Helles Holz und farbige Akzente, pfiffige Möbel und knallbunte Stoffbezüge - die Büros am Karolinska-Institut erinnern an die Möbel-Ausstellungen einer IKEA-Filiale. Wer die betonierte Tristesse vieler deutscher Hochschulen gewohnt ist, empfindet den Karolinska-Campus als Wohltat: Überschaubare Backsteingebäude eingebettet in eine grüne Umgebung. Aber die Idylle allein hat das Institut nicht zu einer der erfolgreichsten Hochschulen in Europa gemacht. Entscheidend sind die Strukturen, betont der langjährige Rektor Hans Wigzell gegenüber deutschen Kollegen, die sich in letzter Zeit immer häufiger Rat suchend an ihn wenden.
" Ich hatte schon Delegationen deutscher Universitäten hier. Zum Beispiel von der Berliner Humboldt-Uni. Und da wurde ziemlich schnell deutlich, woran es hapert. Zuerst würde ich überprüfen, ob man überhaupt Fakultäten braucht. Wir haben die Fakultäten bei uns 1999 abgeschafft. Die Unterteilung in Fakultäten ist oft der schlimmste Feind einer moderne Universität, die ihre Kapazitäten voll ausnutzen will."
Hans Wigzell hat in seiner Zeit als Rektor von 1995 bis 2003 die Umstrukturierung des Karolinska-Instituts entscheidend mit vorangetrieben. Die Auflösung der medizinischen Fakultäten in viele kleine aber eng vernetzte Abteilungen war nur ein Teil seiner Strategie. Ein weiterer ist es, den finanziellen Druck auf die Forscher zu erhöhen. 70 Prozent der staatlichen Mittel, die das Karolinska-Institut jedes Jahr erhält, werden erfolgsabhängig an die Wissenschaftler verteilt.
" Früher bekam ein Professor am Karolinska-Institut sein gesamtes Gehalt garantiert. Heute hat er etwa drei Monate garantiert, den Rest muss er sich über seine Leistung verdienen. Wir belohnen also diejenigen, die sich besonders gut einsetzen, und bestrafen die, bei denen das nicht so gut funktioniert."
Der Erfolg gibt Hans Wigzell Recht: Im Frühjahr wurden 1300 Wissenschaftler aus 88 Ländern nach den besten medizinischen Hochschulen weltweit gefragt. Hinter den großen Universitäten in den USA und England kam das Karolinska-Institut auf Rang 7. Der beste deutsche Vertreter, die Medizin-Fakultät der Uni Heidelberg, fand sich erst auf Rang 16. Ein Ergebnis, auf das Carl-Johan Sundberg vom Karolinska-Innovationszentrum stolz ist.
" Das heißt aber nicht, dass wir zufrieden sind. Wir haben eine Menge zu tun. Wir müssen zum Beispiel noch internationaler werden, noch mehr deutsche, britische, indische, amerikanische und chinesische Forscher hier hin holen, für einen noch intensiveren Gedankenaustausch. Und die Finanzen sind natürlich auch eine zentrale Frage. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass uns der Staat weiterhin so viel Geld gibt, wie wir uns wünschen. Da brauchen wir mehr Standbeine."
Weniger als die Hälfte des Karolinska-Budgets finanziert der schwedische Staat - Tendenz fallend. Immer mehr Geld wird aus Industrie, Stiftungen und anderen Institutionen eingeworben. In Schweden legt man Wert darauf, dass ein möglichst großer Teil der Gesellschaft in öffentliche Prozesse, zum Beispiel die wissenschaftliche Arbeit eingebunden wird.
" Wir versuchen, sowohl mit Medien und Schulen, als auch mit Politik und Industrie zusammen zu arbeiten, um unsere Ergebnisse zu verbreiten und nutzbar zu machen. Da liegen wir ganz vorn in Europa. Wir haben ein System aufgebaut, das heißt "Karolinska Enterprise", wo wir Mitarbeiter und Geld haben, um Entdeckungen zu Patenten zu verwerten oder zu Lizenzen oder zu einer eigenen Biotech-Firma oder was auch immer sich eignet."
Die Forschungsergebnisse werden konsequent vermarktet. Für viel versprechende Neuentwicklungen gründet das Institut eigene Tochterfirmen - im Schnitt, so heißt es, jeden Monat eine. Der Gewinn dieser Firmen kommt dann wieder der Forschung zu gute und so weiter.
