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Mehr Ehre für die Lehre

Nach der exzellenten Forschung soll nun auch die Lehre in den Rang der Exzellenz gehoben werden. Dafür richten die Kultusministerkonferenz und der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft einen gemeinsamen Wettbewerb aus. Offiziell eröffnet wird der Wettstreit mit einer Tagung an der Universität Saarbrücken.

Von Tonia Koch |
    Zeitgleich mit der Auftaktveranstaltung: Mehr Ehre für die Lehre, hat die Universität des Saarlandes beschlossen, 30 Prozent der im vergangen Jahr eingesammelten Studiengebühren direkt in die Lehre fließen zu lassen. Von insgesamt 7,4 Millionen Euro werden allein zwei Millionen für Tutoren, wissenschaftliche Hilfskräfte und Mentoren aufgewendet. Mit dem Geld der Studenten wird auch der Ausbau eines Kompetenzzentrums gefördert, das dafür sorgen soll, dass Lehrende Schlüsselkompetenzen erwerben. Genau an dieser Stelle habe die Universität des Saarlandes Handlungsbedarf, sagt der Asta-Vorsitzende Daniel Werner:

    "Wir haben regelmäßig noch Dozenten an unserer Universität, die ihre Vorlesung "leer" lesen, sprich, die Studenten gehen nicht mehr hin, weil nichts vermittelt werden kann."

    Für welche Zwecke die zehn Millionen Euro, die vom Stifterverband der Deutschen Wirtschaft und den Ländern für den Wettbewerb exzellente Lehre zur Verfügung gestellt werden ausgegeben werden sollen ist für den Asta-Vorsitzende eindeutig.

    "Der große Schwerpunkt sollte in meinen Augen darauf liegen, dass den Dozierenden die didaktischen Fähigkeiten vermittelt werden."

    Marie Bender hingegen, Studentin der Betriebswirtschaft, würde gerne für mehr Internationalität an der Universität sorgen, damit sich deutsche Universitäten von der Lehrkultur anderer etwas abschauen können:

    "Ich denke, dass sie Studentenfreundlicher sind, dass sie die Studenten als Teil ihres Systems betrachten. An deutschen Hochschulen hat man ja oft das Gefühl, es wäre alles schön, wenn die Studenten nicht da wären."

    Was an Initiativen für eine verbesserte Lehre gefördert werden wird, ist völlig offen. Zunächst wird ein Wettbewerb ausgelobt. Alle Universitäten und Fachhochschulen des Landes sind aufgefordert, Vorschläge einzureichen. Maximal eine Million Euro kann eine einzelne Universität oder Fachhochschule an Prämien erlösen, wenn sie beim Wettbewerb erfolgreich ist. Das bedeutet jedoch gleichzeitig, dass Defizite in der Lehre nicht ausgeglichen werden können. Das weiß auch Professor Ralph Alexander Lorz, Staatssekretär im Hessischen Wissenschaftsministerium und Länderkoordinator des Wettbewerbs "exzellente Lehre":

    "Diese zehn Millionen sind für Konzepte. Es geht um den Modellcharakter und nicht, um vor Ort einzelne Veranstaltungen damit zu fördern, sondern um Signale zu setzten wie könnte man es denn machen. Vor allem, um innovative Praxisbeispiele zu generieren. Insofern ist der Betrag nicht das Entscheidende sondern das Signal, das von diesem Wettbewerb ausgeht."

    Gesucht werden also "best-practice-Modelle", wie sie andernorts längst zur Anwendung kommen. Allein das vielfältige Interesse an der Auftaktveranstaltung lässt vermuten, dass eine Reihe von Hochschulen bereits Konzepte in den Schubladen haben. Dazu zählt auch die Universität des Saarlandes. Sie wird ihr "Teach the teacher – Programm" einreichen. Es zeigt den Lehrkräften der medizinischen Fakultät mit modernen elektronischen Hilfsmitteln auf, wie sie auf ihre Studenten wirken und wie sie ihre didaktischen Fähigkeiten zum Wohle der Studenten trainieren können. Ein Programm, das die Universität als beispielhaft ansieht. Uni-Präsident Volker Linneweber:

    "Exemplarisch heißt, dass solche sichtbaren Projekte, wie von dem, was wir in der Medizin machen, zunächst eine Ausstrahlung nach innen hat. Aber wir hoffen natürlich auch, dass es eine Ausstrahlung nach außen geben wird."

    Der Stifterverband setzt mit der heute gestarteten Kampagne auf eine Mobilisierung auf breiter Front und ist überzeugt, dass es im ureigensten Interesse der Hochschulen liegen müsste, mehr in die Lehre zu investieren und solche Anstrengungen auch zu honorieren. Verbandspräsident Arend Oetker:

    "Wir brauchen auch Professoren, die mehr "credit points" sammeln können, mehr Karrierechancen haben, wenn sie sich zumindest eine Zeit lang für die Lehre engagiert haben, das ist viel zu wenig der Fall."

    Ohne dass sich an der Berufungspraxis deutscher Universitäten, die nach wie vor auf den Forscherruf setzen, etwas ändert, kann der Systemwechsel hin zu einer verbesserten Lehre jedoch kaum funktionieren.