Im Niedersächsischen Landtag wurde am Mittwoch (12.06.02) das neue Hochschulgesetz verabschiedet. Darin geht es unter anderem darum, den Universitäten und Fachhochschulen zu mehr Eigenständigkeit – und mehr Eigenverantwortung zu verhelfen, etwa bei der Einrichtung neuer Studiengänge oder der Finanzierung von Forschungsprojekte. Für Aufmerksamkeit sorgt allerdings vor allem eine grundsätzliche Neuerung: Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik erhalten mit dem Niedersächsischen Hochschulgesetz Universitäten und Fachhochschulen die Möglichkeit, sich – statt wie bisher als Anstalt öffentlichen Rechts - als öffentlich rechtliche Stiftungen zu organisieren. Von der staatlichen zur Stiftungs-Hochschule – das ist in Deutschland bisher einmalig. Besonders interessiert an dem Modell zeigt sich die Medizinische Hochschule Hannover.
Mehr rechtliche Eigenständigkeit und vor allem die Möglichkeit , einen eigenen Kapitalsockel zu erwirtschaften: für Horst von der Hardt, Rektor an der Medizinischen Hochschule Hannover ist die Stiftungsuni eine attraktive Alternative. Hochschulen, so sagt er, täten gut daran, sich um zusätzliche Finanzmittel aus Wirtschaft und Gesellschaft zu bemühen
An die gesellschaftliche Unterstützung zu kommen ist mit dem Label Stiftung viel einfacher als mit dem Label öffentliche Anstalt. Wer stiftet schon für eine öffentliche Anstalt.
Hinzu kommt: Als Stiftungshochschule könnte die MHH sich freier als bisher etwa an Biotechnologie-Unternehmen beteiligen – und die Erträge kämen der Hochschule zugute. Eines der Hauptargumente für die Stiftung ist außerdem, dass die Hochschule über ihre Liegenschaften selbst verfügen kann
Eine solche medizinische Hochschule hat ja erheblich Baumaßnahmen zu bewerkstelligen. Und da muss jedes Mal die staatliche Hochbauverwaltung eingeschaltet werden, und das Ministerium . Das Verfahren ist enorm kompliziert . Da möchte ich raus.
Mehr Flexibilität erhoffen sich die Stiftungsbefürworter auch , wenn es um die Vergütung von Mitarbeitern geht. Leistungsgerechte Bezahlung lautet hier das Stichwort. Das allerdings stößt bei vielen wissenschaftlichen Angestellten auf Skepsis. Zum Beispiel Sigrid Stöckel. Seit 1991 lehrt und forscht sie an der Medizinischen Hochschule über öffentliches Gesundheitswesen. Leistungsgerechte Bezahlung - das klingt zwar gut, sagt die Medizinhistorikerin. Doch sie hat viele Fragen
Wer bestimmt denn nun darüber, wer mehr bekommt und wer nicht? Der Chef, die Chefin? Oder heißt das , dass ein geschickter Chef für seine Mitarbeiter mehr rausschlagen kann, als einer, der das nicht so gut drauf hat? Ich will da niemandem was unterstellen – aber mir ist gar nicht klar, wie das eigentlich mit Kriterien von Gerechtigkeit gehen kann.
Kritisch beurteilen auch Krankenschwestern und Pfleger die bevorstehenden Änderungen. Wie viele ihrer Kolleginnen befürchtet etwa Maria Westerkamp, dass in einer Stiftungshochschule mehr Arbeit auf weniger Personal verteilt wird
Weil man ja keine Erfahrung hat mit dieser Stiftungshochschule, man weiß es einfach nicht, also die Befürchtung ist da, dass es da zu Arbeitsplatzreduzierung kommen kann.
Diese Befürchtungen sind unbegründet, heißt es aus dem Wissenschaftsministerium. Verbindliche Zusage: Alle bisherigen Arbeitsverträge bleiben bestehen, veränderte Konditionen werden erst bei Neueinstellungen gültig. Rüdiger Mexner vom Personalrat der MHH bleibt dennoch skeptisch
Wir haben eine Menge Anforderungen zu lösen. Mir ist nicht klar, wieso das nun mit einer Stiftung besser gehen soll. Also, eine Liebesheirat wird das nicht , das mit der Stiftung.