Der letzte Medizin-Nobelpreis für Forscher des Karolinska-Instituts liegt zwar mittlerweile schon 23 Jahre zurück. Aber: Gäbe es einen Nobelpreis für moderne und effektive Forschungsstrukturen - das Institut wäre ein ganz heißer Kandidat.
" Ich hatte schon Delegationen deutscher Universitäten hier. Zum Beispiel von der Berliner Humboldt-Uni. Und da wurde ziemlich schnell deutlich, woran es hapert. Zuerst würde ich überprüfen, ob man überhaupt Fakultäten braucht. Wir haben die Fakultäten bei uns 1999 abgeschafft. Die Unterteilung in Fakultäten ist oft der schlimmste Feind einer moderne Universität, die ihre Kapazitäten voll ausnutzen will."
Hans Wigzell hat in seiner Zeit als Rektor von 1995 bis 2003 die Umstrukturierung des Karolinska-Instituts entscheidend mit vorangetrieben. Die Auflösung der medizinischen Fakultäten in viele kleine aber eng vernetzte Abteilungen war nur ein Teil seiner Strategie. Ein weiterer ist es, den finanziellen Druck auf die Forscher zu erhöhen. 70 Prozent der staatlichen Mittel, die das Karolinska-Institut jedes Jahr erhält, werden erfolgsabhängig an die Wissenschaftler verteilt.
" Früher bekam ein Professor am Karolinska-Institut sein gesamtes Gehalt garantiert. Heute hat er etwa drei Monate garantiert, den Rest muss er sich über seine Leistung verdienen. Wir belohnen also diejenigen, die sich besonders gut einsetzen, und bestrafen die, bei denen das nicht so gut funktioniert."
Der Erfolg gibt Hans Wigzell Recht: Im Frühjahr wurden 1300 Wissenschaftler aus 88 Ländern nach den besten medizinischen Hochschulen weltweit gefragt. Hinter den großen Universitäten in den USA und England kam das Karolinska-Institut auf Rang 7. Der beste deutsche Vertreter, die Medizin-Fakultät der Uni Heidelberg, fand sich erst auf Rang 16. Ein Ergebnis, auf das Carl-Johan Sundberg vom Karolinska-Innovationszentrum stolz ist.
" Das heißt aber nicht, dass wir zufrieden sind. Wir haben eine Menge zu tun. Wir müssen zum Beispiel noch internationaler werden, noch mehr deutsche, britische, indische, amerikanische und chinesische Forscher hier hin holen, für einen noch intensiveren Gedankenaustausch. Und die Finanzen sind natürlich auch eine zentrale Frage. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass uns der Staat weiterhin so viel Geld gibt, wie wir uns wünschen. Da brauchen wir mehr Standbeine."
Weniger als die Hälfte des Karolinska-Budgets finanziert der schwedische Staat - Tendenz fallend. Immer mehr Geld wird aus Industrie, Stiftungen und anderen Institutionen eingeworben. In Schweden legt man Wert darauf, dass ein möglichst großer Teil der Gesellschaft in öffentliche Prozesse, zum Beispiel die wissenschaftliche Arbeit eingebunden wird.
" Wir versuchen, sowohl mit Medien und Schulen, als auch mit Politik und Industrie zusammen zu arbeiten, um unsere Ergebnisse zu verbreiten und nutzbar zu machen. Da liegen wir ganz vorn in Europa. Wir haben ein System aufgebaut, das heißt "Karolinska Enterprise", wo wir Mitarbeiter und Geld haben, um Entdeckungen zu Patenten zu verwerten oder zu Lizenzen oder zu einer eigenen Biotech-Firma oder was auch immer sich eignet."
Die Forschungsergebnisse werden konsequent vermarktet. Für viel versprechende Neuentwicklungen gründet das Institut eigene Tochterfirmen - im Schnitt, so heißt es, jeden Monat eine. Der Gewinn dieser Firmen kommt dann wieder der Forschung zu gute und so weiter.
Der letzte Medizin-Nobelpreis für Forscher des Karolinska-Instituts liegt zwar mittlerweile schon 23 Jahre zurück. Aber: Gäbe es einen Nobelpreis für moderne und effektive Forschungsstrukturen - das Institut wäre ein ganz heißer Kandidat.