Durak: Hauptorganisator des Protesttages ist der Verein "Freie Ärzteschaft", Präsident ist Martin Grauduszus. Herr Grauduszus, wir wollen den Verein einordnen, für die, die sie noch nicht kennen zwischen allen anderen Medizinerverbänden. Wer gehört zum Verein, wen vertreten Sie?
Grauduszus: Ja, mein Name ist Martin Grauduzsus und ich bin Vorsitzender der Freien Ärzteschaft. Die Freie Ärzteschaft ist ein Zusammenschluss von Ärzten in ganz Deutschland. Wir haben uns im Internetforum "facharzt.de" getroffen, kennen gelernt und dann verantwortungsvoll und kritisch die Gesundheitspolitik in den letzten zwei Jahren begleitet. Dabei haben wir Dinge, die jetzt drohen im System, besonders in der ambulanten Medizin, frühzeitig erkannt und dann im September die Berufsverbände und alle Kollegen aufgefordert, sich an unserem Protesttag zu beteiligen.
Durak: Das heißt, diejenigen, die Ihrem Verein angehören, gehören gleichzeitig auch dem einen oder anderen Medizinerverein an, richtig?
Grauduzsus: Ja, ich denke, viele Mitglieder unseres Vereins sind nicht weiter berufspolitisch organisiert oder in anderen Verbänden. Wir sind die Basis. Wir drücken die...
Durak: Die freien Ärzte von unten.
Grauduzsus: Ganz genau.
Durak: Viele Praxen sollen heute geschlossen bleiben, an diesem ersten nationalen Protesttag, über den wir vor unserem Gespräch unsere Hörer informiert haben. Das heißt, es wird keinen Verdienst geben für die beteiligten Ärzte. Können Sie beziffern, welchen Verdienstausfall Sie haben werden?
Grauduzsus: Also das ist jetzt in der Schnelle nicht möglich, da habe ich auch nicht darüber nachgedacht, denn es geht nicht darum, dass ich heute vielleicht einige Euro nicht verdiene, sondern es geht hier um verantwortungsvolles und auch betriebswirtschaftliches Denken, denn wir haben ein Unternehmen oder jeder freiberuflich tätige Arzt hat ja Mitarbeiter und Verantwortung dem Unternehmen gegenüber und der Patientenschaft, und da muss man an die Zukunft denken, und die Zukunft sieht nicht rosig aus.
Durak: Ich frage das, weil es ja heißt, Verdienstausfall, es muss sich dennoch für Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen lohnen, heute zu protestieren. Wer soll Sie denn heute in Köln hören und wer die geschlossenen Praxen als Signal verstehen?
Grauduzsus: Zunächst einmal sollen die Patienten verstehen, dass etwas schief läuft im ambulanten Gesundheitssystem, und ihnen wird dargestellt, wie es in wenigen Jahren in der ambulanten Kassenmedizin aussehen wird. Viele Türen werden dann nicht mehr aufgehen. Wenn heute wir noch heute freiwillig unsere Praxen einen Tag schließen, um das zu signalisieren, müssen wir leider feststellen, dass in Zukunft viele Praxen durch die Banken geschlossen werden. Dann können wir es nicht mehr selbst tun.
Durak: Das heißt wirtschaftliche Notlage. Ich möchte zitieren zwei, drei Slogans, die Sie anbieten den Teilnehmern dieser Kundgebung heute in Köln, woraus man vielleicht schließen kann, was Sie noch meinen: Da bieten Sie an "Schluss mit der Sippenhaft für Kassenärzte". Was ist damit gemeint?
Grauduzsus: Ja, wir sagen ja, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die jetzt noch übliche wohnortnahe haus- und fachärztliche Versorgung in wenigen Jahren nicht mehr in dieser Form existieren wird.
Durak: Weshalb?
