Das Zahnfleisch geht zurück - Parodontitis. Oft beginnt die chronische Infektion schon in mittleren Jahren. Prof. Thomas Hoffmann von der Poliklinik für Zahnerhaltung in Dresden:
"In der Altersgruppe der 35- bis 44-Jährigen haben wir in etwa 15 Prozent schwere Parodontitis, in der älteren Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen bereits 25 Prozent. Das heißt, diese Patienten weisen Zahnfleischtaschen von mehr als fünf Millimeter auf in der Tiefe. "
Oft ist jedoch nicht mehr als nur das Gebiss betroffen. Verschiedene epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass Parodontitis mit einer Reihe anderer Erkrankungen einhergeht. So ist belegt, dass ein unbehandelter Diabetes die bakterielle Zahnfleischerkrankung begünstigt. Und umgekehrt verursacht Parodontitis Gefäßerkrankungen.
"Es werden Keime in das Blut ausgeschüttet, und diese Keime können zum Beispiel an der Gefäßwand als Kristallisationskern für die arteriellen Plaques wirken, so dass dort die arteriosklerotische Veränderung ihren Ausgang nimmt, so dass die Parodontitis ihrerseits dort ein Risiko darstellen kann."
Ob Herzinfarkt und Schlaganfall, bei beiden Erkrankungen ist Parodontitis als Krankmacher belegt. Andere Zusammenhänge werden bisher eher vermutet, die Studienergebnisse sind widersprüchlich. So kommen US-amerikanische Wissenschaftler in einer Studie zu dem Schluss, schwangere Mütter mit Parodontitis hätten mehr Frühgeburten. Eine deutsche Studie konnte dies allerdings so nicht bestätigen. Offen ist auch, wie weit die Parodontitis für Erkrankungen der Atemwege verantwortlich ist. Der Zahnarzt und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie, Wolfgang Bengel:
"Es gibt Zusammenhänge zwischen der Parodontitis und pulmonalen Erkrankungen, also Erkrankungen im Lungenbereich. Auch hier scheint der Pathomechanismus, also die Entstehung, damit zusammen zu hängen, dass hier eine Entzündungsreaktion zu Grunde liegt, die dann auch die Lungenerkrankung beeinflusst. Wobei bei einzelnen Zusammenhängen letztlich nicht ganz geklärt ist, ob hier wirklich ein eindeutiger kausaler Zusammenhang da ist oder ob nicht eine gemeinsame Ursache zu Grunde liegt dann."
Bei der Suche nach den gemeinsamen Ursachen für Parodontitis und andere Erkrankungen geraten zunehmend genetische Faktoren ins Blickfeld. Wie reagiert der Patient überhaupt auf bestimmte Bakterien? In diese Richtung geht auch die pharmakologische Forschung. Neue Medikamente sollen dem Immunsystem helfen, die Bakterien effektiv zu bekämpfen und gleichzeitig die Entzündungsreaktion bremsen. Damit könnte auch der Gewebsverlust des Zahnfleischs verhindert werden. Dr. Bengel:
"Die Entzündungsreaktion besteht ja letztendlich aus einer ganzen Kaskade von einzelnen Reaktionen, das ist ein sehr komplexes Geschehen, und in diese Kaskade kann man eingreifen, in dem man eben bestimmte Stoffe hemmt, die für diese Kaskade notwendig sind, und in dem man diese Stoffe hemmt, kann man die Reaktion abmildern dann. "
Es gibt offenbar sehr viele Gemeinsamkeiten zwischen dem Gewebeabbau bei Osteoporose, dem Knochenschwund, und dem Rückgang des Zahnfleischs. Forschungen an Mäusen zeigen, dass beide Krankheiten zu stoppen sind, wenn bestimmte Proteine im Körper gehemmt, andere wiederum stimuliert werden. Sicher wird es aber noch einige Jahre dauern, bis aus diesen Forschungen konkrete Therapien werden. Aber schon jetzt gibt es ganz reale Fortschritte zu vermelden – bei der Diagnose: dank parodontalem Screening:
"Es wird dort vom Zahnarzt ein Index erstellt, auf einfache Art und Weise, in dem er mit einer stumpfen Messsonde die Taschentiefe ermittelt, und das, die Tiefe, in Kombination mit bestimmten klinischen Reaktionen wie leichte Blutungen, die man beobachten kann, Plaqueanlagerungen, führt dann dazu, dass man die parodontale Situation klassifizieren kann. Und je nach Ergebnissen ist dann indiziert, eine weitergehende Untersuchung zu machen, etwa mit einer nachfolgenden Parodontalbehandlung dann."
