
Damit ist Bolsonaro der erste Präsident Brasiliens, der nach seiner Amtszeit wegen eines Umsturzversuchs verurteilt wurde. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft und der Richter hatte Bolsonaro nach seiner Wahlniederlage Ende 2022 mit Militärs und Verbündeten einen Staatsstreich gegen die Regierung seines linken Nachfolgers Lula da Silva geplant. Ziel sei es gewesen, einen Ausnahmezustand zu verhängen und Neuwahlen durchzusetzen - allerdings habe Bolsonaro die Unterstützung der Militärführung nicht gewonnen.
Anwälte kündigen Rechtsmittel an
Bolsonaro war bei dem Urteilsspruch nicht persönlich auf der Anklagebank erschienen. Seit Anfang August befindet er sich wegen Verstößen gegen Auflagen im Hausarrest. Seine Anwälte kündigten an, das Urteil anzufechten. Die Verteidigung hatte die Vorwürfe im gesamten Verfahren zurückgewiesen und argumentiert, es lägen keine stichhaltigen Beweise für eine Beteiligung Bolsonaros an einem Umsturzplan vor.
Die Anwälte sprachen von einem "politischen Prozess", in dem ihr Mandant keine faire Chance gehabt habe. Sie verwiesen dabei auf den Obersten Richter Moraes, der sowohl eine zentrale Rolle in den Ermittlungen gespielt habe als auch selbst als mutmaßliches Ziel der Putschpläne genannt worden sei. Damit sei eine "Vorverurteilung" durch das Gericht unvermeidlich gewesen.
Am 8. Januar 2023, wenige Tage nach Lulas Amtsantritt, hatten Anhänger des Rechtspolitikers den Kongress, das Oberste Gericht und den Präsidentenpalast in Brasília gestürmt. Auch wenn sich Bolsonaro an diesem Tag nicht selbst in Brasilien, sondern in den USA aufhielt, warf ihm das Gericht eine indirekte Beteiligung an den Geschehnissen vor. Zudem soll er von Mordplänen gegen Lula, Vizepräsident Alckmin und Richter Moraes gewusst haben.
Diese Nachricht wurde am 12.09.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.
