Erklärt Wilhem Oberste-Beulmann vom Unternehmen Start-Zeitarbeit. Keine andere Branche boomt derzeit wie die Leiharbeit, Wachstumsraten von acht Prozent waren in den letzten Jahren normal. Und immer noch ist Zeitarbeit in Deutschland Entwicklungsgebiet. Nur 1,3 Prozent der Beschäftigten hier sind Leiharbeiter, in Großbritannien zum Beispiel sind es 4.4 Prozent. Dass die Branche erst jetzt so richtig Fahrt aufnimmt, liegt vor allem an den Regulierungen, die ihr bis zum Jahr 2003 auferlegt waren. Eine Leiharbeitsfirma durfte zum Beispiel keine befristeten Verträge mit Arbeitskräften abschließen, Auch Kettenverträge waren verboten, also der Abschluss eines Vertrages gleich im Anschluss an einen vorangegangenen. Erst im Zuge der Hartz-Gesetzgebung wurden diese Auflagen aufgehoben. Heute ist Zeitarbeit ein wichtiges Instrument in einer zunehmend flexibilisierten Arbeitswelt, sagt Petra Timm, Pressesprecherin beim deutschen Branchenführer randstad:
" Bevor ein Unternehmen sagt, ich verpflichte mich mit festen Mitarbeitern, greife ich zuerst auf die flexible Methode Zeitarbeit zurück. "
Diese Flexibilität ist den Firmen offenbar viel wert. Denn obwohl die Leiharbeiter für die Unternehmen teurer sind als normale Mitarbeiter - sie zahlen für sie zwei bis zweieinhalb mal soviel - greifen sie zunehmend auf sie zurück. Timm:
" Und die Zeitarbeit wird im Moment immer mehr strategisch eingesetzt, also nicht mehr so wie früher, ich brauch mal schnell ne Sekretärin oder ne Urlaubsvertretung, sondern die Unternehmen kucken, mit dem Personaldienstleister, am Anfang des Jahres, wie kann ich mein Personal flexibel halten und ein bestimmter Anteil Zeitarbeiter gehört dann einfach dazu und ich kauf mir damit Flexibilität als Unternehmen, das ist der eigentliche Grund. "
Unternehmen wollen Arbeitnehmer nur noch für die Zeiten einkaufen, in denen sie sie brauchen, gleichzeitig müssen es aber immer häufiger hochqualifizierte Fachkräfte sein. Noch stellen Hilfsarbeiter die größte Gruppe unter den Zeitarbeitern, nur drei Prozent sind Akademiker. Doch ein Wandel ist schon spürbar, meint Cornelia Hein von randstad.
" Es ist schon zu bemerken, dass es sich mehr und mehr wandelt, dass immer mehr Fachkräfte gesucht werden, im handwerklichen Bereich, aber auch im höher qualifizierten technischen Bereich und da wird es dann für uns manchmal schon schwierig, die passenden Bewerber zu finden, viele haben offenbar doch noch Berührungsängste beim Thema Zeitarbeit. "
Knapp die Hälfte der neuen Jobs in Deutschland entstand im vergangenen Jahr in der Zeitarbeit. Etwa 60 Prozent der Zeitarbeiter waren zuvor arbeitslos. Entsprechend will auch die Bundesagentur für Arbeit die Wachstumspotenziale der Zeitarbeit stärker zum Abbau der Arbeitslosigkeit nutzen. In der vergangenen Woche unterzeichnete sie mit den fünfzehn größten Zeitarbeitsfirmen eine entsprechende Vereinbarung.