So können die Fälle aufgespürt werden, die der Zahnarzt bisher bei der Routinekontrolle übersehen hat. Seit kurzen zahlen die Krankenkassen ein Screening - alle zwei Jahre.
"In der Altersgruppe der 35- bis 44-Jährigen haben wir in etwa 15 Prozent schwere Parodontitis, in der älteren Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen bereits 25 Prozent. Das heißt, diese Patienten weisen Zahnfleischtaschen von mehr als fünf Millimeter auf in der Tiefe. "
Oft ist jedoch nicht mehr als nur das Gebiss betroffen. Verschiedene epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass Parodontitis mit einer Reihe anderer Erkrankungen einhergeht. So ist belegt, dass ein unbehandelter Diabetes die bakterielle Zahnfleischerkrankung begünstigt. Und umgekehrt verursacht Parodontitis Gefäßerkrankungen.
"Es werden Keime in das Blut ausgeschüttet, und diese Keime können zum Beispiel an der Gefäßwand als Kristallisationskern für die arteriellen Plaques wirken, so dass dort die arteriosklerotische Veränderung ihren Ausgang nimmt, so dass die Parodontitis ihrerseits dort ein Risiko darstellen kann."
Ob Herzinfarkt und Schlaganfall, bei beiden Erkrankungen ist Parodontitis als Krankmacher belegt. Andere Zusammenhänge werden bisher eher vermutet, die Studienergebnisse sind widersprüchlich. So kommen US-amerikanische Wissenschaftler in einer Studie zu dem Schluss, schwangere Mütter mit Parodontitis hätten mehr Frühgeburten. Eine deutsche Studie konnte dies allerdings so nicht bestätigen. Offen ist auch, wie weit die Parodontitis für Erkrankungen der Atemwege verantwortlich ist. Der Zahnarzt und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie, Wolfgang Bengel:
"Es gibt Zusammenhänge zwischen der Parodontitis und pulmonalen Erkrankungen, also Erkrankungen im Lungenbereich. Auch hier scheint der Pathomechanismus, also die Entstehung, damit zusammen zu hängen, dass hier eine Entzündungsreaktion zu Grunde liegt, die dann auch die Lungenerkrankung beeinflusst. Wobei bei einzelnen Zusammenhängen letztlich nicht ganz geklärt ist, ob hier wirklich ein eindeutiger kausaler Zusammenhang da ist oder ob nicht eine gemeinsame Ursache zu Grunde liegt dann."
Bei der Suche nach den gemeinsamen Ursachen für Parodontitis und andere Erkrankungen geraten zunehmend genetische Faktoren ins Blickfeld. Wie reagiert der Patient überhaupt auf bestimmte Bakterien? In diese Richtung geht auch die pharmakologische Forschung. Neue Medikamente sollen dem Immunsystem helfen, die Bakterien effektiv zu bekämpfen und gleichzeitig die Entzündungsreaktion bremsen. Damit könnte auch der Gewebsverlust des Zahnfleischs verhindert werden. Dr. Bengel:
"Die Entzündungsreaktion besteht ja letztendlich aus einer ganzen Kaskade von einzelnen Reaktionen, das ist ein sehr komplexes Geschehen, und in diese Kaskade kann man eingreifen, in dem man eben bestimmte Stoffe hemmt, die für diese Kaskade notwendig sind, und in dem man diese Stoffe hemmt, kann man die Reaktion abmildern dann. "
Es gibt offenbar sehr viele Gemeinsamkeiten zwischen dem Gewebeabbau bei Osteoporose, dem Knochenschwund, und dem Rückgang des Zahnfleischs. Forschungen an Mäusen zeigen, dass beide Krankheiten zu stoppen sind, wenn bestimmte Proteine im Körper gehemmt, andere wiederum stimuliert werden. Sicher wird es aber noch einige Jahre dauern, bis aus diesen Forschungen konkrete Therapien werden. Aber schon jetzt gibt es ganz reale Fortschritte zu vermelden – bei der Diagnose: dank parodontalem Screening:
"Es wird dort vom Zahnarzt ein Index erstellt, auf einfache Art und Weise, in dem er mit einer stumpfen Messsonde die Taschentiefe ermittelt, und das, die Tiefe, in Kombination mit bestimmten klinischen Reaktionen wie leichte Blutungen, die man beobachten kann, Plaqueanlagerungen, führt dann dazu, dass man die parodontale Situation klassifizieren kann. Und je nach Ergebnissen ist dann indiziert, eine weitergehende Untersuchung zu machen, etwa mit einer nachfolgenden Parodontalbehandlung dann."
So können die Fälle aufgespürt werden, die der Zahnarzt bisher bei der Routinekontrolle übersehen hat. Seit kurzen zahlen die Krankenkassen ein Screening - alle zwei Jahre.