Ralf Krauter: Was da hinter dem Plan steckt, wollte ich von Christian Scherf wissen, dem Verwaltungsleiter des Forschungszentrums Desy in Hamburg. Erwischt haben wir ihn vorhin bei einer Konferenz im Hamburger Rathaus und meine erste Frage war, ob die heute bekannt gewordenen Eckpunkte für mehr Autonomie in der Wissenschaft ihm und der Großforschungseinrichtung, die er vertritt, das Leben künftig leichter machen?
Christian Scherf: Ja, das werden sie deutlich. Wir haben das selbst mit angestrengt vor eineinhalb Jahren. Die Helmholtz-Gemeinschaft, der Dachverband der Großforschungszentren in Deutschland, hat sich da intensiv Gedanken drüber gemacht, wie wir versuchen können, international besser aufgestellt zu sein. Und das ist jetzt der erste Schritt, zwar kein Gesetz, aber wahrscheinlich eine Initiative, die uns ermöglicht, in vielen Bereichen, die uns bisher behindern, flexibler und besser zu agieren.
Krauter: Einer dieser Bereiche sind Gehälter. Man muss, um Spitzenforscher ins Land zu holen oder hier zu halten, international konkurrenzfähige Gehälter bezahlen. Das war ja bislang schwierig bis unmöglich, wird sich jetzt ändern?
Scherf: Ich muss ein bisschen differenzieren: Es war zum großen Teil, oder lange, lange Zeit war es unmöglich. Wir haben in der Professorenbesoldung mittlerweile eine bessere Situation. Da zwingt uns nur ein Deckel über alles, dass wir nicht machen können, was wir wollen. Aber wir haben da bessere Verhältnisse als früher durch eine Reform vor einigen Jahren in der Besoldung. Nein, wir haben ein Problem bei dem allgemeinen wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Personal. Denn wir sind hier gebunden an den öffentlichen Tarif, und dieser ist nicht ausgerichtet auf konkurrenzfähige Gehälter im internationalen Wissenschaftsbereich. Wir konkurrieren international, wir müssen die besten Köpfe einwerben, und dazu müssen vernünftige Gehälter anbieten können. Aber, das muss man gleich sagen, nicht nur die Gehälter, sondern auch vernünftige Rahmenbedingungen. Meine Kollegen in den USA bieten nicht nur das Gehalt, die bieten darüber hinaus auch ein Haus, einen Kindergarten und das gesamte Drumherum. Das will ich gar nicht alles haben, aber wir müssen hier bessere Flexibilitäten bekommen, um gegenhalten zu können und attraktive Angebote für Wissenschaftler zu machen, die aus dem Ausland zurückkommen oder auch Menschen davon abzuhalten, ins Ausland zu gehen.
Krauter: Frau Schavan sagte heute in Berlin, das, was man jetzt beschlossen hat im Kabinett, sei ein Meilenstein für mehr Autonomie. Ist es wirklich ein Meilenstein oder doch nur ein kleiner Schritt auf dem Weg in Richtung mehr Flexibilität, die ja alle gewünscht haben viele Jahre?
Scherf: Wir haben uns gewünscht ein großes Gesetz. Das war ja auch so angekündigt, ein Wissenschaftsfreiheitsgesetz. Daraus ist nichts geworden. Ich glaube auch aus wahrscheinlich vernünftigen Gründen, weil man ein Gesetz einfach mit längerer Zeit vorbereiten muss, und das ist alles sehr kurzfristig jetzt umgesetzt worden. Die Initiative, die jetzt konkret auf dem Tisch liegt, ist unter Hochdruck betrieben worden. Sie erfüllt nicht ganz unsere Wünsche, aber sie ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Und das muss man auch sagen, muss man auch unterstützend für Frau Schavan und das Kabinett sagen, dass uns die Maßnahmen, die dort jetzt entschieden worden, schon auch helfen.
Krauter: Wo hätten Sie sich mehr gewünscht, wo ist die Politik denn noch zu kurz gesprungen?