Grauduzsus: Ja, die gesetzlichen Rahmenbedingungen, zum Beispiel dass im Gesetz steht, wenn die Ärzte das vereinbarte Medikamentenbudget, das zwischen den kassenärztlichen Vereinigungen und den Krankenkassen vereinbarte Budget, übernehmen, also wenn sie mehr verordnen, als vereinbart ist, dann wird diese Mehrverordnung und die Kosten dafür können vom Gesamthonorar aller Ärzte abgezogen werden. Das heißt, wenn ich persönlich keine höheren Kosten habe, hafte ich für denjenigen, der vielleicht unwirtschaftlich ist, aber gerade mit diesen Vorwürfen, da sind wir doch sehr kritisch geworden, auch den gesetzlichen Krankenkassen gegenüber, weil es wird in der Öffentlichkeit hier Schuldzuweisungen gemacht, die in dieser Form einfach nicht mehr akzeptabel sind.
Ich will Ihnen ein Beispiel nennen: Es ging vor kurzem durch die Presse, dass die Medikamentenkosten um 20 bis 24 Prozent gestiegen sind im Jahr 2005, und der Nachsatz kam dann, ja, das Honorar der Ärzte wird gekürzt. Da muss jeder denken, oh ja, die Ärzte müssen es übertrieben haben. Dass aber im System ganz leicht schon 15 bis 20 Prozent Kostenerhöhungen von vorne herein kalkuliert waren und die weitere Preiserhöhung, die weiteren 5 bis 10 Prozent auch noch nicht schlüssig auf unser Verordnungsverhalten zurückzuführen sind, denn wir haben in diesem Jahr eine Grippewelle gehabt. Die Vergleichszahlen des letzten Jahres sind eigentlich keine Vergleichszahlen, weil ja 2004 vielmehr Medikamente genommen wurden als verordnet. Viele Patienten hatten sich zum Ende des Jahres 2003 noch mit vielen Medikamenten eingedeckt aus Sorge über die Praxisgebühr und, und und.
Dann verlangen die Krankenkassen von uns leitliniengerechte Therapien, nicht leitlinienorientierte Therapien. Dazu gehören auch kostspielige medikamentöse Behandlungen. Den Patienten, und den Versicherten wird immer wieder gesagt, ja, Sie haben Anspruch auf alles, was der Arzt meint, dass es erforderlich ist, und wenn es dann gemacht wird, dann geht man in die Medien und klagt uns nicht an, dass wir vielleicht überzogen haben, nein, man bringt das gleich sensationell rein und sagt, die Ärzte haben 20 bis 25 Prozent Steigung der Medikamentenkosten ist auf die Ärzte zurückzuführen. Wenn man es ganz genau nachliest, steht es natürlich nicht drin, aber die Botschaft, die weitergegeben wird, ist einfach nicht mehr seriös.
Durak: Was können Sie den Patienten sagen, wenn diese Budgetierung sie knebelt, wenn sie mehr Geld ausgeben müssen – ein Slogan ist ja auch "wir sollen für Ihre Medikamente bezahlen" -, will sagen, wenn also die Ärzte in den Praxen weniger Geld zur Verfügung haben, heißt das konkret, Sie schicken Patienten weg, beispielsweise, habe ich gehört, Impfungen an Kindern können nicht vorgenommen werden, obwohl es eigentlich notwendig ist? Wie machen Sie das? Sie sind Allgemein- und Sportmediziner.
Grauduzsus: Ja, also die Impfvereinbarungen sind zum Teil von den gesetzlichen Krankenkassen aufgekündigt worden. Auch im Rahmen der Impfungen haben wir ein großes Durcheinander, die eine Krankenkasse bezahlt die Grippeimpfung für nichtchronisch Kranke, die andere Krankenkasse bezahlt sie nicht. Wir versuchen natürlich den Spagat zwischen dem Erforderlichen, Notwendigen und dem Möglichen zu machen. Das ist aber nicht mehr leicht, und weil wir jetzt an die Grenzen der Moral stoßen, gehen wir jetzt in die Öffentlichkeit. Wir können diese Verantwortung auf Dauer nicht mehr übernehmen. Es wird unärztlich. Wenn das Geld nicht reicht für diese Dinge, der Patient erwartet von uns und von mir, dass wir ihm empfehlen, was medizinisch nötig und für seine Gesundheit wichtig ist. Es interessiert ihn dabei primär nicht, was es kostet. Er will es erst mal wissen, und wenn wir das verschleiern müssen, dann ist es ein Zustand, der so nicht mehr zu akzeptieren ist.
