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Mehr Goethe in Asien

Die Präsidentin des Goethe-Instituts, Jutta Limbach, hat es abgelehnt, ein hausinternes Papier, wonach 40 bis 60 Goethe-Instituten im Ausland die Schließung bevorsteht, zu kommentieren. Das Dokument sei Gegenstand von Beratungen im Finanzausschuss und von Gesprächen im Auswärtigen Amt. Gleichzeitig sprach sich Limbach dafür aus, die Anwesenheit des Goethe-Instituts in Asien zu verstärken.

Moderation: Katja Lückert |
    Katja Lückert: Mitgehört hat die Präsidentin des Goethe-Instituts Jutta Limbach. Frau Limbach, Gibt es wirklich ein internes Papier, in dem man über die Schließung von 40 bis 60 Auslandsinstituten nachdenkt?

    Jutta Limbach: Also erst mal möchte ich Ihnen sagen, dass schon die Aufzählung der Institutszahlen nicht stimmt. Da wird zum Schluss von 128 berichtet, und da hat Ihr Kollege auf einmal von diesen 144 Instituten nur die Auslandsinstitute gezählt. Diese Zahl ist relativ gleich geblieben. Wir haben doch in den zurückliegenden vier Jahren mindestens drei neue Institute eröffnet und keines im Ausland geschlossen, sondern nur hier in Deutschland Institute geschlossen. Das ist das eine. Jetzt die anderen Zahlen. Es gibt hier natürlich Konzepte, die innerhalb des Institutes ausgearbeitet werden und die auch sich über Einschnitte ins Netz verhalten. Aber ich habe nicht im Mindesten die Absicht, über dieses Papier gegenwärtig zu sprechen, denn es ist jetzt erst Gegenstand des Finanzausschusses, in dem ja auch einige Präsidiumsmitglieder mit von der Partie sind. Und dieses Papier, dieses Konzept ist Gegenstand eines sehr intensiven Gesprächs mit dem Auswärtigen Amt. Denn der Vorstand kann gar nicht ohne Zustimmung des Präsidiums und des Auswärtigen Amtes Schließungen vornehmen. Das muss abgesprochen werden. Ich bestreite aber nicht im Mindesten, dass wir über Einschnitte im Netz und dass der Vorstand auch über Schließungen nachdenkt. Nur sind wir noch nicht in dem Stadium des Verständigungsprozesses angelangt, der uns gestattet, mit solch einem Papier nach außen zu gehen und Sie mit Zahlen zu bedienen.

    Lückert: Es gab ja in den Jahren 97 und 98 verstärkt Diskussionen um Schließungen. Dann trat Goethe eher wieder in eine Konsolidierungsphase ein. Ist die jetzt zu Ende?

    Limbach: Es ist richtig, dass vor meiner Amtszeit - das war zu Hilmar Hoffmanns Amtszeit - Schließungen vorgenommen worden sind. Und dass wir danach eine relative Ruhe hatten. Nur muss man bedenken, dass seit dem Jahre 2001 unsere Infrastrukturmittel durch Sparvorgaben um 15 Millionen bis zum Jahr 2005 verringert worden sind. Und das bringt uns selbstverständlich in Schwierigkeiten.

    Lückert: 42 Prozent des Budgets der Goetheinstitute wird auf die Einrichtungen in Westeuropa verwandt. Soll es da in Zukunft eine Umverteilung geben? Und wenn ja, warum?

    Limbach: Die ist schon im Jahre 2003 zusammen mit allen Institutsleitern Europas beschlossen worden. Und jeder Institutsleiter hatte seitdem die Aufgabe, darüber nachzudenken, inwieweit, das heißt auch mit welchem Aufgabenspektrum, sein Institut in dem jeweiligen Land Westeuropas fortgeführt werden soll oder, wie Sie es so hübsch gesagt haben, geschrumpft werden soll. Das ist eine Aufgabe, vor der die Institutsleiter stehen und die ja sowohl in Italien als auch in Frankreich schon in Angriff genommen worden ist in den zurückliegenden zwei Jahren.

    Lückert: Wenn wir etwa an den Karikaturenstreit denken, sind denn die Verhältnisse in Europa schon so stabil, dass wir weniger Goethe haben können?

    Limbach: Also wenn wir das in Vergleich setzen zu unserem Verhältnis zur arabischen Welt oder zu Asien, dann kann ich Ihre Frage trotz der Karikaturen und des Konflikts, der sich daran geknüpft hat, nur bejahen. Es geht darum, die Aufmerksamkeit der auswärtigen Kulturpolitik in dieser ja seit dem Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs größer gewordenen Welt gerecht zu verteilen. Wenn Sie hören, das habe ich gestern erfahren, dass China beabsichtigt, in aller Welt 42 Konfuzius-Institute zu eröffnen, das zeigt, mit welchem Interesse jetzt auch China auf die anderen Teile der Welt blickt. Und dann denke ich, ist es nicht mehr als verständlich, wenn wir auch unsere Aufmerksamkeit auf dieses große und weite Reich - da meine ich nicht nur China - Asiens ausrichten wollen.