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Meere mit Magnetfeld

Geophysik. – Die Ozeane erzeugen ihr eigenes Magnetfeld. Diese Erkenntnis verdanken Geophysiker vom Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) den Messungen des deutschen Magnetfeldmesssatelliten CHAMP. In der aktuellen Ausgabe von "Science" stellen sie die Untersuchungen vor, die bislang eher belächelte Annahmen bestätigen.

    "Meerwasser ist ein sehr guter elektrischer Leiter, weil sich die Salze in positive und negative Ionen aufspalten. Wenn sich ein sehr guter Leiter durch das Erdmagnetfeld bewegt, wirken Lorenzkräfte, die die positiven Ionen in eine, die negativen in die andere Richtung lenken", erklärt Stefan Maus vom GFZ. Durch diese Auftrennung entstehen elektrische Felde, Ströme beginnen zu fließen und die erzeugen zusammen mit dem umgebenden irdischen Magnetfeld eigene Magnetfelder. Die sind mit einem Zehntel Nanotesla zwar um fünf Größenordnungen geringer als das Erdmagnetfeld, doch die empfindlichen Instrumente von CHAMP konnten sie trotzdem messen.

    "Für mich war es sehr überraschend", erklärt Maus, "es gab zwar Leute, die das schon seit längerem behauptet haben, das wurde allerdings nicht sonderlich ernstgenommen." Doch die Messungen zeigen dieses Phänomen sogar mit erstaunlicher Klarheit. Die Magnetfelder konnten mit derartiger Deutlichkeit nachgewiesen werden, dass Maus und seine Kollegen sie möglicherweise sogar zur Kartierung der Meeresströmungen nutzen wollen. Langfristig könnten mehrere Satelliten die Erde permanent umkreisen und entsprechende Daten sammeln, um so die Meeresströmungen permanent überwachen zu können. Diese Daten hätten große Bedeutung für die Überwachung von Weltklima und CO2-Haushalt. Allerdings setzt die Flughöhe der Satelliten dem Verfahren Grenzen. Bei einem Mindestorbit von 300 Kilometern können nur Strukturen von einigen 100 Kilometern und mehr beobachtet werden. Ob diese Auflösung für das angestrebte Ziel ausreicht, bleibt ebenso abzuwarten, ob sich diese Methode gegen konkurrierende durchsetzen kann.

    [Quelle: Ralf Krauter]