Durak: Haben Sie schon mal jemanden wegschicken müssen oder eben sagen müssen, das wäre nötig, aber leider bei mir nicht?
Grauduzsus: Das funktioniert dann manchmal so, dass man Patienten sagen muss, gehen Sie bitte zum Kollegen, der spezialisiert ist, der wird es Ihnen aufschreiben. Wir müssen die Verordnungen eben verteilen, so wird man dann nicht auffällig in seinem eigenen Budget, aber das Gesamtbudget aller verordneten Medikamente steigt an, und dann kriegen wir von den Krankenkassen die Keule.
Durak: Kurzes Wort zur großen Koalition und was da in Sachen Gesundheitsreform zu erwarten ist. Auf einiges hat man sich da geeinigt, zwei Milliarden Euro hauptsächlich zu Lasten der Pharmaindustrie zu sparen bei Arzneimittelkosten, Naturalrabatte verbieten und anderes. Was erwarten Sie, das Schlimmste, oder guter Hoffnung?
Grauduzsus: Ja, als wir diesen Protesttag organisiert haben, wussten wir, dass es sehr große Sorge und Unmut unter den Kollegen wird. Die Meldung aus der Politik, die Koalitionsverhandlungen, die wir mit unserer Aktion auch noch beeinflussen wollen oder wollten, lassen nicht nur nichts Gutes ahnen, sondern sie sind für viele Existenzen eine starke Bedrohung. Sie können heute eine Kassenpraxis ohne Quersubventionen durch andere Einnahmen nicht mehr wirtschaftlich führen. Sie können auch nicht mehr als Arzt von solch einer Praxis ausreichend leben. Jetzt geht man hin und will die Gebührenordnung für Ärzte, die das einzig Berechenbare und Kalkulierbare ist, die Privatliquidation dieses soll jetzt stark abgewertet werden, und das bedeutet dann starke Gewinneinbußen und wird so manchen, nein, es wird viele Kollegen an den Rand der Existenz bringen. Auch heute ist es so, dass viele Kollegen noch nicht auffällig werden, aber sie leben auch von ihrem Privatvermögen.
Durak: Vielen Dank für das Gespräch.
Grauduszus: Ja, mein Name ist Martin Grauduzsus und ich bin Vorsitzender der Freien Ärzteschaft. Die Freie Ärzteschaft ist ein Zusammenschluss von Ärzten in ganz Deutschland. Wir haben uns im Internetforum "facharzt.de" getroffen, kennen gelernt und dann verantwortungsvoll und kritisch die Gesundheitspolitik in den letzten zwei Jahren begleitet. Dabei haben wir Dinge, die jetzt drohen im System, besonders in der ambulanten Medizin, frühzeitig erkannt und dann im September die Berufsverbände und alle Kollegen aufgefordert, sich an unserem Protesttag zu beteiligen.
Durak: Das heißt, diejenigen, die Ihrem Verein angehören, gehören gleichzeitig auch dem einen oder anderen Medizinerverein an, richtig?
Grauduzsus: Ja, ich denke, viele Mitglieder unseres Vereins sind nicht weiter berufspolitisch organisiert oder in anderen Verbänden. Wir sind die Basis. Wir drücken die...
Durak: Die freien Ärzte von unten.
Grauduzsus: Ganz genau.
Durak: Viele Praxen sollen heute geschlossen bleiben, an diesem ersten nationalen Protesttag, über den wir vor unserem Gespräch unsere Hörer informiert haben. Das heißt, es wird keinen Verdienst geben für die beteiligten Ärzte. Können Sie beziffern, welchen Verdienstausfall Sie haben werden?
Grauduzsus: Also das ist jetzt in der Schnelle nicht möglich, da habe ich auch nicht darüber nachgedacht, denn es geht nicht darum, dass ich heute vielleicht einige Euro nicht verdiene, sondern es geht hier um verantwortungsvolles und auch betriebswirtschaftliches Denken, denn wir haben ein Unternehmen oder jeder freiberuflich tätige Arzt hat ja Mitarbeiter und Verantwortung dem Unternehmen gegenüber und der Patientenschaft, und da muss man an die Zukunft denken, und die Zukunft sieht nicht rosig aus.