Scherf: Zweierlei Dinge: Das eine ist, dass, was ich auch gerade gesagt habe, wir im Tarifbereich eigentlich eine neue Struktur brauchen, nicht nur einige Flexibilisierungen. Also wir brauchen eine Struktur, die dem Wissenschaftsbereich - und damit nicht nur dem wissenschaftlichen Personal, sondern auch dem nichtwissenschaftlichen Personal - Techniker und Ingenieure oder auch Administratoren - hilft. Da brauchen wir noch dringend weitere Maßnahmen. Im weiteren: Was wirklich jetzt ein wichtiges Thema ist, ist die größere Flexibilisierung unserer Handlungsfähigkeit. Wir sind immer noch gebunden an sehr komplexes Haushaltsrecht, und da gibt es deutlich noch weitere Flexibilisierungen, die uns im Vergleich zu anderen internationalen Laboren, in eine Lage versetzen würden, fast wie Unternehmen zu agieren. Das können wir zurzeit nicht. Einige Universitäten in Deutschland können das schon, die Länder sind da ein bisschen weiter vorweg. Wir hoffen, dass wir das auch im Bundeskontext für die außeruniversitäre Forschung bekommen werden.
Krauter: Was für mich so ein bisschen überraschend klang, war: Das Ganze soll 2009 starten, aber zunächst auf drei bis fünf Jahre befristet bleiben. Fällt Ihnen ein gutes Argument für diese Befristung ein? Die Probleme werden ja danach dieselben geblieben sein.
Scherf: Erstmal ist es, glaube ich, ein guter Grund, dass man so etwas wie einen Versuchsballon startet und sagt: Wir machen erstmal eine Testphase und gucken, was das gebracht hat. Man muss über dieses Thema weiter diskutieren. Es geht nicht, dass man ein Gesetz macht und dann dies Thematik vergisst. Es ist gut, wenn man eins macht und dann als Versuchsphase sich darum kümmert, dieses zu optimieren und möglicherweise auch noch weiterzubringen. Deswegen finde ich das nicht negativ, sondern den richtigen Schritt, der schnell umgesetzt werden konnte und der uns die Dinge bringt, über die wir jetzt lange, lange miteinander diskutiert haben.
Christian Scherf: Ja, das werden sie deutlich. Wir haben das selbst mit angestrengt vor eineinhalb Jahren. Die Helmholtz-Gemeinschaft, der Dachverband der Großforschungszentren in Deutschland, hat sich da intensiv Gedanken drüber gemacht, wie wir versuchen können, international besser aufgestellt zu sein. Und das ist jetzt der erste Schritt, zwar kein Gesetz, aber wahrscheinlich eine Initiative, die uns ermöglicht, in vielen Bereichen, die uns bisher behindern, flexibler und besser zu agieren.
Krauter: Einer dieser Bereiche sind Gehälter. Man muss, um Spitzenforscher ins Land zu holen oder hier zu halten, international konkurrenzfähige Gehälter bezahlen. Das war ja bislang schwierig bis unmöglich, wird sich jetzt ändern?
Scherf: Ich muss ein bisschen differenzieren: Es war zum großen Teil, oder lange, lange Zeit war es unmöglich. Wir haben in der Professorenbesoldung mittlerweile eine bessere Situation. Da zwingt uns nur ein Deckel über alles, dass wir nicht machen können, was wir wollen. Aber wir haben da bessere Verhältnisse als früher durch eine Reform vor einigen Jahren in der Besoldung. Nein, wir haben ein Problem bei dem allgemeinen wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Personal. Denn wir sind hier gebunden an den öffentlichen Tarif, und dieser ist nicht ausgerichtet auf konkurrenzfähige Gehälter im internationalen Wissenschaftsbereich. Wir konkurrieren international, wir müssen die besten Köpfe einwerben, und dazu müssen vernünftige Gehälter anbieten können. Aber, das muss man gleich sagen, nicht nur die Gehälter, sondern auch vernünftige Rahmenbedingungen. Meine Kollegen in den USA bieten nicht nur das Gehalt, die bieten darüber hinaus auch ein Haus, einen Kindergarten und das gesamte Drumherum. Das will ich gar nicht alles haben, aber wir müssen hier bessere Flexibilitäten bekommen, um gegenhalten zu können und attraktive Angebote für Wissenschaftler zu machen, die aus dem Ausland zurückkommen oder auch Menschen davon abzuhalten, ins Ausland zu gehen.
