Maleike: Heute ist Weltfrauentag. Traditionell zum 8. März hört man viel über die wichtige Rolle der Frau im menschlichen Miteinander. Aber man hört auch viel über nicht-praktizierte Chancengleichheit und Probleme bei der Kinderfrage. Nach wie vor haben viele Unternehmen das wahre Potenzial von Mitarbeiterinnen noch nicht erfasst. Das zumindest beweist eine gerade erschienene Studie, die die "Initiative neue soziale Marktwirtschaft" Anfang Februar in rund 400 deutschen Unternehmen durchgeführt hat. Die Initiative versteht sich als branchen- und parteiübergreifende Plattform und bemüht sich, Menschen in Deutschland für marktwirtschaftliche Reformen zu gewinnen. Unterstützt wird sie durch Botschafter. Eine davon ist Professorin Dagmar Schipanski. Wie beurteilen sie die berufliche Chancengleichheit für Frauen?
Schipanski: Also das Bewusstsein, dass man Frauen in der Wirtschaft braucht, hat sich in den letzten Jahren erfreulicherweise deutlich herausgearbeitet. Diese Umfrage, die wir hier gemacht haben, da war ja eine Frage, kann die verstärkte Präsenz von Frauen im Wirtschaftsleben für mehr Effizienz und Produktivität sorgen? Und man höre und staune, 63 Prozent der befragten Entscheider in den Unternehmen beantworteten diese Frage mit Ja. Sie haben auch den Frauen ihre besonderen Kompetenzen bescheinigt. Das heißt: besondere emotionale Intelligenz, besondere Kommunikationsfähigkeiten und eine bessere Teamfähigkeit.
Maleike: Jetzt haben Sie die Entscheider angesprochen, aber eigentlich sind die Entscheider auch diejenigen, die dann tatsächlich etwas daran ändern könnten. Der Fakt ist aber nun mal wie er ist, wir haben immer noch diese bemängelte Chancenungleichheit für Frauen. Warum tut sich da nichts?
Schipanski: Ich gehe davon aus, dass sich diese Chancenungleichheit, die wir im Moment bemängeln, in den nächsten Jahren entscheidend verändern wird, nämlich wenn wir in der allgemeinen demografischen Entwicklung feststellen werden, dass wir auf die Arbeitskraft der Frauen unbedingt angewiesen sind. Das ist für mich immer wieder ein Phänomen. Denken Sie daran: In Krisenzeiten waren die Frauen immer stark im Beruf integriert. In etwas beruhigteren ökonomischen Zeiten sind sie vom Arbeitsmarkt verdrängt worden. Deshalb gehe ich davon aus – und das zeigt auch diese Umfrage -, dass die Entscheider in den Betrieben sich dessen bewusst sind, dass sie in Zukunft mehr weibliche Fachkräfte benötigen werden und dass sie auch auszubilden sind.
Maleike: Nach wie vor ist es aber so, dass die Frauen in den Führungsetagen immer noch in der Minderheit sind. Um wirklich etwas zu bewegen in der Wirtschaft, müssten die Frauen auch dort mehr Einzug halten. Wie kann man das denn schaffen?
Schipanski: Da haben Sie völlig Recht, dass das der entscheidende Punkt ist. Wir müssen erst einmal eine bestimmte kritische Masse erreichen in den Berufen überhaupt, die zu Entscheidungspositionen führen. Das heißt, wer ist denn in der Entscheidungsposition, wer ist denn in der obersten Manageretage? Das sind zum großen Teil Volkswirtschaftler. Das sind zum großen Teil Betriebswirtschaftler. Das sind aber auch sehr häufig Physiker und Mathematiker. Also müssen wir erst einmal in diesen Berufen entsprechend präsent sein, und wenn wir das sind und ausgebildet und in der Wirtschaft entsprechend eingesetzt haben, dann haben wir eine breitere Basis, um in die entscheidenden Führungsetagen zu kommen. Mich bedrückt das sehr, dass wir dort absolut unterrepräsentiert sind. Auch bei C4-Professoren haben Frauen einen Anteil von fünf bis acht Prozent. Fünf Prozent hatten wir schon 1920, das muss man sich überlegen. Insofern ist es auch dort für mich entscheidend, dass dort die Anzahl der Frauen, die in Frage kommen, um in solche Führungspositionen zu kommen, sich erst einmal erhöht. Dann gehe ich schon davon aus, dass wir für eine bestimmte Übergangszeit vielleicht doch eine Quotierung brauchen, nicht gerade in der Wirtschaft, aber im Wissenschaftsbereich und im öffentlichen Bereich.
Maleike: Wäre das wirklich im Sinne der Frauen, eine Frauenquote da einzuführen?
