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Tiefseebergau
Meeresbodenbehörde berät in Jamaika

Die Internationale Meeresbodenbehörde, ISA, berät in Jamaika über Regelungen für die kommerzielle Ausbeutung von Rohstoffen in der Tiefsee einzuschränken. Umweltverbänden warnen vor großen Risiken, unter anderem für bedrohte Tierarten.

    Eine schwarze Rauchwolke am Meeresboden in Kiel (Schleswig-Holstein). Um den Lebensraum im Meer zu schützen, werden gerade Regeln für den Tiefsee-Bergbau entwickelt.
    Für den Tiefsee-Bergbau werden neue Regeln entwickelt. (picture alliance/GEOMAR - Helmholtz-Zentrum Kiel)
    Zunächst tagt eine technische Kommission der ISA, ab Mitte März ist ein Treffen des Rats geplant. Bei vorangegangenen Verhandlungen hatten sich mehrere Länder, darunter Jamaika, Spanien, Deutschland, Costa Rica und Panama, für eine Pause beim Tiefseebergbau ausgesprochen. In flachen Meeresgebieten bauen Unternehmen bereits Mineralien und Metalle ab, etwa vor den Küsten von Indonesien und Namibia.
    Umweltverbände kritisieren, dass die ISA sowohl für die Vergabe der Lizenzen auf der einen Seite und dem Schutz der Tiefsee auf der anderen Seite verantwortlich ist. Die Behörde hat bereits erste Explorationslizenzen vergeben. Verschiedene Unternehmen wollen Metalle wie Kupfer, Kobalt und Nickel sowie seltene Erden für die Elektroindustrie und Elektromobiliät gewinnen. Sie haben bereits ausgelotet, wo ein Abbau möglich wäre.

    Greenpeace: Tiefseebergbau gefährdet bedrohte Tierarten

    Einer Greenpeace-Studie zufolge birgt die Rohstoffgewinnung am Meeresgrund große Risiken für bedrohte Tierarten. Sie verursache Lärm und Sedimentwolken und gefährde etwa Blauwale und Delfine, erklärte die Umweltschutzorganisation im Februar bei der Veröffentlichung der Untersuchung. Wissenschaftler von Greenpeace und der englischen Universität Exeter fanden heraus, dass sich die geplanten Abbaugebiete mit den Lebensräumen von etwa 30 Walarten überschneiden. Vor allem im Pazifik schaffe der Tiefseebergbau Risiken für weltweit gefährdete Arten.
    Sollte der Tiefseebergbau von der ISA genehmigt werden, würden bis zu 200 Tonnen schwere Maschinen in Tausenden Metern Tiefe rund um die Uhr arbeiten, hieß es. Die Geräusche überschnitten sich mit Frequenzen, die Wale und Delfine zur Kommunikation und Navigation nutzten. Dadurch drohten den Tieren Desorientierung und Strandungen.
    Mitarbeiter vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel hatten Tests zum Tiefseebergbau einer belgischen Firma begleitet. Der Experte für Unterwasserbergbau, Häckel, sagte im Deutschlandfunk, die Auswirkungen seien sehr langfristig. Man habe an alten Experimenten aus den 1990er Jahren gesehen, das über mehrere Jahrzehnte eigentlich keine Erholung passiert sei. "Die Störungen, die wir jetzt setzen, werden wir auch noch in ein paar Jahrhunderten sehen", prognostizierte Häckel.
    Diese Nachricht wurde am 07.03.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.