Durak: Ich frage das, weil es ja heißt, Verdienstausfall, es muss sich dennoch für Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen lohnen, heute zu protestieren. Wer soll Sie denn heute in Köln hören und wer die geschlossenen Praxen als Signal verstehen?
Grauduzsus: Zunächst einmal sollen die Patienten verstehen, dass etwas schief läuft im ambulanten Gesundheitssystem, und ihnen wird dargestellt, wie es in wenigen Jahren in der ambulanten Kassenmedizin aussehen wird. Viele Türen werden dann nicht mehr aufgehen. Wenn heute wir noch heute freiwillig unsere Praxen einen Tag schließen, um das zu signalisieren, müssen wir leider feststellen, dass in Zukunft viele Praxen durch die Banken geschlossen werden. Dann können wir es nicht mehr selbst tun.
Durak: Das heißt wirtschaftliche Notlage. Ich möchte zitieren zwei, drei Slogans, die Sie anbieten den Teilnehmern dieser Kundgebung heute in Köln, woraus man vielleicht schließen kann, was Sie noch meinen: Da bieten Sie an "Schluss mit der Sippenhaft für Kassenärzte". Was ist damit gemeint?
Grauduzsus: Ja, wir sagen ja, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die jetzt noch übliche wohnortnahe haus- und fachärztliche Versorgung in wenigen Jahren nicht mehr in dieser Form existieren wird.
Durak: Weshalb?
Grauduzsus: Ja, die gesetzlichen Rahmenbedingungen, zum Beispiel dass im Gesetz steht, wenn die Ärzte das vereinbarte Medikamentenbudget, das zwischen den kassenärztlichen Vereinigungen und den Krankenkassen vereinbarte Budget, übernehmen, also wenn sie mehr verordnen, als vereinbart ist, dann wird diese Mehrverordnung und die Kosten dafür können vom Gesamthonorar aller Ärzte abgezogen werden. Das heißt, wenn ich persönlich keine höheren Kosten habe, hafte ich für denjenigen, der vielleicht unwirtschaftlich ist, aber gerade mit diesen Vorwürfen, da sind wir doch sehr kritisch geworden, auch den gesetzlichen Krankenkassen gegenüber, weil es wird in der Öffentlichkeit hier Schuldzuweisungen gemacht, die in dieser Form einfach nicht mehr akzeptabel sind.
Ich will Ihnen ein Beispiel nennen: Es ging vor kurzem durch die Presse, dass die Medikamentenkosten um 20 bis 24 Prozent gestiegen sind im Jahr 2005, und der Nachsatz kam dann, ja, das Honorar der Ärzte wird gekürzt. Da muss jeder denken, oh ja, die Ärzte müssen es übertrieben haben. Dass aber im System ganz leicht schon 15 bis 20 Prozent Kostenerhöhungen von vorne herein kalkuliert waren und die weitere Preiserhöhung, die weiteren 5 bis 10 Prozent auch noch nicht schlüssig auf unser Verordnungsverhalten zurückzuführen sind, denn wir haben in diesem Jahr eine Grippewelle gehabt. Die Vergleichszahlen des letzten Jahres sind eigentlich keine Vergleichszahlen, weil ja 2004 vielmehr Medikamente genommen wurden als verordnet. Viele Patienten hatten sich zum Ende des Jahres 2003 noch mit vielen Medikamenten eingedeckt aus Sorge über die Praxisgebühr und, und und.
Dann verlangen die Krankenkassen von uns leitliniengerechte Therapien, nicht leitlinienorientierte Therapien. Dazu gehören auch kostspielige medikamentöse Behandlungen. Den Patienten, und den Versicherten wird immer wieder gesagt, ja, Sie haben Anspruch auf alles, was der Arzt meint, dass es erforderlich ist, und wenn es dann gemacht wird, dann geht man in die Medien und klagt uns nicht an, dass wir vielleicht überzogen haben, nein, man bringt das gleich sensationell rein und sagt, die Ärzte haben 20 bis 25 Prozent Steigung der Medikamentenkosten ist auf die Ärzte zurückzuführen. Wenn man es ganz genau nachliest, steht es natürlich nicht drin, aber die Botschaft, die weitergegeben wird, ist einfach nicht mehr seriös.
