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Mediziner ohne Parteibuch

Mecklenburg-Vorpommern bekommt einen neuen Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Hinter vorgehaltener Hand wurde der Rektor der Greifswalder Ernst-Moritz-Arndt-Universität schon länger als neuer Kandidat gehandelt. Am Wochenende segnete die Landes-SPD in Mecklenburg-Vorpommern den Koalitionsvertrag mit der PDS ab und Ministerpräsident Ringstorff benannte Professor Hans-Robert Metelmann das erste Mal öffentlich als neuen Kultusminister.

    Hans-Robert Metelmann ist Mediziner und Zahnmediziner, hat in beiden Fächern promoviert. Aus Berlin kam er vor neun Jahren an die Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, wurde bald Dekan und leitete die Uni seit zwei Jahren als Rektor. Ab Mittwoch nun ist er Kultusminister – ein Amt, für das die Bedingungen längst gestellt sind. Hans-Robert Metelmann:

    Hochschulen sind keine Sparposten und auch kein statischer Posten, sie müssen sich wie die Wissenschaft in einem Entwicklungsprozess befinden. Ja, das ist auch eine Geldfrage, aber es ist auch die Frage, was wirklich wichtig ist, ob man meint, dass Bildung und Wissenschaft ein Schwergewicht in unserem Land ist oder nicht.

    Metelmann, der auch in der Landesrektorenkonferenz den Vorsitz inne hat, kennt die Probleme der Hochschulen wie kein anderer. Gerade hatten die Greifswalder Studenten in lauten Protesten mehr Geld für ihre Uni verlangt – Metelmann weiß, dass er nun selbst zur Zielscheibe von Forderungen und Protesten wird.

    Das ändert nichts an meiner Grundüberzeugung, dass Bildung ein Menschenrecht ist und dass Bildung dem Individuum und der Gemeinschaft dienen soll und dass sie verantwortlich geschehen soll. Und dann ist es egal, ob ich in einer Universität bin oder in einem Ministerium.

    Der Mediziner Metelmann fühlt sich als Quereinsteiger in die Politik, er wird bei aller Nähe zur SPD der einzige Minister in Schwerin sein, der kein Parteibuch in der Tasche trägt.

    Für mich ist das ein Zukunftsministerium, das nicht in Parteigrenzen hineinzuziehen ist. Solange dort klar über Sachfragen abzustimmen ist, solange kann man das Ministerium auch führen, ohne dass man einer Partei angehört.

    Keine fertigen Rezepte zieht Metelmann aus der Tasche – er gesteht offen, sich in manches erst einarbeiten zu müssen. So etwa in die Schullandschaft in Mecklenburg-Vorpommern, die in den letzten Jahren von massiven Veränderungen geprägt ist, und Metelmann eine schwere psychosoziale Verunsicherung unter den Lehrern diagnostiziert. Seit Jahren ist vom Kultusministerium auch eine Kulturentwicklungskonzeption versprochen, große Probleme warten auf Metelmann auch in der Theaterlandschaft. Im Kreis der Kultusminister werden seit der Pisa-Studie ja einheitliche Bildungsstandards diskutiert, da ist Metelmann ganz offen.

    Bislang hört sich das für mich vernünftig an, einige Standards in der Bildungslandschaft festzulegen. In den Hochschulen legen wir europaweit schon länger solche gemeinsamen Standards an – Stichwort Bologna-Prozess -, warum sollten wir das nicht auch in einem kleineren Maßstab bei unseren Schulen in Deutschland tun.

    Eine klare Absage allerdings vom neuen Kultusminister zum Thema Studiengebühren.

    Das steht ja auch in unserem Landeshochschulgesetz und das gibt dafür auch ein Schutzdach. Aber unter diesem Schutzdach können wir ja auch einmal ordentlich darüber nachdenken, wie wir eine ausreichende Finanzierung unserer Hochschulen herstellen. Studiengebühren sind da sicher zu plump. Aber wir müssen uns der Frage stellen, wo kriegen wir mehr Geld für die Hochschulen her und wie werden wir unabhängiger von der Landesfinanzierung.

    Denkbar wäre für Metelmann, dass gutverdienende Absolventen einen Obolus leisten, aber diese Ideen sind noch vollkommen unausgegoren. Idealismus sei nicht vonnöten für das neue Amt, so Metelmann, Bildung und Kultur sind für ihn nicht Zukunftsthemen, sondern bestimmen die Zukunft. Metelmann weiß das als Vater von 4 Kindern schon von zuhause. Aber vielleicht schwingt dann doch eine Portion Idealismus mit, als der neue Minister sagt, er sei kein Politiker. Engagiert ist der Mediziner Metelmann in der Pommerschen Landeskirche, seit Jahren ist er Mitglied der Kirchenleitung, und als Stadtverordneter in der pommerschen Kleinstadt Jarmen ist er auch mit den Niederungen des politischen Alltags vertraut. Priorität aber hat ab Mittwoch das Ministeramt, die Erwartungen an den neuen Amtsträger sind nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern groß.

    Ein Beitrag von Martin Haufe