Ein typisches erstes Treffen der AG Migrantenmedizin mit einem Flüchtling: Im Büro der Caritas-Flüchtlingsberatung in Regensburg bespricht sich Medizinstudentin Tatjana Roth mit Flüchtling und Dolmetscher: Eingerahmt von einer Weltkarte und knallorange-farbenen Gemälden an den Wänden, der Blick durch die Fenster hinter dem Schreibtisch geht in den Innenhof und auf parkende Autos. In solch einem Erstgespräch klärt die Medizinstudentin das Schmerzbild, zum Beispiel:
"Könnten Sie ihn fragen, ob er auch Übelkeit hat oder sich erbricht? Wichtig wäre auch noch zu fragen, ob mit dem Stuhlgang alles in Ordnung ist."
Die 23-Jährige sammelt nur Informationen, behandeln wird später ein Arzt, mit dem das "Orga"-Team der AG Migrantenmedizin einen Termin organisiert hat. Wir sind ausschließlich Mittler zwischen Flüchtling und Arzt, betont Katrin Herrmann. Sie hat die ehrenamtliche AG vor zweieinhalb Jahren mit gegründet, nachdem sie mit Kommilitonen auf die medizinischen Probleme der Flüchtlinge aufmerksam wurde:
"Die meisten der Flüchtlinge sind einfach sehr traumatisiert, das kann man schon sagen. Und dieser Mensch sitzt jetzt vor einem, man hat normalen Praxisbetrieb, man hat Zeitdruck und er spricht nicht richtig Deutsch, er kann sich nicht richtig artikulieren und irgendwie ist alles unklar. Der Patient fühlt sich nicht richtig wahrgenommen, nicht richtig behandelt. So entstehen einfach viele Missverständnisse. Dass die Therapie nicht richtig durchgeführt wird, dass nicht richtig verstanden wurde, was eigentlich die Erkrankung ist und warum man die Tabletten nehmen muss und warum immer. Und dann ist es oft so, dass wir die Erfahrung gemacht haben, dass die Flüchtlinge dann sehr oft den Hausarzt wechseln, und der neue Arzt fängt wieder von vorne an und kommt auch an seine Grenzen. Und gerade auch viele Diagnostiken und Untersuchungen werden dann natürlich häufiger gemacht, ohne dass es zum Erfolg führt."
Um diese schwierige Situation zu lösen, muss die AG in erster Linie das Vertrauen der Flüchtlinge gewinnen: Die Medizinstudenten, 25 sind es zwischen achtem und zehnten Semester, treffen diese also in entspannter Atmosphäre, ohne Mithörer und in aller Ruhe, um die Schmerzen in sämtlichen Einzelheiten zu klären. Auch beim Arzt sollen sich die Flüchtlinge wohl fühlen:
" Zum Beispiel wenn wir eine Frau haben, die gynäkologische Probleme hat, ist es klar, dass wir keinen Mann mit dazu schicken. Ist verständlich, genauso wäre es andersherum auch: Wenn jetzt ein Mann gerade mit urologischen Probleme - wir versuchen das schon irgendwie so zu handhaben, dass es für den Flüchtling in Ordnung ist."
Ihre Erfahrungen sind bisher nur positiv: Ärzte wie Patienten sind schlicht erleichtert, verstanden zu werden und die Krankheit in den Griff zu bekommen. Das wäre nicht zu leisten ohne die Dolmetscher: Meist Studenten und mit Migrationshintergrund, immer ehrenamtlich für die AG tätig und mit Schweigepflicht. Nicht die kulturellen Unterschiede, die Sprache ist die größte Hürde für die Flüchtlinge, sagt Katrin Herrmann. Die AG fühlt sich aber auch verpflichtet, sie zu schützen. Zu groß ist oft die Erleichterung der Betroffenen, endlich jemanden zu finden, der ihre Sprache spricht:
"Wir sagen den Dolmetschern immer, sie sollen möglichst nicht mit der eigenen Telefonnummer anrufen, die man auch erkennt, sondern die Nummer unterdrücken. Weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass es doch immer wieder vorkommt, dass die Flüchtlinge natürlich dann zurückrufen und das muss natürlich jeder Dolmetscher auch für sich entscheiden, wie weit er das machen will. Aber wir müssen unsere Dolmetscher, die sich dafür entschieden haben, uns in unserer Arbeit zu helfen, natürlich auch schützen, dass es in dem Rahmen bleibt, was sie leisten können und dass es ihnen nicht zu viel wird."
Dazu kommt der Bürokratie-Dschungel, trotz der guten Zusammenarbeit mit den Behörden, ergänzt Katharina Malle-Hess von der Caritas-Flüchtlingsberatung. Die Asylsuchenden müssen zum Beispiel zum Sozialamt, um sich den Hausarztbesuch genehmigen zu lassen, nach dem Arztbesuch wieder zum Amt, um sich - wenn nötig - einen Facharzt genehmigen zu lassen. Daran scheitern viele. Auch hier lotsen die Medizinstudenten gemeinsam mit der Flüchtlingsberatungsstelle.
