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Medizinstudierende als Impfhelfer

Das Essener Universitätsklinikum hat gemeinsam mit der Feuerwehr Essen ein Modellprojekt für einen Pandemieplan entwickelt, in dessen Rahmen auch Medizinstudenten zu Impfhelfern ausgebildet werden. Im Ernstfall können die Studenten nach ihrer Ausbildung für den Bevölkerungsschutz eingesetzt werden.

Von Solveig Bader |
    50 Medizinstudenten des Essener Universitätsklinikums sind zur Feuerwehrwache gekommen. Sie sind schon in klinischen Semestern, haben also schon am Krankenbett gestanden. Drei Tage lang nehmen sie jetzt an der Ausbildung zum Impfhelfer teil. Das Projekt ist nicht erst jetzt wegen der Schweinegrippe ins Leben gerufen worden. Geplant war die Ausbildung bereits vor anderthalb Jahren zu Vogelgrippe-Zeiten. Für die Studenten stehen Theorie und praktische Übungen für eine Massenimpfung auf dem Programm. Für das Angebot haben sich die Teilnehmer freiwillig beworben.

    "Ich stehe hinter der Impfung, mich interessiert das sehr."

    "Es ist eine Zusatzqualifikation, dass man mit anpacken kann. Sonst ist ja alles relativ theoretisch und es ist halt was, was im Studium nicht ganz so abgedeckt wird, halt schon in der Theorie, aber jetzt können wir uns hier anbinden und unsere Hilfe anbieten."

    Und das möglichst praxisnah, erhoffen sich die Studenten. Bevor sie jedoch zur Impfspritze greifen dürfen, müssen sie sich noch das Fachwissen aneignen. Dazu gehören theoretische Kenntnisse über die Geschichte von Seuchen, die Biostoffverordnung, Grundlagen des Arbeitsschutzes oder ganz praktische Dinge: Wie werden die Hände richtig desinfiziert, welche Schutzkleidung tragen Impfhelfer, wie werden Mund- und Nasenschutz richtig angelegt. Das können die Studenten im Logistikzentrum der Feuerwehrwache ausprobieren, dort ist eine Pandemieimpfstelle aufgebaut. Walter Popp, Krankenhaushygieniker am Essener Universitätsklinikum, leitet die Ausbildung.

    "Da werden die lernen, wie man zum Beispiel Ampullen desinfiziert, wie man sie ansticht, wie man Spritzen aufzieht, ohne sie zu kontaminieren und wie man letzten Endes auch eine Impfaufklärung macht. Die Komplikationen, die Nebenwirkungen müssen ja erklärt werden. Das muss auch dokumentiert werden. Letzten Endes führt das dazu, dass sie sich gegenseitig impfen - nur mit Kochsalz in dem Fall, dass sie das einigermaßen beherrschen."

    Morgen - am letzten Tag der Ausbildung - muss jeder Handgriff sitzen. Bei einer Großübung soll der Ernstfall simuliert werden. 250 Freiwillige lassen sich piksen, Nebenwirkungen müssen sie allerdings nicht befürchten. Die Impfhelfer spritzen ihnen eine harmlose Kochsalzlösung in den Oberarm. Für die Aktion wird in einer Feuerwehrhalle eine sogenannte Impfstrecke aufgebaut. Mike Filzen, Sprecher der Essener Feuerwehr, erklärt das Szenario.

    "Die Strecke hat mehrere Stationen. Wir räumen die Löschzughalle aus. Wir machen an der linken Ecke ein Tor auf, da kommen die Probanden rein, die werden registriert, beraten, informiert über mögliche Nebenwirkungen, werden geimpft, werden am Ende noch mal von einem Doktor begutachtet und wir machen das Tor dann an der anderen Ecke der Fahrzeughalle wieder auf und da können sie am Ende wieder rausgehen."

    Auch wenn das nur eine Großübung ist, die Hilfe der Studenten könnte schon bald im Ernstfall gebraucht werden. 15.000 Menschen sind derzeit in Deutschland mit dem Virus der Schweinegrippe infiziert. Obwohl die Anzahl der Fälle zurückgeht, erwarten Experten im Herbst eine neue Welle der Schweinegrippe. Anfang September will die Impfkommission des Robert Koch Instituts entscheiden, ob es zu Massenimpfungen kommt. Bundesweit könnten dann in kurzer Zeit rund 35 Millionen Menschen geimpft werden. Im Oktober soll der Impfstoff zur Verfügung stehen. Die Essener Medizinstudenten jedenfalls wären dann einsatzbereit und könnten Arztpraxen und Kliniken entlasten. Denn nach der Ausbildung haben sie sich verpflichtet, mindestens ein Jahr lang als Impfhelfer zur Verfügung zu stehen.

    "Das ist auf jeden Fall gut, dass man nicht nur praktisch daneben steht, sondern auch mal aktiv helfen kann und wenn wirklich so etwas ausbricht, dass man den Menschen helfen kann, ihnen eine Impfung gibt und die dann nicht krank werden. Das ist auf jeden Fall wichtig."

    "Ich denke auch, das ist beruhigend für die Bevölkerung, zu wissen, dass genügend Leute ausgebildet werden in der Hinsicht."