Krauter: Frau Schavan sagte heute in Berlin, das, was man jetzt beschlossen hat im Kabinett, sei ein Meilenstein für mehr Autonomie. Ist es wirklich ein Meilenstein oder doch nur ein kleiner Schritt auf dem Weg in Richtung mehr Flexibilität, die ja alle gewünscht haben viele Jahre?
Scherf: Wir haben uns gewünscht ein großes Gesetz. Das war ja auch so angekündigt, ein Wissenschaftsfreiheitsgesetz. Daraus ist nichts geworden. Ich glaube auch aus wahrscheinlich vernünftigen Gründen, weil man ein Gesetz einfach mit längerer Zeit vorbereiten muss, und das ist alles sehr kurzfristig jetzt umgesetzt worden. Die Initiative, die jetzt konkret auf dem Tisch liegt, ist unter Hochdruck betrieben worden. Sie erfüllt nicht ganz unsere Wünsche, aber sie ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Und das muss man auch sagen, muss man auch unterstützend für Frau Schavan und das Kabinett sagen, dass uns die Maßnahmen, die dort jetzt entschieden worden, schon auch helfen.
Krauter: Wo hätten Sie sich mehr gewünscht, wo ist die Politik denn noch zu kurz gesprungen?
Scherf: Zweierlei Dinge: Das eine ist, dass, was ich auch gerade gesagt habe, wir im Tarifbereich eigentlich eine neue Struktur brauchen, nicht nur einige Flexibilisierungen. Also wir brauchen eine Struktur, die dem Wissenschaftsbereich - und damit nicht nur dem wissenschaftlichen Personal, sondern auch dem nichtwissenschaftlichen Personal - Techniker und Ingenieure oder auch Administratoren - hilft. Da brauchen wir noch dringend weitere Maßnahmen. Im weiteren: Was wirklich jetzt ein wichtiges Thema ist, ist die größere Flexibilisierung unserer Handlungsfähigkeit. Wir sind immer noch gebunden an sehr komplexes Haushaltsrecht, und da gibt es deutlich noch weitere Flexibilisierungen, die uns im Vergleich zu anderen internationalen Laboren, in eine Lage versetzen würden, fast wie Unternehmen zu agieren. Das können wir zurzeit nicht. Einige Universitäten in Deutschland können das schon, die Länder sind da ein bisschen weiter vorweg. Wir hoffen, dass wir das auch im Bundeskontext für die außeruniversitäre Forschung bekommen werden.
Krauter: Was für mich so ein bisschen überraschend klang, war: Das Ganze soll 2009 starten, aber zunächst auf drei bis fünf Jahre befristet bleiben. Fällt Ihnen ein gutes Argument für diese Befristung ein? Die Probleme werden ja danach dieselben geblieben sein.
Scherf: Erstmal ist es, glaube ich, ein guter Grund, dass man so etwas wie einen Versuchsballon startet und sagt: Wir machen erstmal eine Testphase und gucken, was das gebracht hat. Man muss über dieses Thema weiter diskutieren. Es geht nicht, dass man ein Gesetz macht und dann dies Thematik vergisst. Es ist gut, wenn man eins macht und dann als Versuchsphase sich darum kümmert, dieses zu optimieren und möglicherweise auch noch weiterzubringen. Deswegen finde ich das nicht negativ, sondern den richtigen Schritt, der schnell umgesetzt werden konnte und der uns die Dinge bringt, über die wir jetzt lange, lange miteinander diskutiert haben.