An Grenzen stoßen sie allerdings bei schweren psychischen Problemen: Psychotherapien sind teuer, werden kaum gefördert und es gibt lange Wartelisten. Dringend sucht die AG Migrantenmedizin in Regensburg auch Dolmetscher: Gerade Somali und andere afrikanische Dialekte wären nötig. Weitere Freiwillige sind also gefragt.
"Könnten Sie ihn fragen, ob er auch Übelkeit hat oder sich erbricht? Wichtig wäre auch noch zu fragen, ob mit dem Stuhlgang alles in Ordnung ist."
Die 23-Jährige sammelt nur Informationen, behandeln wird später ein Arzt, mit dem das "Orga"-Team der AG Migrantenmedizin einen Termin organisiert hat. Wir sind ausschließlich Mittler zwischen Flüchtling und Arzt, betont Katrin Herrmann. Sie hat die ehrenamtliche AG vor zweieinhalb Jahren mit gegründet, nachdem sie mit Kommilitonen auf die medizinischen Probleme der Flüchtlinge aufmerksam wurde:
"Die meisten der Flüchtlinge sind einfach sehr traumatisiert, das kann man schon sagen. Und dieser Mensch sitzt jetzt vor einem, man hat normalen Praxisbetrieb, man hat Zeitdruck und er spricht nicht richtig Deutsch, er kann sich nicht richtig artikulieren und irgendwie ist alles unklar. Der Patient fühlt sich nicht richtig wahrgenommen, nicht richtig behandelt. So entstehen einfach viele Missverständnisse. Dass die Therapie nicht richtig durchgeführt wird, dass nicht richtig verstanden wurde, was eigentlich die Erkrankung ist und warum man die Tabletten nehmen muss und warum immer. Und dann ist es oft so, dass wir die Erfahrung gemacht haben, dass die Flüchtlinge dann sehr oft den Hausarzt wechseln, und der neue Arzt fängt wieder von vorne an und kommt auch an seine Grenzen. Und gerade auch viele Diagnostiken und Untersuchungen werden dann natürlich häufiger gemacht, ohne dass es zum Erfolg führt."
Um diese schwierige Situation zu lösen, muss die AG in erster Linie das Vertrauen der Flüchtlinge gewinnen: Die Medizinstudenten, 25 sind es zwischen achtem und zehnten Semester, treffen diese also in entspannter Atmosphäre, ohne Mithörer und in aller Ruhe, um die Schmerzen in sämtlichen Einzelheiten zu klären. Auch beim Arzt sollen sich die Flüchtlinge wohl fühlen:
" Zum Beispiel wenn wir eine Frau haben, die gynäkologische Probleme hat, ist es klar, dass wir keinen Mann mit dazu schicken. Ist verständlich, genauso wäre es andersherum auch: Wenn jetzt ein Mann gerade mit urologischen Probleme - wir versuchen das schon irgendwie so zu handhaben, dass es für den Flüchtling in Ordnung ist."
Ihre Erfahrungen sind bisher nur positiv: Ärzte wie Patienten sind schlicht erleichtert, verstanden zu werden und die Krankheit in den Griff zu bekommen. Das wäre nicht zu leisten ohne die Dolmetscher: Meist Studenten und mit Migrationshintergrund, immer ehrenamtlich für die AG tätig und mit Schweigepflicht. Nicht die kulturellen Unterschiede, die Sprache ist die größte Hürde für die Flüchtlinge, sagt Katrin Herrmann. Die AG fühlt sich aber auch verpflichtet, sie zu schützen. Zu groß ist oft die Erleichterung der Betroffenen, endlich jemanden zu finden, der ihre Sprache spricht:
"Wir sagen den Dolmetschern immer, sie sollen möglichst nicht mit der eigenen Telefonnummer anrufen, die man auch erkennt, sondern die Nummer unterdrücken. Weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass es doch immer wieder vorkommt, dass die Flüchtlinge natürlich dann zurückrufen und das muss natürlich jeder Dolmetscher auch für sich entscheiden, wie weit er das machen will. Aber wir müssen unsere Dolmetscher, die sich dafür entschieden haben, uns in unserer Arbeit zu helfen, natürlich auch schützen, dass es in dem Rahmen bleibt, was sie leisten können und dass es ihnen nicht zu viel wird."
Dazu kommt der Bürokratie-Dschungel, trotz der guten Zusammenarbeit mit den Behörden, ergänzt Katharina Malle-Hess von der Caritas-Flüchtlingsberatung. Die Asylsuchenden müssen zum Beispiel zum Sozialamt, um sich den Hausarztbesuch genehmigen zu lassen, nach dem Arztbesuch wieder zum Amt, um sich - wenn nötig - einen Facharzt genehmigen zu lassen. Daran scheitern viele. Auch hier lotsen die Medizinstudenten gemeinsam mit der Flüchtlingsberatungsstelle.
An Grenzen stoßen sie allerdings bei schweren psychischen Problemen: Psychotherapien sind teuer, werden kaum gefördert und es gibt lange Wartelisten. Dringend sucht die AG Migrantenmedizin in Regensburg auch Dolmetscher: Gerade Somali und andere afrikanische Dialekte wären nötig. Weitere Freiwillige sind also gefragt.