird ganz offen gesprochen, sagen Zane Fogele und Armant Riders.
Über 13.000 Ärzte aus dem Ausland arbeiten mittlerweile in Deutschland, und der Bedarf ist längst nicht gedeckt. Nach Angaben der Bundesärztekammer sind derzeit 6000 Stellen in Kliniken nicht besetzt. Prognosen zufolge werden in den nächsten 20 Jahren mehr als 37.000 Ärzte benötigt. Kooperationen wie die zwischen der Franziskus-Stiftung in Münster und den Unis in Riga und Tartu können da helfen.
Und so werden schon während des Studiums Kontakte geknüpft – mit ganz klaren Interessen, wie Daisy Hünefeld bestätigt.
"Wir wären natürlich bereit, die fertigen Mediziner in die Facharztausbildung mit hinein zu nehmen.Da wir, wie Sie wissen, in unserem Gesundheitssystem derzeit einen Ärztemangel haben und wir natürlich sehr gerne hoch motivierte und gut ausgebildete Ärzte in unserem Weiterbildungssystem aufnehmen wollen."
Die Rechnung geht auf. Zane Fogele und Armant Riders wissen, dass sie nach dem Examen willkommen sind. Das ist ihnen deutlich gesagt worden.
"Danach wir können auch hier arbeiten und Arbeitsplätze bekommen. Es gibt viel mehr Möglichkeiten als bei uns, es gibt viel mehr Krankenhäuser. Es gibt viel mehr Plätze und die Entwicklung ist auch ein bisschen weitergegangen."
Im Januar sollen die nächsten Studenten nach Münster, Hamm und Kleve kommen. Armant und Zane wollen auch wieder dabei sein – die Chance auf eine medizinische Zukunft in Deutschland ist verlockend genug.