Archiv


Mehr Geld, mehr Gesundheitsschutz

Die Erzieher und Erzieherinnen haben für bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Bezahlung gestreikt. Nun ist bis zum nächsten Dienstag erst einmal Streikpause. Am Mittwoch soll offiziell verhandelt werden. Sollte es keine Einigung geben, will Verdi den Arbeitskampf ausdehnen.

Von Jens Rosbach |
    Viele Erzieherinnen klagen schon seit Jahren: Die Arbeit in einer Kita sei extrem anstrengend.

    "Ich merke es im Rücken. Gerade wenn man auch Kinder heben muss, wenn man viel sich gebückt hat, einen langen Tag hatte, dann merkt man es abends schon im Rücken."

    "Je älter man wird, desto mehr spürt man die Knochen und die Nerven und alles. Das geht einfach alles nicht mehr."

    "Ich hatte vor sechs Jahren schon einen Bandscheibenvorfall."

    "Was ich auch merke, ist, wenn es ein stressiger, sehr lauter Tag ist, dass man abends halt Kopfschmerzen hat und sich erst einmal wirklich Ruhe gönnen muss, um sich von dem Tag dann zu erholen, weil er sehr lang und laut war."

    Die Gewerkschaften fordern deshalb Maßnahmen zur Gesundheitsförderung. Für Verdi-Chef Frank Bsirske ist es höchste Zeit, die 220.000 Betreuer in den in kommunalen Tagesstätten und Jugendhilfeeinrichtungen zu unterstützen.

    "Die Lärmkonfrontation ist enorm hoch, die Belastung des Rückgrates ist sehr, sehr hoch - sehr hoher Arbeitsdruck, unzureichende Personalbesetzung. Das alles fügt sich zu einem Gesamtbild, das sehr belastend ist auf der gesundheitlichen Seite und da muss was getan werden."

    Die Gewerkschaft verlangt einen sogenannten Gesundheitstarifvertrag. Dieser soll einheitliche Arbeitsstandards in den Kitas festschreiben - etwa in Hinblick auf Lärmdämmung und Entspannungsangebote. Um die Forderung durchzusetzen, sind seit vorvergangenen Freitag bundesweit 45.000 Erzieher in den Ausstand getreten - an drei Streiktagen. Protestschwerpunkte waren Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bayern und Saarland. Verdi fordert aber nicht nur Gesundheitsmaßnahmen, sondern auch Gehaltserhöhungen für die Betreuer.

    Die Arbeitgeber wehren sich gegen den Streik. Hartmut Matiaske von der Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände ist überzeugt, dass der Arbeitskampf rechtswidrig ist.

    "Das ist der erste Streik, den ich erlebe, wo die Gewerkschaften zu einem Streik aufrufen, ohne dass vorher Verhandlungen stattgefunden haben."

    Verdi erklärt dagegen, man habe die Arbeitgeber durchaus zu Gesprächen aufgefordert - diese hätten aber nicht geantwortet. Derzeit streiten sich beide Seiten vor dem Arbeitsgericht Kiel, ob die Kommunen genug Zeit gehabt haben, um auf das Gewerkschaftsangebot zu reagieren.

    Bis zum nächsten Dienstag ist erst einmal Streikpause. Am Mittwoch soll offiziell verhandelt werden. Sollte es keine Einigung geben, will Verdi den Kampf für Gesundheit und Gehälter der Kita-Betreuer ausdehnen.