Sie haben sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt, die Mitglieder der EUDEC - der European Democratic Education Communitiy. Der bisher lose Zusammenschluss aus Verbänden, freien Schulen und Einzelpersonen setzt sich für demokratischere Schulen und Bildungseinrichtungen in Europa ein. Das heißt: Mehr Mitbestimmung für Schüler und Studierende an ihren Lehranstalten. Doch was genau ist das, eine demokratische Schule? Gibt es die nicht längst? Nein, so der Pädagoge Henrik Ebenbeck. Der Lehrer aus Leipzig unterrichtet an einer freien Schule und kritisiert den oft trägen und demokratiefeindlichen Alltag im Regelschulsystem. Ebenbeck und seine Mitstreiter haben daher klare Ansprüche, die sie an demokratische Schule richten.
"Die beiden Kriterien, die genannt werden - wann ist eine Schule eine demokratische Schule? - sind: wenn die Kinder wirklich komplett frei über ihr Lernen entscheiden können. Also was und wie sie lernen wollen. Und wenn sie in regelmäßigen Schulversammlungen gleichberechtigt über Angelegenheiten ihrer Schule mitbestimmen können. Das sind eigentlich die beiden zentralen Kriterien für eine demokratische Schule."
Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, treffen sich ab heute die Teilnehmer der European Democratic Education Community zu ihrer ersten europaweiten Konferenz. Über 300 Gäste aus mehr als 20 Ländern werden in den kommenden Tagen in Workshops und Gesprächsrunden über Mitbestimmung und Teilhabe im Schul- und Hochschulbereich debattieren. Die Konferenz in Leipzig versteht sich als Plattform der freien Schulszene in Europa und soll künftig jedes Jahr stattfinden. Ablauf und Inhalt werden dabei in bester basisdemokratischer Manier von den Teilnehmern selbst bestimmt. Ebenbeck:
"Die Konferenz ist zweigeteilt, also einmal gibt es einen internen Teil, der dem Austausch dieser freien Schulen untereinander dient. Das ist ein sogenannter 'Open Schedule', also ein Stundenplan, der freie Zeiten und Räume vorgibt und von den Teilnehmern selber gefüllt wird. Also die können jetzt zum Beispiel vorschlagen: Ich möchte gern einen Workshop machen über das Thema Videospiele in freien Schulen, oder: Ich möchte gern eine Diskussionsrunde machen zum Thema Schulgericht oder Schulversammlung, so was."
Im öffentlichen Teil der Konferenz kann sich dann auch das interessierte Publikum mit in die Debatte einschalten. Vor allem Studierende sind eingeladen, ihre Meinung einzubringen. Gerade an den Hochschulen gebe es erhebliche Demokratiedefizite, so der Erziehungswissenschaftler Michael Gebauer, der die Konferenz mitorganisiert hat. Gebauer beklagt vor allem in den neuen Bachelor- und Masterstudiengängen mangelnde Mitbestimmung:
"Also die Studenten kriegen am ersten Tag ihres Studiums praktisch den kompletten Plan fürs gesamte Studium - wann, was stattfindet und was jetzt Pflicht ist. Da gibt es keine Spielräume mehr, sondern das ist total durchgeplant. Es gibt also keine Möglichkeit, also auf dieser Ebene, eigene Entscheidungen für Studienschwerpunkte oder für Interessen zu legen wie das in den herkömmlichen Studiengängen durchaus noch der Fall war. Da bestand die Möglichkeit, zu sagen: Gut, ich möchte gern hier mal reinhören, da mal reinhören - diese Möglichkeit ist im Grunde praktisch jetzt weggefallen."
Experten wie Michael Gebauer warnen daher vor einer weiteren Verschulung und Bürokratisierung der universitären Lehre. Stattdessen plädieren sie für mehr Freiräume und Mitsprache der Studierenden. Wie das aussehen könnte, zeigten Beispiele aus den Niederlanden, wo es erste Bestrebungen in Richtung Demokratisierung der Uni gebe, so Gebauer. Der Erziehungswissenschaftler erhofft sich daher von der Konferenz in Leipzig wichtige Impulse, um auch hierzulande weitere Demokratisierungsprozesse anzustoßen:
"Und das wäre für mich eine Vision, dass das auch hier möglich wäre, bei uns in Deutschland an den Universitäten und vielleicht auch gerade hier, Studierenden die Möglichkeit einzuräumen, quasi solche Experimente zu wagen. Also selbst über ihre Lerninhalte, über ihren Lern- und Erfahrungserwerb zu entscheiden, so weit das möglich ist."
