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Mehr aus Müll machen

Müll ist inzwischen zu wertvoll, um ihn einfach wegzuwerfen: Mit immer besseren Verfahren werden Wertstoffe wie Metall und Kunststoff aus dem Abfall gewonnen. Der Rest wird zu Energie: Angesichts großer Verbrennungskapazitäten wird Müll sogar nach Deutschland importiert, um hier verbrannt zu werden. In Bremen gibt sich die Müllverbrennungsbranche derzeit auf der Messe "waste to energy" ihr Stelldichein.

Von Christina Selzer |
    Aus Abfall wird Energie: Galten früher Müllverbrennungsanlagen als Dreckschleudern, wird diese Art der Energiegewinnung immer wichtiger. Denn sie ist eine Methode, einen Ersatz für Energie aus fossilen Brennstoffen zu finden.

    Auch der Bremer Energieversorger swb geht neue Wege in der Abfallverbrennung und baut zurzeit ein Kraftwerk, das aus sogenannter Mittelkalorik Strom erzeugt, das ist eine Mischung aus Papier, Kunststoff, Holz und Verpackungsresten: Alles Stoffe, die nicht mehr recycelt werden können. Ab Januar geht das Kraftwerk in Betrieb und soll den Strombedarf von über 90.000 Bremer Haushalten decken. Das schont die Ressourcen, senkt den CO2-Ausstoß und auch die Brennstoffkosten, sagt Frank Schumacher Geschäftsführer der Swb:

    " Das Mittelkalorikkraftwerk MKK ist ein Beitrag zur Reduzierung, weil es die Möglichkeit hat, Strom zu erzeugen, so dass wir Steinkohle substituieren können. Wir können 210.000 Tonnen CO2 einsparen, das entspricht ca. 80.000 Tonnen Kohle. "

    Auf der Messe für Energie aus Abfall und Biomasse in Bremen wird gezeigt, welche Technologien auf dem Markt sind. Gleichzeitig gibt es eine Konferenz als Forum für die angewandte Forschung. Eine enorme Entwicklung habe es in den vergangenen Jahren gegeben, erklärt Henning Albers, Professor für Umwelt- und Biotechnik an der Hochschule Bremen. Die Anwendung dagegen stehe noch am Anfang. Henning Albers entwickelt Methoden, um Anlagen effizient zu machen. Denn Abfall ist nicht gleich Abfall. Hausmüll, Sperrmüll, Kunststoff, PVC, Gewerbeabfälle: Welcher Abfall in welche Anlage kommt, ist entscheidend:

    " Die Anlagen müssen damit ja fertig werden, Abfall ist heterogen. In dieser Verschiedenartigkeit liegt der Schlüssel. Man kennt das ja von Zuhause, dass man Abfälle mischt, die nicht passen, und die dann unterschiedliche Eigenschaften entwickeln, sowohl vom Energie- als auch Stoffgehalt. Dies genauer hinzukriegen, das ist die Aufgabe unserer Forschung. "

    Albers arbeitet an einem Modell, mit dem sich am Computer berechnen lässt, wie Abfall, der bestimmte Schadstoffe enthält, in verschiedenen Verwertungsanlagen behandelt werden muss. Und welche Auswirkungen die verschiedenen Abfallarten haben:
    " Gibt es die zum Beispiel, die Gefahr, dass Grenzwerte nicht eingehalten werden, die Gefahr, dass Aschemengen sich deutlich erhöhen, dass in der Rauchgasreinigung mehr Kalk zugegeben werden muss, der ja auch eingekauft werden muss, so dass die Wirtschaftlichkeit der Anlage aufs Spiel gesetzt wird? "

    Es geht in den nächsten Jahren darum, die Verbrennungsanlagen so zu verbessern, dass sie möglichst viel Strom oder Wärme liefern. Die Umweltingenieure sind überzeugt: Auch wenn noch einiges verbessert werden muss, um etwa die Emission von Schadstoffen zu verringern, die bei der Verbrennung entstehen, so trägt die energetische Verwertung von Abfall zum Klimaschutz bei. Seit 1990 ist es gelungen, den CO2-Ausstoß der Müllverbrennung um 35 Prozent zu reduzieren. Bei den Kohlekraftwerken sind es nur 15 Prozent.

    waste to energy - Fachmesse f. Energie aus Abfall und Biomasse