Stiftung Medizinische Hochschule - noch in diesem Jahr soll der Hochschulsenat über diese Frage entscheiden. Der Zug, da sind sich alle einig, ist auf dem Weg, der Zielbahnhof steht fest. In den Verhandlungen geht es jetzt darum, die Weichen zu stellen – so, dass kein Waggon in Richtung Stiftung auf der Strecke bleibt.
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Medizinische Hochschule Hannover
Mehr rechtliche Eigenständigkeit und vor allem die Möglichkeit , einen eigenen Kapitalsockel zu erwirtschaften: für Horst von der Hardt, Rektor an der Medizinischen Hochschule Hannover ist die Stiftungsuni eine attraktive Alternative. Hochschulen, so sagt er, täten gut daran, sich um zusätzliche Finanzmittel aus Wirtschaft und Gesellschaft zu bemühen
An die gesellschaftliche Unterstützung zu kommen ist mit dem Label Stiftung viel einfacher als mit dem Label öffentliche Anstalt. Wer stiftet schon für eine öffentliche Anstalt.
Hinzu kommt: Als Stiftungshochschule könnte die MHH sich freier als bisher etwa an Biotechnologie-Unternehmen beteiligen – und die Erträge kämen der Hochschule zugute. Eines der Hauptargumente für die Stiftung ist außerdem, dass die Hochschule über ihre Liegenschaften selbst verfügen kann
Eine solche medizinische Hochschule hat ja erheblich Baumaßnahmen zu bewerkstelligen. Und da muss jedes Mal die staatliche Hochbauverwaltung eingeschaltet werden, und das Ministerium . Das Verfahren ist enorm kompliziert . Da möchte ich raus.
Mehr Flexibilität erhoffen sich die Stiftungsbefürworter auch , wenn es um die Vergütung von Mitarbeitern geht. Leistungsgerechte Bezahlung lautet hier das Stichwort. Das allerdings stößt bei vielen wissenschaftlichen Angestellten auf Skepsis. Zum Beispiel Sigrid Stöckel. Seit 1991 lehrt und forscht sie an der Medizinischen Hochschule über öffentliches Gesundheitswesen. Leistungsgerechte Bezahlung - das klingt zwar gut, sagt die Medizinhistorikerin. Doch sie hat viele Fragen
Wer bestimmt denn nun darüber, wer mehr bekommt und wer nicht? Der Chef, die Chefin? Oder heißt das , dass ein geschickter Chef für seine Mitarbeiter mehr rausschlagen kann, als einer, der das nicht so gut drauf hat? Ich will da niemandem was unterstellen – aber mir ist gar nicht klar, wie das eigentlich mit Kriterien von Gerechtigkeit gehen kann.
Kritisch beurteilen auch Krankenschwestern und Pfleger die bevorstehenden Änderungen. Wie viele ihrer Kolleginnen befürchtet etwa Maria Westerkamp, dass in einer Stiftungshochschule mehr Arbeit auf weniger Personal verteilt wird
Weil man ja keine Erfahrung hat mit dieser Stiftungshochschule, man weiß es einfach nicht, also die Befürchtung ist da, dass es da zu Arbeitsplatzreduzierung kommen kann.
Diese Befürchtungen sind unbegründet, heißt es aus dem Wissenschaftsministerium. Verbindliche Zusage: Alle bisherigen Arbeitsverträge bleiben bestehen, veränderte Konditionen werden erst bei Neueinstellungen gültig. Rüdiger Mexner vom Personalrat der MHH bleibt dennoch skeptisch
Wir haben eine Menge Anforderungen zu lösen. Mir ist nicht klar, wieso das nun mit einer Stiftung besser gehen soll. Also, eine Liebesheirat wird das nicht , das mit der Stiftung.
Stiftung Medizinische Hochschule - noch in diesem Jahr soll der Hochschulsenat über diese Frage entscheiden. Der Zug, da sind sich alle einig, ist auf dem Weg, der Zielbahnhof steht fest. In den Verhandlungen geht es jetzt darum, die Weichen zu stellen – so, dass kein Waggon in Richtung Stiftung auf der Strecke bleibt.
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