Durak: Was können Sie den Patienten sagen, wenn diese Budgetierung sie knebelt, wenn sie mehr Geld ausgeben müssen – ein Slogan ist ja auch "wir sollen für Ihre Medikamente bezahlen" -, will sagen, wenn also die Ärzte in den Praxen weniger Geld zur Verfügung haben, heißt das konkret, Sie schicken Patienten weg, beispielsweise, habe ich gehört, Impfungen an Kindern können nicht vorgenommen werden, obwohl es eigentlich notwendig ist? Wie machen Sie das? Sie sind Allgemein- und Sportmediziner.
Grauduzsus: Ja, also die Impfvereinbarungen sind zum Teil von den gesetzlichen Krankenkassen aufgekündigt worden. Auch im Rahmen der Impfungen haben wir ein großes Durcheinander, die eine Krankenkasse bezahlt die Grippeimpfung für nichtchronisch Kranke, die andere Krankenkasse bezahlt sie nicht. Wir versuchen natürlich den Spagat zwischen dem Erforderlichen, Notwendigen und dem Möglichen zu machen. Das ist aber nicht mehr leicht, und weil wir jetzt an die Grenzen der Moral stoßen, gehen wir jetzt in die Öffentlichkeit. Wir können diese Verantwortung auf Dauer nicht mehr übernehmen. Es wird unärztlich. Wenn das Geld nicht reicht für diese Dinge, der Patient erwartet von uns und von mir, dass wir ihm empfehlen, was medizinisch nötig und für seine Gesundheit wichtig ist. Es interessiert ihn dabei primär nicht, was es kostet. Er will es erst mal wissen, und wenn wir das verschleiern müssen, dann ist es ein Zustand, der so nicht mehr zu akzeptieren ist.
Durak: Haben Sie schon mal jemanden wegschicken müssen oder eben sagen müssen, das wäre nötig, aber leider bei mir nicht?
Grauduzsus: Das funktioniert dann manchmal so, dass man Patienten sagen muss, gehen Sie bitte zum Kollegen, der spezialisiert ist, der wird es Ihnen aufschreiben. Wir müssen die Verordnungen eben verteilen, so wird man dann nicht auffällig in seinem eigenen Budget, aber das Gesamtbudget aller verordneten Medikamente steigt an, und dann kriegen wir von den Krankenkassen die Keule.
Durak: Kurzes Wort zur großen Koalition und was da in Sachen Gesundheitsreform zu erwarten ist. Auf einiges hat man sich da geeinigt, zwei Milliarden Euro hauptsächlich zu Lasten der Pharmaindustrie zu sparen bei Arzneimittelkosten, Naturalrabatte verbieten und anderes. Was erwarten Sie, das Schlimmste, oder guter Hoffnung?
Grauduzsus: Ja, als wir diesen Protesttag organisiert haben, wussten wir, dass es sehr große Sorge und Unmut unter den Kollegen wird. Die Meldung aus der Politik, die Koalitionsverhandlungen, die wir mit unserer Aktion auch noch beeinflussen wollen oder wollten, lassen nicht nur nichts Gutes ahnen, sondern sie sind für viele Existenzen eine starke Bedrohung. Sie können heute eine Kassenpraxis ohne Quersubventionen durch andere Einnahmen nicht mehr wirtschaftlich führen. Sie können auch nicht mehr als Arzt von solch einer Praxis ausreichend leben. Jetzt geht man hin und will die Gebührenordnung für Ärzte, die das einzig Berechenbare und Kalkulierbare ist, die Privatliquidation dieses soll jetzt stark abgewertet werden, und das bedeutet dann starke Gewinneinbußen und wird so manchen, nein, es wird viele Kollegen an den Rand der Existenz bringen. Auch heute ist es so, dass viele Kollegen noch nicht auffällig werden, aber sie leben auch von ihrem Privatvermögen.
Durak: Vielen Dank für das Gespräch.