Schipanski: Es ist im Sinne der Frauen, um erst einmal auf die entsprechenden Positionen zu kommen. Es ist aber nicht im Sinne der Frauen, diese sozusagen über Jahrzehnte stabil zu halten, sondern ich glaube, wir müssen von der Quotierung sofort weg, wenn wir sehen, dass es ein selbstreproduzierbarer Prozess wird, dass Frauen bestimmte Positionen in Wirtschaft, Wissenschaft und im öffentlichen Leben einnehmen.
Schipanski: Also das Bewusstsein, dass man Frauen in der Wirtschaft braucht, hat sich in den letzten Jahren erfreulicherweise deutlich herausgearbeitet. Diese Umfrage, die wir hier gemacht haben, da war ja eine Frage, kann die verstärkte Präsenz von Frauen im Wirtschaftsleben für mehr Effizienz und Produktivität sorgen? Und man höre und staune, 63 Prozent der befragten Entscheider in den Unternehmen beantworteten diese Frage mit Ja. Sie haben auch den Frauen ihre besonderen Kompetenzen bescheinigt. Das heißt: besondere emotionale Intelligenz, besondere Kommunikationsfähigkeiten und eine bessere Teamfähigkeit.
Maleike: Jetzt haben Sie die Entscheider angesprochen, aber eigentlich sind die Entscheider auch diejenigen, die dann tatsächlich etwas daran ändern könnten. Der Fakt ist aber nun mal wie er ist, wir haben immer noch diese bemängelte Chancenungleichheit für Frauen. Warum tut sich da nichts?
Schipanski: Ich gehe davon aus, dass sich diese Chancenungleichheit, die wir im Moment bemängeln, in den nächsten Jahren entscheidend verändern wird, nämlich wenn wir in der allgemeinen demografischen Entwicklung feststellen werden, dass wir auf die Arbeitskraft der Frauen unbedingt angewiesen sind. Das ist für mich immer wieder ein Phänomen. Denken Sie daran: In Krisenzeiten waren die Frauen immer stark im Beruf integriert. In etwas beruhigteren ökonomischen Zeiten sind sie vom Arbeitsmarkt verdrängt worden. Deshalb gehe ich davon aus – und das zeigt auch diese Umfrage -, dass die Entscheider in den Betrieben sich dessen bewusst sind, dass sie in Zukunft mehr weibliche Fachkräfte benötigen werden und dass sie auch auszubilden sind.
Maleike: Nach wie vor ist es aber so, dass die Frauen in den Führungsetagen immer noch in der Minderheit sind. Um wirklich etwas zu bewegen in der Wirtschaft, müssten die Frauen auch dort mehr Einzug halten. Wie kann man das denn schaffen?
Schipanski: Da haben Sie völlig Recht, dass das der entscheidende Punkt ist. Wir müssen erst einmal eine bestimmte kritische Masse erreichen in den Berufen überhaupt, die zu Entscheidungspositionen führen. Das heißt, wer ist denn in der Entscheidungsposition, wer ist denn in der obersten Manageretage? Das sind zum großen Teil Volkswirtschaftler. Das sind zum großen Teil Betriebswirtschaftler. Das sind aber auch sehr häufig Physiker und Mathematiker. Also müssen wir erst einmal in diesen Berufen entsprechend präsent sein, und wenn wir das sind und ausgebildet und in der Wirtschaft entsprechend eingesetzt haben, dann haben wir eine breitere Basis, um in die entscheidenden Führungsetagen zu kommen. Mich bedrückt das sehr, dass wir dort absolut unterrepräsentiert sind. Auch bei C4-Professoren haben Frauen einen Anteil von fünf bis acht Prozent. Fünf Prozent hatten wir schon 1920, das muss man sich überlegen. Insofern ist es auch dort für mich entscheidend, dass dort die Anzahl der Frauen, die in Frage kommen, um in solche Führungspositionen zu kommen, sich erst einmal erhöht. Dann gehe ich schon davon aus, dass wir für eine bestimmte Übergangszeit vielleicht doch eine Quotierung brauchen, nicht gerade in der Wirtschaft, aber im Wissenschaftsbereich und im öffentlichen Bereich.
Maleike: Wäre das wirklich im Sinne der Frauen, eine Frauenquote da einzuführen?
Schipanski: Es ist im Sinne der Frauen, um erst einmal auf die entsprechenden Positionen zu kommen. Es ist aber nicht im Sinne der Frauen, diese sozusagen über Jahrzehnte stabil zu halten, sondern ich glaube, wir müssen von der Quotierung sofort weg, wenn wir sehen, dass es ein selbstreproduzierbarer Prozess wird, dass Frauen bestimmte Positionen in Wirtschaft, Wissenschaft und im öffentlichen Leben einnehmen.