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Medizinstudierende
Warten auf den Corona-Einsatz

Die Krankenhäuser rüsten ihre Intensivstationen aufgrund der Coronakrise auf. Auch Medizinstudierende sollen dabei mithelfen. Und es gibt viele Bewerber – noch arbeiten aber nur wenige mit.

Von Tobias Krone | 24.03.2020
Eine Infektiologin in Schutzausrüstung steht mit vorgefertigten Fragebögen in der Eingangstür der Corona-Ambulanz an der Uniklinik Dresden.
Bald wird jede helfende Hand benötigt: Medizinstudierende bewerben sich derzeit für den Einsatz (imago / Max Stein)
Frühmorgens erreicht man Jonas Günther in seiner Kölner Wohnung am besten. Der 24 Jahre alte Medizinstudent ist im achten Semester. Tagsüber ist er beim Helfen – gegen Corona.
"Beim Gesundheitsamt der Stadt Köln und unterstütze da die Ärztinnen und Ärzte und die Pflegenden und eigentlich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter."
Studierende, die ihr Physikum hinter sich haben, werden gesucht von den oft chronisch unterbesetzten Behörden, denn sie haben Fachwissen – können bei der Telefonhotline Bürgerinnen aufklären und mithelfen bei der Detektivarbeit auf der Suche nach Ansteckungen, dem sogenannten Tracing. Jonas Günther ist es ein inneres Bedürfnis, zu helfen.
Coronavirus
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"Es ist einfach ein gutes Gefühl und lenkt einen davon ab, zu Hause zu sitzen, zu grübeln und durch Twitter zu scrollen und dabei langsam wahnsinnig zu werden. Wenn man das mal so platt sagen darf."
So wie Jonas Günther wollen viele Medizinstudierende in ganz Deutschland mithelfen, Corona zu bekämpfen. Etwa an der Klinik Rechts der Isar der Technischen Universität München, wo sich inzwischen über 300 Studierende beworben haben. Die Klinik will Lehre und den Kampf gegen Corona verbinden. Peter Biberthaler, Professor für Unfallchirurgie:
"Wenn man junge Ärzte so früh wie möglich in die Verantwortung nimmt, dann setzt das in denen auch früh einen Prozess in Gang, dass sie sich mit dem Thema viel mehr identifizieren und dann auch viel mehr lernen und mitnehmen. Und das Ergebnis dann für alle auch am besten ist."
Studierende werden in der Pflege eingesetzt
Inzwischen ist die TU München dazu übergegangen, Studierende in der Pflege einzusetzen – und zwar vor allem auf den Stationen, die keine Corona-Patientinnen behandeln. Nick Seifert vom Fachschaftsrat der TU-Medizinstudierenden.
"Das erste ist natürlich der Schutz der Studierenden, die ja in der Ausbildung im klinischen Know-how natürlich so ein bisschen zurückzusetzen sind gegenüber den erfahrenen examinierten Pflegekräften. Das ist der eine Grund. Der andere Grund ist aber auch ganz klar: Dass der Covid-Patient natürlich vor allem intensivpflichtig wird - und dann ist er ja in der Klinik -, etwas komplexer zu versorgen sind. Und dann ist das Ziel, dass die examinierten Pflegekräfte bei den schwieriger, komplexer sind. Und bei den normaler zu behandelnden Patienten, da werden die Studierenden eingesetzt."
Das ermögliche wiederum, mehr reguläres Pflegepersonal für die Versorgung der Corona-Fälle einzusetzen. Die Zahl ist gerade noch sehr überschaubar. Gut 30 Studierende leisteten gerade ihr ohnehin verpflichtendes Pflegepraktikum ab, 20 seien derzeit laut TU als Werksstudierende angestellt.

Bei über 300 Bewerbungen komme die TU gerade kaum mit dem Andrang hinterher, heißt es aus dem Fachschaftsrat der Medizinstudierenden. Doch Sprecher Nick Seifert glaubt, am Ende könnte es schnell gehen.
"Wenn wir in unsere Nachbarländer schauen, da gibt es natürlich Situationen, da ist selbst mit maximalem Einsatz eines jeden Studierenden immer noch ein Mangel zu begründen. Deswegen alle her, die können, die wollen – und wenn es keine Antwort gibt, dann wird es sicherlich irgendwann eine Antwort geben."
Hygieneschulung auch online verfügbar
Inzwischen laufen Hygieneschulungen für Studierende, noch gibt es dafür Personal. Aber im Fall einer Personalnot hätte die TU jetzt auch Onlinematerial zur Selbstschulung. Noch sei die Lage am Münchner TU-Klinikum ruhig, sagt Louise Hegge, die gerade ihre Famulatur, also ihre praktische Ärztinnenausbildung, macht:
"Es ist tatsächlich ein bisschen wie die Ruhe vor dem Sturm. Es wird eben aktiv versucht, die Leute, die nicht unbedingt da sein müssen, nach Hause zu lassen, also sie wirklich schnell gesund zu bekommen. Und natürlich auch, alle nicht unbedingt nötigen Eingriffe abzusagen."
Bald endet die Famulatur für Louise Hegge. Dann will sie irgendwie helfen. Ob beim Testen von Verdachtsfällen, in der Pflege oder beim Aufbauen von Isolierzelten – Hauptsache, irgendetwas tun.