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Mehr als nur gute Grammatikkenntnisse

Globalisierung - dazu gehört, dass Unternehmen weltweit tätig sind und Firmen fusionieren. Dann sind die Mitarbeiter gefragt, ihre Fremdsprachenkenntnisse aufzufrischen, um den Kontakt zu ausländischen Kollegen oder Kunden zu halten. Wie Arbeitgeber ihre Mitarbeiter für den globalen Wettbewerb fit machen und deren sprachliche Fähigkeiten testen können, darum geht es bei der Konferenz "Sprachen & Beruf 2007" in Düsseldorf.

Von Svenja Üing | 18.04.2007
    "Because the equipment is very delicate, it must be handled with (a) caring, (b) careful, (c) care, (d) carefully. Ich würde antworten: (c) care. It must be handled with care.”"

    Und mit Antwort (c) liegt Holger Creutzburg richtig. Schwierig war das ohnehin nicht. Denn Creutzburg hält eine Demo-Version des TOEIC in Händen, zu der die Lösungen gleich mitgeliefert werden. TOEIC - das steht für "Test of English for International Communication”. Was der TOEFL-Test für den akademischen Bereich ist, ist der TOEIC für Geschäftsleute, erklärt Holger Creutzburg von ETS, die das Verfahren entwickelt haben:

    ""Der Test richtet sich in erster Linie an Unternehmen, die wissen wollen, ob die Mitarbeiter wirklich in der Lage sind, die Tätigkeiten, die für sie vorgesehen sind, so zu erledigen, wie das Unternehmen das gerne hätte."

    Der TOEIC ist in ein Sprachtest. Seit 1985 ist er weltweit im Einsatz, und seit 2001 wird er auch in Deutschland angewendet. In 200 Fragen prüft er das Hör- und Leseverständnis der Kandidaten. Ab Oktober werden auch die Sprech- und Schreibfähigkeiten einbezogen. Getestet werden also nur die reinen Fremdsprachkenntnisse.
    "In dem Moment, wo ein Unternehmen wirklich wissen will, wie der Kandidat konkret, bei den unternehmensspezifischen Aufgaben agiert und reagiert, muss ein Test her, der auf diese Anforderungen auch Bezug nimmt."

    Und darin sehen Kritiker ein Manko, das der TOEIC mit vielen anderen Tests teilt:

    "Die Tests sind alle so angelegt, dass sie doch sehr stark Sprachwissen abfragen, Aber da oft im Sprachunterricht der Schwerpunkt da sehr, sehr stark drauf gelegt wir, und wir eigentlich einen anderen Schwerpunkt haben, der immer wichtiger wird, meinen wir, dass wir da in Firmen oder für den Bedarf von Mitarbeitern doch etwas anders an die Sache herangehen muss."

    Gabriele Eilert-Ebke leitet den Fortbildungsbereich Business Communication bei Henkel in Düsseldorf. Sprachtests in der Wirtschaft müssten über das bloße Abfragen des Wissens hinausgehen und genau auf das Unternehmen abgestimmt sein, sagt Eilert-Ebke.

    "Zum Beispiel wenn wir einen Mitarbeiter haben im Bereich, sagen wir Marketing, der mit seinen Kollegen Kontakt aufnimmt, dann macht er das über E-Mail, dann werden da Inhalte per Telefon noch mal näher spezifiziert, dann kommt es zum Meeting, vielleicht werden dann auch bestimmte Vorschläge präsentiert. Das ist eine Kette von typischen Sprachhandlungen, die aufeinander aufbauen."

    Im Zentrum der diesjährigen Konferenz "Sprachen und Beruf" steht deshalb insbesondere die Frage, was wichtiger ist: grammatikalisch korrekt zu sprechen - oder von meinen ausländischen Kollegen und Kunden verstanden zu werden. Und dafür müsse man auch die sprachlichen und kulturellen Feinheiten kennen, sagt Astrid Mendoza, Projektleiterin der Konferenz:

    "Zum Beispiel wenn ein Engländer sagt "It's very interesting", würden wir als Deutsche eben davon ausgehen: Oh, das ist sehr interessant. Aber der Engländer meint eigentlich eher damit: Ja, ja, das ist ganz nett, aber da müssen wir uns nicht weiter drum kümmern, weil das eigentlich nicht interessant ist, aber das ist eine höfliche Art und Weise, das auszudrücken."

    Durch mangelnde sprachliche und kulturelle Kenntnisse entgehen vielen europäischen Unternehmen wichtige Exportgeschäfte. Das hat die EU-Kommission in einer aktuellen Studie herausgefunden. Und trotzdem: Wenn's um Fortbildungen geht, sind die Deutschen manchmal etwas müde, stellt Wolfram Brecht von der IHK Düsseldorf fest:

    "Und da müssen wir wirklich auch Überzeugungsarbeit leisten, natürlich nicht nur bei den Arbeitgebern, sondern auch bei den Mitarbeitern, dass es notwendig ist, um auch ihre eigene Mobilität zu ermöglichen."

    Gerade kleinere und mittlere Unternehmen müssten oft noch überzeugt werden, sagt Brecht. In größeren hingegen gehörten Sprachkurse und -tests häufig zum Firmenprogramm, hier zahlt das Unternehmen. Ansonsten sei das fremdsprachliche Know-how eine Bringschuld der Mitarbeiter. Die gehen nicht selten finanziell in Vorleistung oder lernen während ihres Urlaubs. Bei Erfolg erstatten Unternehmen dann die Kosten zurück.

    Für einen Test wie den TOEIC zum Beispiel gebe es in Deutschland erst seit einigen Jahren eine Nachfrage, sagt auch Holger Creutzburg von ETS. Aber mit den Anforderungen des Marktes werde die in Zukunft zunehmen, prognostiziert er. - Und wie soll die Reaktion auf das höfliche "It's very interesting" ausfallen, wenn ich noch keinen interkulturellen Sprachkurs erfolgreich besucht habe? Astrid Mendoza:

    " "Lächeln!”"