Denn, ob und wann Mitbestimmung vor Ort auch in die Tat umgesetzt wird, wann also Schüler und Studierende tatsächlich den Lehrplan mitgestalten können, ist noch immer abhängig von der jeweiligen Bildungs- und Hochschulpolitik. Und die ist vor allem Ländersache. Vielleicht aber gibt die Konferenz von Leipzig aus ja Denkanstöße, die bis in die Ministerien und Behörden vordringen.
Tipp: Die Eudec hat einen eigenen Internetauftritt
"Die beiden Kriterien, die genannt werden - wann ist eine Schule eine demokratische Schule? - sind: wenn die Kinder wirklich komplett frei über ihr Lernen entscheiden können. Also was und wie sie lernen wollen. Und wenn sie in regelmäßigen Schulversammlungen gleichberechtigt über Angelegenheiten ihrer Schule mitbestimmen können. Das sind eigentlich die beiden zentralen Kriterien für eine demokratische Schule."
Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, treffen sich ab heute die Teilnehmer der European Democratic Education Community zu ihrer ersten europaweiten Konferenz. Über 300 Gäste aus mehr als 20 Ländern werden in den kommenden Tagen in Workshops und Gesprächsrunden über Mitbestimmung und Teilhabe im Schul- und Hochschulbereich debattieren. Die Konferenz in Leipzig versteht sich als Plattform der freien Schulszene in Europa und soll künftig jedes Jahr stattfinden. Ablauf und Inhalt werden dabei in bester basisdemokratischer Manier von den Teilnehmern selbst bestimmt. Ebenbeck:
"Die Konferenz ist zweigeteilt, also einmal gibt es einen internen Teil, der dem Austausch dieser freien Schulen untereinander dient. Das ist ein sogenannter 'Open Schedule', also ein Stundenplan, der freie Zeiten und Räume vorgibt und von den Teilnehmern selber gefüllt wird. Also die können jetzt zum Beispiel vorschlagen: Ich möchte gern einen Workshop machen über das Thema Videospiele in freien Schulen, oder: Ich möchte gern eine Diskussionsrunde machen zum Thema Schulgericht oder Schulversammlung, so was."
Im öffentlichen Teil der Konferenz kann sich dann auch das interessierte Publikum mit in die Debatte einschalten. Vor allem Studierende sind eingeladen, ihre Meinung einzubringen. Gerade an den Hochschulen gebe es erhebliche Demokratiedefizite, so der Erziehungswissenschaftler Michael Gebauer, der die Konferenz mitorganisiert hat. Gebauer beklagt vor allem in den neuen Bachelor- und Masterstudiengängen mangelnde Mitbestimmung:
"Also die Studenten kriegen am ersten Tag ihres Studiums praktisch den kompletten Plan fürs gesamte Studium - wann, was stattfindet und was jetzt Pflicht ist. Da gibt es keine Spielräume mehr, sondern das ist total durchgeplant. Es gibt also keine Möglichkeit, also auf dieser Ebene, eigene Entscheidungen für Studienschwerpunkte oder für Interessen zu legen wie das in den herkömmlichen Studiengängen durchaus noch der Fall war. Da bestand die Möglichkeit, zu sagen: Gut, ich möchte gern hier mal reinhören, da mal reinhören - diese Möglichkeit ist im Grunde praktisch jetzt weggefallen."
Experten wie Michael Gebauer warnen daher vor einer weiteren Verschulung und Bürokratisierung der universitären Lehre. Stattdessen plädieren sie für mehr Freiräume und Mitsprache der Studierenden. Wie das aussehen könnte, zeigten Beispiele aus den Niederlanden, wo es erste Bestrebungen in Richtung Demokratisierung der Uni gebe, so Gebauer. Der Erziehungswissenschaftler erhofft sich daher von der Konferenz in Leipzig wichtige Impulse, um auch hierzulande weitere Demokratisierungsprozesse anzustoßen:
"Und das wäre für mich eine Vision, dass das auch hier möglich wäre, bei uns in Deutschland an den Universitäten und vielleicht auch gerade hier, Studierenden die Möglichkeit einzuräumen, quasi solche Experimente zu wagen. Also selbst über ihre Lerninhalte, über ihren Lern- und Erfahrungserwerb zu entscheiden, so weit das möglich ist."
Denn, ob und wann Mitbestimmung vor Ort auch in die Tat umgesetzt wird, wann also Schüler und Studierende tatsächlich den Lehrplan mitgestalten können, ist noch immer abhängig von der jeweiligen Bildungs- und Hochschulpolitik. Und die ist vor allem Ländersache. Vielleicht aber gibt die Konferenz von Leipzig aus ja Denkanstöße, die bis in die Ministerien und Behörden vordringen.
Tipp: Die Eudec hat einen eigenen Internetauftritt